Weltliches spielt bei Glaubensgemeinschaften eine wichtige Rolle

Alle Religionen streben nach Macht

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Die häufigste Farbe in dieser Kirche ist gold
Die häufigste Farbe in dieser Kirche ist gold

Bei allen Religionen und Glaubensgemeinschaften geht es in irgendeiner Form ums Seelenheil. Religion ist die Antithese zum weltlichen Teil des Lebens, bei dem weniger das Sein im Mittelpunkt steht, sondern vor allem das Haben. Dieses dient dazu, die Existenz und das Überleben zu sichern. Die Aufgabenteilung ist klar.

So jedenfalls verhält es sich in der Theorie. Doch wie so oft sieht die Praxis anders aus: Bei den grossen Glaubensgemeinschaften geht es immer auch um Einfluss, Macht und Reichtum. Sonst wären sie nicht groß geworden. Es geht oft so sehr ums Weltliche, dass das Spirituelle oder Religiöse fast wie ein Feigenblatt erscheint.

Die christlichen Kirchen, die Demut und Barmherzigkeit predigen, sind wohl die größten Sünder. Sie legten sich in der Frühzeit mit den Mächtigen ins Bett, waren an der Macht beteiligt, zettelten Kriege an und rissen sich große Ländereien unter den Nagel, von denen sie teilweise heute noch profitieren. Sie verteidigten ihre Machtstellung mit Krallen und Klauen.

Ohne Geld geht: Nix

Andersdenkende und vermeintlich Besessene wurden gefoltert oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dabei spielten Geistliche indirekt auch Richter. Die Inquisition ist aber nur eines der düsteren Kapitel des Christentums.

Es braucht viel Geld, um die Macht zu erlangen und zu bewahren. Früher schröpfte die Kirche ihre Gläubigen, indem sie beim Ablasshandel Tickets für den Himmel verkaufte. Die Armen konnten schauen, wo sie blieben.

Inzwischen hat sich die Politik der christlichen Kirchen gesittet. Die Tradition, dass das Haben ähnlich wichtig ist wie das Sein, hat aber überdauert. Der Prunk der katholischen Kirchen demonstriert es. Viele hohe Geistliche lassen es sich auch leiblich sehr gut gehen, wie auf den Fotos von Bischöfen und Kardinälen bei Konferenzen zu sehen ist.

Aber auch die Frommen aus den Freikirchen, die gern Jesus nacheifern, sahnen kräftig ab und verlangen zehn Prozent des Einkommens der Gläubigen. Und sie streben nach weltlicher Macht, wie aktuell in den USA und Brasilien zu beobachten ist: Ohne ihre Unterstützung wären die beiden skrupellosen Politiker Trump und Bolsonaro nicht an die Macht gekommen.

Der Kampf gegen Abtreibungen

Der Kuhhandel der Frommen: Wir wählen euch, wenn ihr Abtreibungen und Schwulenehen bekämpft, das liberale Waffenrecht verteidigt und euch in den Schulen für die Schöpfungslehre einsetzt. Egal, wie groß euer Sündenregister ist.

Der Islam ist kein Deut besser. Die radikalen Kräfte streben eine Theokratie an und wollen Gottesstaaten errichten. Und ihr teilweise gewalttätiges Missionsgebaren macht den politischen Anspruch deutlich. Dass die radikalen Kräfte nicht davor zurückschrecken, im Namen von Allah auch heute noch Kriege vom Zaun zu reißen und Anschläge zu organisieren, macht ihren Machtanspruch deutlich.

Aber auch Hindus und Buddhisten scheuen sich nicht, ihre weltlichen Interessen mit Gewalt durchzusetzen. In Indien attackieren Hindu-Nationalisten oft religiöse Minderheiten. Dabei war der Subkontinent früher ein Musterland, was die religiöse Toleranz betrifft.

Kirchen und Moscheen brennen nieder

Seit Ministerpräsident Narendra Modi an der Macht ist, kommt es aber vermehrt zu religiösen Auseinandersetzungen. Er ist der Chef der hindunationalistischen Partei BJP, was die Verquickung von Politik und Religion aufzeigt. Seither werden nicht nur Moscheen in Brand gesetzt, sondern auch christliche Kirchen.

Aber auch die als gewaltfrei gepriesenen Buddhisten können rabiat werden, wie das Beispiel der muslimischen Rohingyas in Burma zeigt. Sie wurden vertrieben, ermordet und ihre Dörfer teilweise niedergebrannt.

Was das Haben betrifft: An bekannten hinduistischen und buddhistischen Pilgerstätten sind mehrere Angestellte damit beschäftigt, täglich die Spendengelder zu zählen, die in riesige Boxen geworfen werden. Die armen Pilger hoffen, für ihre Spendefreudigkeit von den Göttern oder höheren Mächten belohnt zu werden. Sie werden dabei noch ärmer, machen aber mit ihren Opfern die Glaubensgemeinschaften reich und mächtig.

Religionen tun im sozialen Bereich sicher viel Gutes. Solang sie aber ihre Gier nach Macht und Geld nicht zügeln, fällt die Gesamtbilanz sehr durchzogen aus.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.