Iran

Todesstrafe für Amir Tataloo wegen Blasphemie

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Amir Tataloo, einer der berühmtesten Künstler im Iran, wurde letztes Jahr zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Nun hat der Oberste Gerichtshof des Landes das Urteil nach einem Einspruch der Staatsanwaltschaft in ein Todesurteil umgewandelt – der Vorwurf lautet auf Blasphemie.

Während Amir Tataloo in Europa weitgehend unbekannt ist, genießt der Rapper im Iran Kultstatus. Mit mehr als zwanzig veröffentlichten Alben hat er sich durch einen spezifischen Mix aus Rap-, Pop- und R&B-Elementen einen Namen gemacht. Der 37-Jährige, der als Amir Hossein Maghsoudloo geboren wurde, ist eine polarisierende Figur. Unumstritten war der vollständig tätowierte Künstler nie: Immer wieder wurde ihm eine Nähe zum Mullah-Regime vorgeworfen. Er sorgte beispielsweise für Aufsehen, als er mit einem Lied das iranische Atomprogramm unterstützte oder zusammen mit Ebrahim Raisi, dem späteren Präsidenten des Iran, auftrat.

Amir Tataloo, Foto: © Pixoos, Wikipedia, CC BY-SA 4.0
Amir Tataloo, hier noch nicht vollständig tätowiert.
Foto: © Pixoos, Wikipedia, CC BY-SA 4.0

Seine extravagante Erscheinung und sein unkonventioneller Lebensstil brachten Tataloo jedoch zunehmend in Konflikt mit den Regierungsbehörden, die ihn schon länger als Bedrohung sahen, andererseits von seiner Popularität bei der Jugend profitieren wollten. Als ihm 2018 eine neue Lizenz als Musiker verweigert wurde, emigrierte er nach Istanbul. Auch im türkischen Exil sorgte der Rapper für Aufregung. Er hetzte in den Sozialen Medien weiterhin gegen Minderheiten, Frauen und Regimekritikerinnen. Die im September 2022 getötete Jina Mahsa Amini beschimpfte er als "Hure", die "so dumm war, dass sie sich wegen des Hidschabs umbringen ließ". Nachdem ein geplantes Konzert von Tataloo im Oktober 2023 in Oberhausen nach Protesten abgesagt worden war, bedrohten seine Anhänger Kritikerinnen wie Mina Ahadi, die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, mit dem Tod.

Der schillernde Musiker war jedoch nicht nur durch seine Äußerungen und Songs umstritten: Die türkischen Behörden ermittelten gegen Amir Tataloo wegen Vergewaltigung und Körperverletzung einer Minderjährigen. Im Dezember 2023 wurde Tataloo schließlich verhaftet und überraschend an die iranischen Behörden ausgeliefert. In seinem Heimatland wurde er wegen "Verbreitung von Unzucht und unmoralischen Handlungen" zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Anklage umfasste die Veröffentlichung "obszöner Inhalte", Propaganda sowie die "Ermutigung der jungen Generation zur Prostitution".

Wie die regierungskritische Zeitung Etemad am Sonntag berichtete, wurde Amir Tataloo vom Obersten Gerichtshof nach einem Einspruch der Staatsanwaltschaft wegen "Beleidigung des Propheten" zum Tode verurteilt. Das Mullah-Regime hat scheinbar den Stab über Tataloo gebrochen. Gegen das Urteil kann aber noch Berufung eingelegt werden.

Besonders besorgniserregend ist die steigende Zahl der Hinrichtungen im Iran. Laut dem UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, wurden im vergangenen Jahr dort mehr als 900 Menschen hingerichtet. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International prangern seit langem an, dass die Islamische Republik nach China das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit ist, auch wenn für China keine verlässlichen Zahlen vorliegen. Die Todesstrafe wird im Iran zunehmend als Instrument eingesetzt, um gesellschaftlichen Protest und die Opposition zu unterdrücken.„"

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