Gestern stand das "Betreuungsgeld" beim Bundesverfassungsgericht zur Verhandlung. Also die 150 Euro, die Eltern kriegen, wenn sie ihr Kind zuhause betreuen.
"Zwar sagen missgünstige Daten, dass die Kinder davon profitieren, wenn sie in die Kita gehen, und dass das Betreuungsgeld daher vor allem für sozial schwache Familien und Familien mit Migrationshintergrund nicht gut ist... Nur (die) Begründung für das Betreuungsgeld habe ich nicht ganz verstanden. Das Betreuungsgeld sei notwendig, so wurde die bayerische Sozialministerin Emilia Müller im Bayerischen Rundfunk zitiert, weil man sonst ja davon ausgehen müsse, dass der Staat die Erziehung besser machen würde als die Familie. Kommt jetzt als Nächstes die Aufhebung der Schulpflicht? Wenn der Staat das ja nicht besser macht als die Familie?"
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Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Die Logik ist wohl, was nix kostet ist nix Wert...
Der Bruch in dieser Argumentation kommt für mich bei der Höhe des Betreuungsgeldes, das für Eigenbetreuung nur 1/10 bis 1/6 des Betrages vorsieht wie dies für Fremdbetreuung ausgegeben wird. Die Kosten für die garantierte Fremdbetreuung müssen letztlich im Haushalt bereits für jedes Kind eingeplant sein, daher stehen diese Mittel auch potentiell für Eigenbetreuung in selber Höhe zur Verfügung.
Wenn man davon ausgeht, dass es bisher keine wissenschaftlich eindeutige Erkenntnisse gibt die besagen, dass die Fremdbetreuung besser (!) sei, müsste für die Eigenbetreuung derselbe Betrag wie für Fremdbetreuung bezahlt werden.
Das Argument mit sogenannten "sozial schwachen" Familien ist faschistisch und kann ich, da Faschismus generell abzulehnen ist hier nicht zählen lassen. Denn "sozial schwach" meint eigentlich "finanziell schwach" und den formalen Bildungsstatus. Eltern die "sozial schwach" sind als minder geeignet, ja damit als Minderwertig für die Betreuung von Kindern zu denken ist eindeutig faschistisch.
Zudem hilft ein Blick in das Grundgesetz:
Art 6 GG
(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.
Damit ist alles klar. Es darf a) keine verdachtsunabhängige Stigmatisierung von Eltern als für Ihre Kinder schädlich geben, b) "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht". In diesem Sinne wenn es für die Eltern sowohl Recht als auch Pflicht ist, sollte der Staat durch ein Betreuungsgeld in auskümmlicher Höhe - nicht nur 150 EUR Almosen - die Eltern in die Lage versetzen Ihr Recht wahrzunehmen und ihrer Pflicht nach zu kommen. Das die Betreuung der Kindern für die eltern laut Grundgesetz *zuvörderste obliegende Pflicht* ist, kann das Angebot einer Fremdbetreuung die stärker subventioniert wird nicht im Einklang mit dem Willen des Grundgesetz sein. Denn dies setzt Anreize zur Fremdbetreuung statt seiner *zuvördersten obliegenden Pflicht*, nämlich der Pflege und Erziehung der eigenen Kinder nach zu kommen.
Ausgehend von dem Umstand, dass staatlich subventionierte Fremdetreuung als Wahlmöglichkeit wie bisher erhalten bleiben soll, läßt sich dieser Widerspruch des zu niedrigen Betreuungsgeldes mit dem Grundgesetz nur heilen, indem das Betreuungsgeld in selber Höhe wie die ortsüblichen Kommunalen- und Staatlichen Zuschüsse zur Fremdbetreuung ausbezahlt wird. Damit ist Eigenbetreuung gleichwertig gesetzt, Anreize gegen die vom Grundgesetzt wie ausgeführt bevorzugte Eigenbetreuung sind kompensiert. 900-1500 EUR für die Eigenbetreuung versetzt die betreuende Person auch in die Lage sich frei für Eigenbetreuung zu entscheiden statt aus Angst vor Armut gegen eigenen Wunsch die Fremdbetreuung zu nutzen und einer Erwerbsarbeit nachzugehen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich muss hier doch mal ein Veto einlegen.
Jedoch ist meines Wissen nach Vater oder Mutter sein kein Beruf, der entsprechende Qualifizierung oder staatliche Prüfung voraussetzt und nach einer Lohntabelle honoriert wird. Für die schiere Existenz ihrer Kinder bekommen deren Eltern ja bereits Kindergeld, um die zusätzlichen Ausgaben, die ein Kind materiell benötigt, auszugleichen. Im übrigen findet die Erziehung eines Kindes auch außerhalb der Kita innerhalb der Familie statt, so dass Eltern, die ihr Kind fremdbetreuen lassen, ebenfalls ein Betreuungsgeld beanspruchen dürften - falls dieses in der Tat eine Art "Erziehungslohn" sein sollte.
Ich bin jedoch der Meinung, dass Eltern ihre Kinder nicht als Subjekte des Broterwerbs sehen sollten, sondern als Nachwuchs, der Freude bringt, weil es einfach bereichernd ist, Kinder zu haben. Das Kind an sich, seine positive Entwicklung begleiten zu dürfen, ist der wahre Reichtum.
Auch die Frage, ob "Fremdbetreuung" besser sei, als "Eigenbetreuung" halte ich für (teilweise) irrelevant. Sicher geht es z.T. um die im Idealfall professionelle Pädagogik, mit der Kinder außerhalb erzogen werden, aber - für mich viel wichtiger - steht doch wohl der soziale Kontakt im Vordergrund. Kinder haben in der Kita die Chance, mit Gleichaltrigen zusammenzukommen, die nicht unbedingt ihrem eigenen Kulturkreis entstammen. Dies betrifft auch den Kontakt biodeutscher Kinder zu Einwandererkindern. Es geht um das Erlernen sprachlicher und sozialer Kompetenzen mit professioneller Betreuung.
Die Verwahrung des Kindes im eigenen sozialen Umfeld (auch in Luxusvillen) engt den Erfahrungshorizont des Kindes ein, was ihm später Probleme bereiten mag, wenn es seine heimische Sphäre verlassen wird. Und dass es unterschiedliche soziale und finanzielle Schichten gibt, ist nicht faschistisch, sondern Realität. Faschistisch wird das Ganze erst, wenn aus diesen Unterschieden die Ausgrenzung der Betroffenen abgeleitet wird. Doch die Betreuung in einer Kita inkludiert Kinder ja gerade in diese unterschiedlichen Schichten und macht sie vertraut mit ihnen. Dies hilft Gegensätze zu überwinden und Verständnis füreinander zu gewinnen.
Deshalb bin ich gegen das Betreuungsgeld, weil es Kindern die Chance nimmt, ihren Horizont früh zu erweitern, um bessere Chancen im Leben zu haben. Dabei geht es mir gar nicht so sehr um den monetären Aspekt, dass Eltern fürs schiere Elternsein honoriert werden, sondern um das Kind.
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
„Zunächst kostet die Fremdbetreuung deswegen Geld, weil diese Arbeit Menschen übernehmen, die davon existieren müssen. So, wie Lehrer Geld dafür bekommen, dass sie Schüler unterrichten.“
Ich erkenne in dieser Aussage einen sehr neoliberal verkürzen Arbeitsbegriff, der nur (fremdbestimmte) Erwerbsarbeit als Arbeit betrachtet und die Reproduktion der Gesellschaft, die Care Arbeit, missachtet. Dabei ist volkswirtschaftlich ohne beide Formen der Arbeit kein Staat zu machen. Status quo ist aber, dass Carearbeit eben nicht wertgeschätzt wird und die Interessen der Wirtschaft an einem (Über)angebot an Arbeitskräften dafür lobbyieren, dass Eltern schleunigst wieder in die Erwerbsarbeit zurückkehren. Dabei wird zuweilen unterstellt, dass die Eltern dies wünschen. Aber wieso wünschen Sie es den? Wieso wünschen Eltern dass ihr Leben, die Betreuung Ihrer eigenen Kinder an Dritte ausgelagert wird? Weil sie sonst von Armut bedroht sind.
„Jedoch ist meines Wissen nach Vater oder Mutter sein kein Beruf, der entsprechende Qualifizierung oder staatliche Prüfung voraussetzt und nach einer Lohntabelle honoriert wird.“
Jedoch ist Vater und Mutter zu sein für die gesellschaftliche Reproduktion, und das geht weit über den Akt der Zeugung hinaus auch notwendig. Solange Menschen darauf verzichten Nachkommen zu zeugen, oder Nachkommen zeugen um sie dann aus finanzieller Not an Dritte zur stark subventionierten Betreuung geben zu müssen, ist eine Selbstbestimmte Elternschaft nicht möglich, und die jeweiligen Lösungen sind meist ein schmerzlicher Kompromiss aus der emotionalen Verbundenheit und dem Wunsch sein Kind zu betreuen und finanzieller Notlage.
„Für die schiere Existenz ihrer Kinder bekommen deren Eltern ja bereits Kindergeld, um die zusätzlichen Ausgaben, die ein Kind materiell benötigt, auszugleichen.“
Das ist per Definition falsch. Das Kindergeld ist nicht für das Kind gedacht, sondern Einkommensersatz für die Eltern, weil der Staat davon ausgeht das Erwerbschancen und Karriere sobald man Kinder hat leiden.
„ Im übrigen findet die Erziehung eines Kindes auch außerhalb der Kita innerhalb der Familie statt, so dass Eltern, die ihr Kind fremdbetreuen lassen, ebenfalls ein Betreuungsgeld beanspruchen dürften - falls dieses in der Tat eine Art "Erziehungslohn" sein sollte.“
Das ist per Definition falsch. Das aktuelle Betreuungsgeld wird eben nur dann gewährt, wenn keine staatlich subventionierte Fremdbetreuung gewählt wird
Was das zu niedrige Betreuungsgeld angeht, so sind es wohl eher die die Bessergestellten die es sich sowieso leisten konnten zu Hause zu bleiben und selbst zu betreuen. Wer arm ist und sein Auskommen nicht bereits gesichert hat für den sind 150 EUR mehr immer noch Armut.
„Ich bin jedoch der Meinung, dass Eltern ihre Kinder nicht als Subjekte des Broterwerbs sehen sollten, sondern als Nachwuchs, der Freude bringt, weil es einfach bereichernd ist, Kinder zu haben. Das Kind an sich, seine positive Entwicklung begleiten zu dürfen, ist der wahre Reichtum.“
Dem stimme ich voll zu. Es sollte jedoch auch Einkommens- und Vermögensunabhängig möglich sein, dass Eltern ihrer laut Grundgesetz „vördersten Pflicht“ ohne in Armut zu fallen nachkommen können. Das ist es mit 150 EUR Betreuungsgeld nicht getan.
„Sicher geht es z.T. um die im Idealfall professionelle Pädagogik, mit der Kinder außerhalb erzogen werden“
Leider ist die Vielfalt der ErzieherInnen heute nicht mehr so gegeben wir noch vor Jahrzehnten. Wer will schon für seine Ausbildung bezahlen und dannach noch schlecht bezahlt werden? Letztlich gibt es da nur zwei Gruppen: die einen die es aus Überzeugung machen und nicht materiell orientiert sind, und die anderen die es nicht schaffen in anderen einkommenstärkeren Berufen unter zu kommen.
„für mich viel wichtiger - steht doch wohl der soziale Kontakt im Vordergrund. Kinder haben in der Kita die Chance, mit Gleichaltrigen zusammenzukommen, die nicht unbedingt ihrem eigenen Kulturkreis entstammen.“
Ich habe nie in Abrede gestellt, dass Eltern mit Ihren Kindern zum Spielplatz oder anderen Gelegenheiten gehen sollen, wo die Kinder soziale Kontakte bekommen. Bei Kindern bis zu Alter von 3 Jahren sind aber 2 Stunden das zumutbare, alles andere ist für Kinder in diesem jungen Alter nur Stress.
„ Dies betrifft auch den Kontakt biodeutscher Kinder zu Einwandererkindern. Es geht um das Erlernen sprachlicher und sozialer Kompetenzen mit professioneller Betreuung.“
Das ist per Defintion falsch. Kinderkrippen und Kindergärten sind KEINE Bildungseinrichtungen. Sie sind reine Verwahreinrichtungen. Seit je her. Auch wenn manche ErzieherInnen es gerne anders sähen. Aber Bildung ist in der Kinderkrippe nicht vorgesehen. Sonder lediglich, dass die Verwahrung der Kinder es den Eltern erlaubt anderen Dingen wie etwa einer Erwerbsarbeit nachzugehen, und die Kinder wieder unbeschadet abgeholt werden können.
„Die Verwahrung des Kindes im eigenen sozialen Umfeld (auch in Luxusvillen) engt den Erfahrungshorizont des Kindes ein, was ihm später Probleme bereiten mag, wenn es seine heimische Sphäre verlassen wird.“
Dagegen sehe ich in den privaten Haushalten keine Verwahrungsfunktion. Schon allein durch die emotionale Bindung an das Kind, die von Natur aus gegeben ist, wollen Eltern stets das Beste für ihr Kind. Das wissen Sie aber wie alle Primaten nicht instinktiv, sondern müssen dies lernen. Besser wäre es wohl den Eltern gleich welcher Schicht neben einem auskömmlichen Betreuungsgeld freiwillige Lernangebote zu machen damit aus dem Willen das Beste für das Kind zu tun auch das Beste werden kann.
„Und dass es unterschiedliche soziale und finanzielle Schichten gibt, ist nicht faschistisch, sondern Realität. Faschistisch wird das Ganze erst, wenn aus diesen Unterschieden die Ausgrenzung der Betroffenen abgeleitet wird.“
Genau das hatte ich doch ausgeführt, dass „sozial schwach“ lediglich ein Euphemismus für „zu minderwertig zur Betreuung der eigenen Kinder“ ist. Paradox daran ist, dass auch ErzieherInnen ob Ihres niedrigen Einkommens ebenfalls sozial schwach sind. Der Vorwurf war ja nicht der, des Faschismus gegenüber den Kindern, sondern der des Klassismus gegenüber den Eltern.
„ Doch die Betreuung in einer Kita inkludiert Kinder ja gerade in diese unterschiedlichen Schichten und macht sie vertraut mit ihnen. Dies hilft Gegensätze zu überwinden und Verständnis füreinander zu gewinnen.“
Das widerspricht leider der Beobachtung das betuchtere Eltern Ihre Kinder in teurere Kindergärten geben und eben damit diese wünschenswerte Durchmischung konterkarieren.
„Deshalb bin ich gegen das Betreuungsgeld, weil es Kindern die Chance nimmt, ihren Horizont früh zu erweitern, um bessere Chancen im Leben zu haben.“
Diese Chancen sind ob der neoliberalen Doktrin der Verwertung der Eltern die beim Favorisieren der Fremdbetreuung mitschwingt wohl auch nur Erwerbschancen. Die legitime Möglichkeit das Eltern ihre Kinder, ab vom neoliberalen Mainstream, dahingehend erziehen ein glückliches nicht auf das Materielle fixiertes Leben anzustreben kommt sobald 8 Stunden am Tage die außerhäusige neoliberale Sozialisation greift – von einer intentionalen Erziehung spreche ich hier nicht – leider unter die Räder.
Mir geht es auch nur in zweiter Linie um das finanzielle Auskommen der Eltern, aber dies ist dann doch wieder grundlegen, weil nur dieses die Wahlfreiheit seine „vörderste Pflicht“ wahrzunehmen und seine Kinder zu Betreuen und zu Erziehen tatsächlich für alle Bevölkerungsschichten erlaubt. Das Erziehungsgeld in auskömmlicher Höhe ist damit ein emanzipatorischer Akt der für viele erst eine freie Entscheidung für Eigenbetreuung oder Fremdbetreuung erlaubt.
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
(nochmal besser lesbar strukturiert)
„Zunächst kostet die Fremdbetreuung deswegen Geld, weil diese Arbeit Menschen übernehmen, die davon existieren müssen. So, wie Lehrer Geld dafür bekommen, dass sie Schüler unterrichten.“
Ich erkenne in dieser Aussage einen sehr neoliberal verkürzen Arbeitsbegriff, der nur (fremdbestimmte) Erwerbsarbeit als Arbeit betrachtet und die Reproduktion der Gesellschaft, die Care Arbeit, missachtet. Dabei ist volkswirtschaftlich ohne beide Formen der Arbeit kein Staat zu machen. Status quo ist aber, dass Carearbeit eben nicht wertgeschätzt wird und die Interessen der Wirtschaft an einem (Über)angebot an Arbeitskräften dafür lobbyieren, dass Eltern schleunigst wieder in die Erwerbsarbeit zurückkehren. Dabei wird zuweilen unterstellt, dass die Eltern dies wünschen. Aber wieso wünschen Sie es den? Wieso wünschen Eltern dass ihr Leben, die Betreuung Ihrer eigenen Kinder an Dritte ausgelagert wird? Weil sie sonst von Armut bedroht sind.
