Ein Humanist und Widerstandskämpfer während des Nationalsozialismus

Gedenken an Max Sievers

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Der Gedenkstein für Max Sievers auf dem Friedhof in der Gerichtstraße 38, Berlin-Wedding
Gedenkstein für Max Sievers

BERLIN. (hvd) Am 17. Januar jährte sich zum 72. Mal der Todestag des großen Freidenkers und Widerstandskämpfer Max Sievers, der 1944 durch die Nationalsozialisten hingerichtet wurde.

Max Sievers, 1887 in Berlin geboren, wurde 1922 Geschäftsführer des Vereins der Freidenker für Feuerbestattung und ab 1927 dessen Vorsitzender. Es war maßgeblich sein Verdienst, dass aus dem einstigen Bestattungsverein, der sich bald “Deutscher Freidenkerverband” nannte, eine politische Kultur- und Weltanschauungsorganisation wurde. Ein “neues Kulturbewusstsein in der Arbeiterschaft” fördern, das war sein Ziel. Erreicht wurde dies durch nichtreligiöse Jugendweihen, Kultur- und Bildungsangebote. Damit war der Deutsche Freidenkerverband so erfolgreich, dass er Anfang der 30er Jahre über 600.000 Mitglieder zählte.

Max Sievers
Max Sievers

Als Humanist und SPD-Mitglied gehörte Max Sievers zu jenen wenigen Stimmen der Vernunft, die bereits vor Machtantritt Adolf Hitlers vor ihm gewarnt hatten. Als Folge stand sein Name 1933 auf einer Liste von 33 NS-Gegnern, denen das Regime die deutsche Staatsbürgerschaft entzog und der direkt nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Ende März in Schutzhaft genommen wurde. Nach seiner Freilassung floh er aus Deutschland und organisierte aus Saarbrücken und später aus Belgien den Widerstand gegen das NS-Regime. Er gab diverse Zeitschriften heraus und wurde damit zu einer wichtigen Stimme der sozialistischen Emigration. Mit der Besetzung Westeuropas durch die Wehrmacht fiel er im Juni 1943 den Nationalsozialisten in die Hände. Der Volksgerichtshof verurteilte Sievers wegen “Vorbereitung zum Hochverrat mit Feindbegünstigung” zum Tode.

Max Sievers setzte sich für die Gleichbehandlung aller Menschen unabhängig von konfessioneller Bindung, für die Trennung von Staat und Kirche sowie für Demokratie und Humanismus ein. Doch sowohl in der Bundesrepublik Deutschland wie auch in der DDR blieb ihm eine öffentliche Anerkennung lange Zeit verwehrt. Erst 1996 hob das Landgericht Berlin auf Antrag des Humanistischen Verbands das Unrechtsurteil gegen Sievers auf.

Erstveröffentlichung auf der Webseite des HVD Berlin-Brandenburg.