Ein Argument für den Fleischkonsum in kritischer Prüfung

"Leiden nicht auch Pflanzen?"

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Die Frage, ob nicht auch Pflanzen leiden, ist in Diskussionen über das Für und Wider des Fleischkonsums oft zu finden. Doch ist die Frage im Kontext solcher Diskussionen ernst gemeint oder verbergen sich dahinter vielleicht ganz andere Intentionen?

Wer für eine vegetarische oder vegane Ernährung plädiert und dabei auf das Leiden von Tieren verweist bekommt häufig zu hören: "Leiden nicht auch Pflanzen?". Doch warum wird diese Frage gestellt? Es sind drei Gründe bzw. Motive vorstellbar: Zunächst kann es um eine schlichte Erweiterung von Wissen gehen, womit keine Absichten oder Hintergründe verbunden sind. Dann kann mit der Frage ein ethisches Problem angesprochen werden: Wie sollte einem Leiden von Pflanzen und Tieren begegnet werden? Und schließlich kann es folgende Motivation geben: Um den eigenen Fleischkonsum und damit das Leiden und Töten von Tieren zu legitimieren, wird eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise hinsichtlich eines behaupteten Leidens von Pflanzen problematisiert. Es geht dann nicht um eine Empathie für Pflanzen, sondern um eine Instrumentalisierung des Themas. Diese Auffassung dominiert bei der Frage, was nicht für Redlichkeit und Wahrhaftigkeit spricht. Gleichwohl bedarf es auch hier einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den aufgestellten Behauptungen.

Dabei geht es um folgenden Gesichtspunkt: Leiden auch Pflanzen und ist dies mit einem Leiden von Tieren gleichzusetzen? Die Forschung geht zwar davon aus, dass Pflanzen auf Umwelteinflüsse reagieren. Sie besitzen dafür offenbar empfindliche Systeme zur Wahrnehmung wie Strategien zur Verletzungsvermeidung. Es gibt sogar Anhaltspunkte dafür, dass mit dem Ausstoß eines Hormons andere Pflanzen "gewarnt" werden. Gleichwohl belegen diese Einsichten keine Leidensfähigkeit und Schmerzempfindlichkeit, setzt beides doch ein Bewusstsein im physiologischen Sinne voraus. Demnach müsste ein Gehirn bei Pflanzen, aber auch ein Zentralnervensystem vorhanden sein. Denn diese Ausstattung bildet die Voraussetzung, um Leiden und Schmerz zu empfinden. Auch aus evolutionärer Blickrichtung kann davon nicht gesprochen werden, ginge es hierbei doch um eine Notwendigkeit zur Überlebensfähigkeit. Ein solches Schmerzempfinden gibt es insofern nicht bei stationären Pflanzen, aber bei beweglichen Tieren.

Daher kann ein angebliches Leiden von Pflanzen auch nicht mit dem belegbaren Leiden von Tieren gleichgesetzt werden. Darauf aufmerksam zu machen, hat nichts mit einem überheblichen Anspruch von Kritikern, sondern etwas mit der Einsicht in die Forschungsergebnisse zu tun. Gelegentliche Berichte in den Medien, wo über Beobachtungen von Empfindungen der Pflanzen die Rede ist, sollten daher im Lichte der vorgenommenen Unterscheidung wahrgenommen werden.

Es bedarf hier aber noch eines anderen Aspektes bei der kritischen Prüfung: Selbst wenn es so wäre, dass Pflanzen leiden, würde dies durch Vegetariertum oder Veganismus minimiert. Denn um Fleisch zu konsumieren, bedarf es zuvor der Fütterung von "Nutztieren" mit Pflanzenmengen. Damit führt in dieser Betrachtung der Fleischkonsum zum Leiden von Pflanzen und Tieren, demgegenüber wären davon nur Pflanzen beim Vegetariertum oder Veganismus betroffen. Das ethische Gebot, Leid zu minimieren, würde insofern mehr erfüllt. Aber darum geht es den Fragern wohl gar nicht …