„Jedoch ist meines Wissen nach Vater oder Mutter sein kein Beruf, der entsprechende Qualifizierung oder staatliche Prüfung voraussetzt und nach einer Lohntabelle honoriert wird.“
Jedoch ist Vater und Mutter zu sein für die gesellschaftliche Reproduktion, und das geht weit über den Akt der Zeugung hinaus auch notwendig. Solange Menschen darauf verzichten Nachkommen zu zeugen, oder Nachkommen zeugen um sie dann aus finanzieller Not an Dritte zur stark subventionierten Betreuung geben zu müssen, ist eine Selbstbestimmte Elternschaft nicht möglich, und die jeweiligen Lösungen sind meist ein schmerzlicher Kompromiss aus der emotionalen Verbundenheit und dem Wunsch sein Kind zu betreuen und finanzieller Notlage.
„Für die schiere Existenz ihrer Kinder bekommen deren Eltern ja bereits Kindergeld, um die zusätzlichen Ausgaben, die ein Kind materiell benötigt, auszugleichen.“
Das ist per Definition falsch. Das Kindergeld ist nicht für das Kind gedacht, sondern Einkommensersatz für die Eltern, weil der Staat davon ausgeht das Erwerbschancen und Karriere sobald man Kinder hat leiden.
„ Im übrigen findet die Erziehung eines Kindes auch außerhalb der Kita innerhalb der Familie statt, so dass Eltern, die ihr Kind fremdbetreuen lassen, ebenfalls ein Betreuungsgeld beanspruchen dürften - falls dieses in der Tat eine Art "Erziehungslohn" sein sollte.“
Das ist per Definition falsch. Das aktuelle Betreuungsgeld wird eben nur dann gewährt, wenn keine staatlich subventionierte Fremdbetreuung gewählt wird
Was das zu niedrige Betreuungsgeld angeht, so sind es wohl eher die die Bessergestellten die es sich sowieso leisten konnten zu Hause zu bleiben und selbst zu betreuen. Wer arm ist und sein Auskommen nicht bereits gesichert hat für den sind 150 EUR mehr immer noch Armut.
„Ich bin jedoch der Meinung, dass Eltern ihre Kinder nicht als Subjekte des Broterwerbs sehen sollten, sondern als Nachwuchs, der Freude bringt, weil es einfach bereichernd ist, Kinder zu haben. Das Kind an sich, seine positive Entwicklung begleiten zu dürfen, ist der wahre Reichtum.“
Dem stimme ich voll zu. Es sollte jedoch auch Einkommens- und Vermögensunabhängig möglich sein, dass Eltern ihrer laut Grundgesetz „vördersten Pflicht“ ohne in Armut zu fallen nachkommen können. Das ist es mit 150 EUR Betreuungsgeld nicht getan.
„Sicher geht es z.T. um die im Idealfall professionelle Pädagogik, mit der Kinder außerhalb erzogen werden“
Leider ist die Vielfalt der ErzieherInnen heute nicht mehr so gegeben wir noch vor Jahrzehnten. Wer will schon für seine Ausbildung bezahlen und dannach noch schlecht bezahlt werden? Letztlich gibt es da nur zwei Gruppen: die einen die es aus Überzeugung machen und nicht materiell orientiert sind, und die anderen die es nicht schaffen in anderen einkommenstärkeren Berufen unter zu kommen.
„für mich viel wichtiger - steht doch wohl der soziale Kontakt im Vordergrund. Kinder haben in der Kita die Chance, mit Gleichaltrigen zusammenzukommen, die nicht unbedingt ihrem eigenen Kulturkreis entstammen.“
Ich habe nie in Abrede gestellt, dass Eltern mit Ihren Kindern zum Spielplatz oder anderen Gelegenheiten gehen sollen, wo die Kinder soziale Kontakte bekommen. Bei Kindern bis zu Alter von 3 Jahren sind aber 2 Stunden das zumutbare, alles andere ist für Kinder in diesem jungen Alter nur Stress.
