Missionierungswille mit eigenen Schulen

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Foto © Paul Georg Meister (pixelio)

WEIMAR. (hvd-th/hpd) Frohe Botschaft am Tage der Regierungsübernahme in Thüringen durch die evangelischen Pastorin Christine Lieberknecht (CDU) als Ministerpräsidentin und Pastor Christoph Matschie (SPD) als Kultusminister: Bereits im nächsten Jahr soll in der Kreisstadt Sömmerda eine weitere evangelische Grundschule eröffnet werden.

Das hat jetzt die „Evangelische Schulstiftung in Mitteldeutschland“ mitgeteilt. Das schulische Profil werde sich an reform-pädagogischen Ansätzen und christlicher Werten orientieren, heißt es. Das Schulkonzept wird termingerecht zur Vereidigung der neuen Minister vorgestellt.

Diese Schulstiftung beging zum Monatsbeginn ihr einjähriges Bestehen. Nach eigenen Angaben will die „Evangelische Kirche in Mitteldeutschland“ (EKM) mit dieser Einrichtung beweisen, wie wichtig ihr das Thema Bildung ist. Zugleich soll damit das EKM-Motto "Kirche macht Schule" bekräftigt werden.

Zum Anliegen der Stiftung hatte bei deren Gründung der EKM-Bildungsdezernent Christhard Wagner erklärt: „Unsere Ausgaben dafür sehen wir als Zukunftsinvestition. Damit beschränken wir uns nicht nur darauf, gute Schulen zu fordern, sondern übernehmen selbst Verantwortung.“

Derzeit befinden sich elf Thüringer Schulen in Trägerschaft dieser Stiftung: Sechs Grundschulen, eine Regelschule, vier Gymnasien. Weitere Schulen sollen gegründet werden. Ihre Schaffung begründet die Stiftung mit dem angeblich großen Interesse von Eltern an einer Wertebildung. Wobei die Kirche hierunter ausschließlich an „christliche Werte“ denkt.

Hierzu erklärt der Vorsitzende des Humanistischen Verbandes Thüringens (HVD), Siegfried R. Krebs: „Ethische und moralische Werte existieren unabhängig von der christlichen Religion. Sie sind durchaus älter als diese, man denke nur an die humanistischen Werte der Antike. Wertevermittlung sollte allgemeine Aufgabe sein und weltanschaulich-religiös neutral an öffentlichen Schulen gemeinsam für alle Kinder erfolgen. Damit sagen wir Humanisten nichts gegen Schulen in freier Trägerschaft, auch nicht in Trägerschaft von Religionsgemeinschaften. Doch es stimmt schon bedenklich, wenn gerade die evangelische Kirche, die einen enormen Mitgliederverlust verzeichnet (nach eigenen Angaben verlor sie in den vergangenen zehn Jahren rund ein Fünftel ihrer Mitglieder) gerade jetzt die Gründung von Schulen in ihrer Trägerschaft forciert. Das deckt sich doch mit dem deutlich verkündeten Missionierungswillen. Und dies soll wohl insbesondere über die wachsende Anzahl von Kindergärten und Schulen von der ersten bis zur zwölften Klasse erfolgen.“

Krebs weiter: „Es gilt angesichts der realen demographischen und soziologischen Verhältnisse, die Qualität der staatlichen Thüringer Schulen zu halten und zu erhöhen. Die weitere Trennung der Kinder und Jugendlichen nach Glauben oder Weltanschauung sollte unterbleiben. Aber angesichts christlicher Expansionsbestrebungen sollte auch an Schulen in Trägerschaft weiterer freier Träger nachgedacht werden: Warum nicht auch an Humanistische Schulen in Trägerschaft des HVD...“

SRK