Aufklärung und Kritik 1/2016 erschienen

NÜRNBERG. (hpd/gkpn) Das aktuelle Heft von "Aufklärung und Kritik", der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Als Übersicht der vielfältigen Artikel und Themen hat die Redaktion dem hpd wieder das Vorwort zu Verfügung gestellt.

Wir leben in aufregenden Zeiten – und vor allem in aufgeregten. Zwischen unerträglich dummen US-Präsidentschaftskandidaten, unerhört weltfremden deutschen Klein- und Großpolitikern, zwischen medial herbeigeredeten Bargeldverboten und medial unterrepräsentierten, undemokratischen Freihandelsabkommen (bei gleichzeitig bedrohter Schengen-Freiheit), ist es nicht leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Der tut aber Not – insbesondere, um zu erkennen, was wichtig ist und was nichtig; und um zu verstehen, an welcher Stelle es sinnvoll ist, sich einzubringen und zu protestieren, und wo man droht, auf Nebelkerzen hereinzufallen. Wir laden Sie wie immer ein, kritisch und skeptisch nachzudenken über philosophische, historische und gesellschaftliche Fragestellungen!

Den Auftakt macht Prof. Dr. Harald Seubert, der sich in seinem Beitrag Karl Popper wiedergelesen – was bleibt. Häretische Annäherung an einen Klassiker der Rationalität dem Phänomen Popper biographisch, werkhistorisch und theoretisch-systematisch annähert. Jeder, der Popper nicht nur aus philosophiegeschichtlichen Gründen liest, sondern sich für das Aktuelle und Anwendbare interessiert, seien insbesondere die Ausführungen zur intellektuellen Aufrichtigkeit und Ideologiefreiheit empfohlen.

Dr. Robert Zimmer steuert dieser Ausgabe eine Reihe von Bemerkungen zum Konzept der Klugheit in der Philosophie bei. In diesen setzt er den Begriff der Klugheit in Relation zu anderen handlungs- und motivationsbeschreibenden Begriffen wie Moral, Weisheit und Autonomie. Im Zentrum steht die Frage, welches Handeln und welches Denken historisch als klug bezeichnet wurde – und welche Rahmenbedingungen für Klugheit vorliegen müssen.

Prof. Dr. Johannes Heinrichs befasst sich in seinem Beitrag mit dem seines Erachtens unerkannten Kern des Migrationsproblems, der Kulturellen Solidarität. Dabei klärt er neben den (philosophischen und praktischen) Grundlagen jeder Gastfreundschaft auch die unterschiedlichen Motivlagen, die bei Asylsuchenden, freiwilligen und unfreiwilligen Einwanderern vorliegen, und welche Erwartungen an diese herangetragen werden – implizit und explizit.

In seiner Kritik der liberalen Auslegungen des Islam betrachtet Ufuk Özbe die Islamdebatte zwischen politischer Zweckmäßigkeit und intellektueller Redlichkeit. Über die Grundfrage, ob und welches Interesse hinter der jeweiligen Koranauslegung steht, betrachtet Özbe problematische Stellen in der heiligen Schrift des Islam und die fundamentalen Unterschiede zur Bibel. Aufgrund des Umfangs dieser Publikation findet sich zudem eine erweiterte Fassung dieses Textes sowie eine umfangreiche Fortsetzung auch auf der Website der GKPN.

Dem immer aktuellen Thema Hirntod und Todesbegriff widmet sich Dr. Matthias Mindach in seinem Beitrag Wenn wir "Tod" sagen, dann meinen wir nicht "Tod". Er widerspricht dem Deutschen Ethikrat aus medizinischer Sicht und stellt klar, dass dessen Einlassungen nicht dienlich sind, um Ängste und Verunsicherungen abzubauen und "für die rationale Weltsicht gewonnenes Terrain" gegen Irrationalismus zu verteidigen.

Dr. Michael Skowron reagiert mit Nietzsches Kritik des Transhumanismus und die ewige Wiederkunft des Gleichen auf das AuK-Schwerpunktheft zum Transhumanismus. Er klopft darin Aussagen Nietzsches ab und solche, die ihm in den Mund gelegt werden, und überprüft, welche Form und Definition von "Übermensch" mit Nietzsches Werk vereinbar ist.

Ebenfalls um Nietzsche geht es in Prof. Dr. Hermann Josef Schmidts Skizze "Leidenschaften", die "zur Glühhitze kommen und das ganze Leben lenken". Er behandelt darin die Frage, welche Problemstellungen bei Nietzsche (in Werk und Leben) kontinuierlich vorkommen, welche autobiographischen Stellungnahmen uns der Philosoph selbst dazu liefert und wohin uns diese Perspektive in der Interpretation seines Werkes führt.

Prof. Dr. Marina Lalatta Costerbosa liefert mit ihren Kurzen Überlegungen zum ethischen Relativismus und Nietzsches Moralkritik einen dritten Beitrag, der Nietzsches Aktualität untersucht. Es geht ihr darin vor allem darum zu klären, welche Kriterien auf Moralbegriffe anwendbar bleiben, auch wenn man sie pluralistisch-relativ(istisch) betrachtet.

Den Hauptteil dieser Ausgabe schließt Prof. Dr. Anton Szanya mit seinem Beitrag "Das Vieh ist ein Mensch, und der Mensch ein Vieh." ab. Darin betrachtet er das Ringen um die Deutungshoheit über die Natur-Geschichte in Österreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Diskussion über die möglicherweise vorhandene Seele eines Tiers und die Tierhaftigkeit des Menschen nimmt er als Ausgangspunkt einer Betrachtung, wie sich die vormaligen Grenzen zwischen Mensch und Tier in dieser Phase verwischen.

Im FORUM erwarten Sie Prof. Dr. Hans Albert mit einem Aufsatz über den Physiker Gottes, einem Versuch zu Harro Heusers Buch über Newton, gefolgt von Artikeln von Prof. Dr. Jürgen Daviter über die Bedeutung und Begründung der Kausalität bei Kant, Bernd Ehlert zur Widerlegung der gen-zentrierten Soziobiologie durch das neue, geistig-kulturelle Evolutionsverständnis von Konrad Lorenz, Dr. Gerhard Engels Aufsatz Evolutionärer Humanismus als Para-Religion und Dr. Anton Grabner-Haider zu Kriegspredigten von 1933 bis 1945.

Prof. Dr. Hermann Josef Schmidt nimmt in "Christliche Großkirchen als verfassungswidrige Nebenregierung?" Stellung zu Carsten Frerks Kirchenrepublik Deutschland, Gopal Kripalani beleuchtet die Intelligenz und das Böse, Prof. Dr. Hartmut Heuermann widmet sich dem spannenden Thema Horror als verkanntem Genre, und Johannes Kimling untersucht die Frage: "Was ist der Unterschied zwischen einem Induktionsprinzip und dem Prinzip der Gleichförmigkeit des Naturgeschehens?"

Wie immer haben unsere Autoren auch Zeit für Lektüre gefunden. Die Ergebnisse dieser Auslese präsentieren wir Ihnen in den BUCHBESPRECHUNGEN am Ende dieser Ausgabe, in denen es u.a. um die moralischen Grundlagen unserer Märkte, