Ein schwäbischer „Eulenspiegel“ zu Gast

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Seniorenkreis / Foto: Julia von Staden

STUTTGART. (dhuw/hpd) Mitte März stand beim Senioren- und Freundeskreis der Humanisten Württemberg eine ganz besondere Buchvorstellung auf dem Programm: Der Autor und Freidenker Hellmut G. Haasis stellte eindrücklich seinen dokumentarischen Roman „Heisel Rein der Gscheite Narr“ vor, über den noch viel zu unbekannten Betzinger Eulenspiegel und sympathischen Spötter.

Ein schwäbischer Eulenspiegel ist auch Hellmut G. Haasis selbst. Und wie er die Streiche des 1878 im Dorf Betzingen bei Reutlingen geborenen Heisel Rein (eigentlich Reinhold Häußler) vorträgt, das ist eine wahre Freude.

Dass Haasis den Heisel Rein überhaupt für sich entdeckt hat, ist einer Verstrickung aus glücklichen Zufällen geschuldet, angefangen bei einem Kommentar seiner Schwiegermutter („Du kommst mir grad so vor, wie der Heisel Rein“), als er von diesem noch nichts gehört hatte. Nach und nach trägt Haasis in Betzingen die verschiedenen Geschichten vom gescheiten Narr zusammen, dann die Entdeckung des Manuskripts „Meine Schwenke“ von Heisel Rein, weitere Recherchen folgen. So kann der Autor ein authentisches und pointiertes Bild zeichnen von diesem schwäbischen Unikat, das mit Spott, Fantasie und Mut jegliche Autorität auf die Schippe nahm, sei es das Militär, die Polizei oder die Kirche.

Sein Ende jedoch war tragisch. Es nahm seinen Anfang 1933, als er den Führerkult zu verulken begann. Heisel Rein wurde 1934 zur forensischen Psychiatrie verurteilt und in die Anstalt Weissenau gesteckt. Einmal konnte er von dort noch fliehen, wurde aber von der Gestapo alsbald wieder verhaftet. 1940 dann wurde auch er, wie 10.653 weitere Menschen, von den Grauen Bussen nach Grafeneck geschafft und dort von den Nationalsozialisten im Gas ermordet.

Das Schicksal dieses kritischen Spötters machte betroffen und stimmte die Zuhörer im Humanistischen Zentrum nachdenklich. Bei der anschließenden Diskussion wurden auch Parallelen zu unserer heutigen Zeit gezogen und die Bedeutung von kritischen Zeitgenossen und auch von mutigen Eulenspiegeln hervorgehoben. Hellmut G. Haasis bietet mit seinem Roman über Heisel Rein Inspiration – und eine bereichernde Lektüre. Der Roman „Heisel Rein der Gscheite Narr“ ist in der 7. Auflage im Freiheitsbaumverlag erschienen.

 

Über den Senioren- und Freundeskreis der Humanisten Württemberg

Der Senioren- und Freundeskreis der Humanisten Württemberg wird von dem Vorstandssprecher Walter Tannert und seiner Frau Heidi Tannert zusammen mit dem Geschäftsführer Andreas Henschel geleitet. Seit 13 Jahren kommen Mitglieder und Freunde der Humanisten Württemberg in der Regel einmal im Monat zu diesen gemeinsamen Treffen jenseits der größeren Veranstaltungen im Humanistischen Zentrum.

Ältere und auch jüngere Humanisten nehmen gerne die Möglichkeit wahr, in netter Atmosphäre Kontakte mit anderen Humanisten zu knüpfen, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen zu diskutieren oder einfach in geselliger Runde miteinander zu plaudern. Zu den gemeinsamen Aktivitäten zählen dabei Ausflüge in Stuttgart und der Umgebung (z. B. zum Freilichtmuseum in Beuren) oder Museumsbesuche und Bildervorträge über Reisen einzelner Mitglieder (z. B. über Costa Rica). Es werden aber auch ab und an Spiel- oder Dokumentarfilme angeschaut, Referate zu verschiedenen Themen (z. B. über die „Schwäbische Urmutter") gehört oder man hat die Möglichkeit sein eigenes Lieblingsgedicht den anderen vorzustellen – dabei gehören Kaffee und selbstgemachter Kuchen genauso zu den Treffen, wie die humorvollen und interessanten Anekdoten, die besonders die älteren Mitglieder zu erzählen wissen. Die Treffen des Senioren- und Freundeskreises der Humanisten Württemberg erfreuen sich deshalb größter Beliebtheit und sind somit eine wirkliche Bereicherung des Veranstaltungsangebots der Humanisten Württemberg.

Julia von Staden