„ Dies betrifft auch den Kontakt biodeutscher Kinder zu Einwandererkindern. Es geht um das Erlernen sprachlicher und sozialer Kompetenzen mit professioneller Betreuung.“
Das ist per Defintion falsch. Kinderkrippen und Kindergärten sind KEINE Bildungseinrichtungen. Sie sind reine Verwahreinrichtungen. Seit je her. Auch wenn manche ErzieherInnen es gerne anders sähen. Aber Bildung ist in der Kinderkrippe nicht vorgesehen. Sonder lediglich, dass die Verwahrung der Kinder es den Eltern erlaubt anderen Dingen wie etwa einer Erwerbsarbeit nachzugehen, und die Kinder wieder unbeschadet abgeholt werden können.
„Die Verwahrung des Kindes im eigenen sozialen Umfeld (auch in Luxusvillen) engt den Erfahrungshorizont des Kindes ein, was ihm später Probleme bereiten mag, wenn es seine heimische Sphäre verlassen wird.“
Dagegen sehe ich in den privaten Haushalten keine Verwahrungsfunktion. Schon allein durch die emotionale Bindung an das Kind, die von Natur aus gegeben ist, wollen Eltern stets das Beste für ihr Kind. Das wissen Sie aber wie alle Primaten nicht instinktiv, sondern müssen dies lernen. Besser wäre es wohl den Eltern gleich welcher Schicht neben einem auskömmlichen Betreuungsgeld freiwillige Lernangebote zu machen damit aus dem Willen das Beste für das Kind zu tun auch das Beste werden kann.
„Und dass es unterschiedliche soziale und finanzielle Schichten gibt, ist nicht faschistisch, sondern Realität. Faschistisch wird das Ganze erst, wenn aus diesen Unterschieden die Ausgrenzung der Betroffenen abgeleitet wird.“
Genau das hatte ich doch ausgeführt, dass „sozial schwach“ lediglich ein Euphemismus für „zu minderwertig zur Betreuung der eigenen Kinder“ ist. Paradox daran ist, dass auch ErzieherInnen ob Ihres niedrigen Einkommens ebenfalls sozial schwach sind. Der Vorwurf war ja nicht der, des Faschismus gegenüber den Kindern, sondern der des Klassismus gegenüber den Eltern.
„ Doch die Betreuung in einer Kita inkludiert Kinder ja gerade in diese unterschiedlichen Schichten und macht sie vertraut mit ihnen. Dies hilft Gegensätze zu überwinden und Verständnis füreinander zu gewinnen.“
Das widerspricht leider der Beobachtung das betuchtere Eltern Ihre Kinder in teurere Kindergärten geben und eben damit diese wünschenswerte Durchmischung konterkarieren.
„Deshalb bin ich gegen das Betreuungsgeld, weil es Kindern die Chance nimmt, ihren Horizont früh zu erweitern, um bessere Chancen im Leben zu haben.“
Diese Chancen sind ob der neoliberalen Doktrin der Verwertung der Eltern die beim Favorisieren der Fremdbetreuung mitschwingt wohl auch nur Erwerbschancen. Die legitime Möglichkeit das Eltern ihre Kinder, ab vom neoliberalen Mainstream, dahingehend erziehen ein glückliches nicht auf das Materielle fixiertes Leben anzustreben kommt sobald 8 Stunden am Tage die außerhäusige neoliberale Sozialisation greift – von einer intentionalen Erziehung spreche ich hier nicht – leider unter die Räder.
Mir geht es auch nur in zweiter Linie um das finanzielle Auskommen der Eltern, aber dies ist dann doch wieder grundlegen, weil nur dieses die Wahlfreiheit seine „vörderste Pflicht“ wahrzunehmen und seine Kinder zu Betreuen und zu Erziehen tatsächlich für alle Bevölkerungsschichten erlaubt. Das Erziehungsgeld in auskömmlicher Höhe ist damit ein emanzipatorischer Akt der für viele erst eine freie Entscheidung für Eigenbetreuung oder Fremdbetreuung erlaubt.