"Los Caprichios" (Detail) Doch auch die positiven menschlichen Seiten übersieht er nicht. Es gibt genauso Szenen der Liebe, Mut, Tapferkeit, Verbundenheit und Humor. Er deckt also das gesamte Spektrum der menschlichen Erscheinungsformen ab.
Die vier Graphikzyklen „Los Caprichios”, „Los Desastres de la Guerra”, „La Tauromaquia” und „Los Proverbios” zeigen die künstlerische Beschäftigung und Umsetzung mit den komischen, visionären und dämonischen Seiten des Menschen. Er inszeniert Grauenhaftes mit hintergründigem Spott und Satire.
Als erstes sieht man die "Los Caprichos" ("Einfälle"). Dieser aus 80 Blättern bestehende Zyklus ist in den Jahren 1797-1799 entstanden. Er zeigt die sich dem Verfall nähernde bürgerliche Gesellschaft. Das Verhalten der Menschen untereinander wird durch Gewalt, Habgier, Prostitution und Aberglaube bestimmt.
Der Tod 4 Sehr kompakt gehängt folgen die 80 Blätter des "Los Desastres de la Guerra" ("Die Schrecken des Krieges") Sie thematisieren die menschlichen Grausamkeiten und die verheerende Hungersnot während der spanischen Befreiungskriege. Sehr direkt und schonungslos zeigt er die Brutalität, die menschenverachtende Metzelei, Elend und Aggressivität des Krieges. Mit heutiger Kriegsberichterstattung verglichen, kann man die erschreckende Parallelität nicht übersehen.
Und wenn man dann weiter geht und die Stierkampfszenen betrachtet, die angeblich so harmlos daherkommen, kann man kaum die fortgesetzte Brutalität übersehen, die sich an die Bilder des Krieges nahtlos anreiht.
Der Tod des Pepe Hillo "La Tauromaquia" ("Kunst des Stierkampfs") ist zwischen 1814 und 1816 entstanden. Erst beim genauen Hinsehen, kann man die technische Perfektion der Bilder sehen. Handwerklich perfekt, fast fotografisch genau hält er einzelne Momentaufnahmen fest. Damit wird die Spannung, aber auch die Brutalität des spanischen Stierkampfes meisterhaft wiedergegeben.
"Los Proverbios" ("Sprichwörter") ist eine sehr geheimnisvolle Serie innerhalb des druckgraphischen Werkes. Sie sind vermutlich
Torheit der Furcht 1815 bis 1824 entstanden und spiegeln eindeutig das Spätwerk Goyas wieder. Eigentümlich fliegende Hexenwesen oder schwebende Gestalten kehren als Motiv immer wieder und zeigen die Nähe zu Goyas bedeutenden "Schwarzen Gemälden" auf.
Auf jeden Fall eine einmalige und lohnende Chance, Goyas Werk in dieser Fülle und Qualität zu sehen.
Elke Schäfer
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Botschaft von Spanien, Berlin. Das Projekt wird unterstützt vom Ministerpräsidenten des Landes NRW. Die Kunstsammlungen der Städtischen Museen Zwickau werden gefördert vom Kulturraum Vogtland-Zwickau.
Katalog zur Ausstellung:
Francisco de Goya – Radierungen. Die Sammlung des Morat-Instituts., Edition Braus, Heidelberg, 3. ergänzte Auflage, 2007 (168 Seiten, 253 S/W-Abb. u. 104 Duoton-Tafeln, Preis: 20,00 €)
Alle Bilder: wikimedia.commons.francisco de goya