Das Kreuz mit Österreich

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Wiener Innenhof / Foto: Robert Babiak (pixelio)

WIEN. (fdb/hpd) Warum löst das EGMR-Urteil zu den Kreuzen in italienischen Klassenzimmern in Österreich einen Kulturkampf aus? Eine Mischung aus historischer Unbildung und Lebenslügen, wie Christoph Baumgarten satirisch festhält. (Dieses Kreuz könnte allerdings auch in Deutschland sein.)

Menschenrechte wollen die? Wenn die Mehrheit dagegen ist! In diesem Land entscheidet immer noch die Mehrheit. Die haben sich daran zu halten. Ja, das sind Menschenrechte! Weil, wo bleiben denn unsere? Unser Menschenrecht ist, dass wir die Mehrheit sind. Drum entscheiden da immer noch wir, was die dürfen und was nicht.

Überhaupt, was pudeln die sich so auf? Das Kreuz, das steht für unsere Kultur und unsere Geschichte. Die haben die Menschenrechte erfunden, die in der Kirche. Und die Frauenrechte. Das weiß man doch. Das soll anders gewesen sein? Ich soll Geschichte lernen? Warum bitte? Wenn ich's Ihnen sag: So war's. Das ist überhaupt kein religiöses Symbol das Kreuz. Das steht schon für die Kirche. Eh klar. Das steht fürs katholisch sein. Das gehört dazu bei uns.

Im Stephansdom sind protestantische Messen gelesen worden? Woher haben's den Blödsinn? Das war schon immer so bei uns. Drum haben wir ja die Demokratie erfunden. Also halt die in der Kirche. Was interessieren mich die Juden, die in Österreich gelebt haben? Waren Juden, keine Österreicher. Die Evangelischen sind auch ein bisserl Österreicher. Ein bisserl anders halt. Aber wir sind ja nicht so.

In dem Land leben zwei Millionen Menschen ohne religiöses Bekenntnis? Das haben Sie in der Statistik gelesen? Was gehen mich Statistiken an? Soll jeder glauben, was er mag. Nehmen wir ja niemandem weg. Das ist ein christliches Land. Die müssen sich halt anpassen. Das sind die Leute, die gegen unsere Wurzeln und unsere Geschichte sind. Die müssen sich anpassen an unsere Kultur.

Überhaupt, das sieht man, wo das hin geht. Jetzt nehmen sie uns das Kreuz. Dann verbieten sie Weihnachten. Nur damit die anderen ihr Kopftuch weiter tragen können. Dabei g'hört das schon lang verboten. Die sollen mir nicht kommen mit der Religion. Das sind alles Fanatiker. Wir, wir sind christlich. Deswegen sind wir ja so tolerant. Und überhaupt, wie kommen die dazu, was zu fordern, was sie daheim net haben. Sollen selber schauen, wie sie die anderen daheim behandeln. Das gilt auch für die Atheisten. Sollen net so empfindlich sein. Wir sind's ja auch nicht. Wir lassen uns eh alles gefallen. Und bevor wir kapieren, was los ist, haben die anderen das Sagen. Drum lassen mir uns nix mehr gefallen. Weil, unsere Kultur, die gehört geschützt.

Was unsere Kultur ist? Wenn sie's net sehen wollen, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Die österreichische Kultur, das ist halt, wie wir leben. Das reicht noch nicht? Was sind denn Sie für einer? Sicher auch so einer, der die österreichische Kultur zerstören will. Damit wir werden, wie die anderen. Wie's die Roten und die Grünen immer wollen. Nur, damit's eine Mehrheit haben. Ja, wir haben euch durchschaut. Jemand, der nachfragen muss, was unsere Kultur ist, da merkt man schon, woher der kommt. Der gehört eh net dazu. Kultur, das muss man fühlen. Wenn nicht, ist man dagegen.

Kommen'S mir net so deppert. San's a Tschopperl oder wollen'S mich häkeln? Das Schnitzel halt. Und die Musik. Der Beethoven. Und der Mozart. Darauf sind wir stolz. Und die Alpen. Und die Sisi. Warum soll' ich Mozart hören? Ich hör lieber den Hansi Hinterseer. Das ist unsere Kultur und darauf sind wir stolz. Und der Hermann Maier auch. Das muss man spüren. Sonst ist man ein vaterlandsloser Geselle.

So wie Sie mit Ihrer depperten Nachfragerei. Sie sind einer von denen, die uns immer vernadern im Ausland. Nur, weil ein Polizist einmal einen Neger g'haut hat, macht's gleich so einen Aufstand. Und was ihr über den Strache sagts! Nur, weil er die Wahrheit sagt. Dass wir uns zuviel gefallen lassen. Da gehören andere Saiten aufgezogen mit Euch und die Ausländer. Ihr werdet's schon noch sehen. Da g'hört einmal sauber gemacht. Weil, wir schützen unsere Kultur. Wir sind ja tolerant. Da können sich die anderen ein Beispiel nehmen. Und Sie übrigens auch.
 


(Wir danken der freidenkerIn für die Abdruckerlaubnis.)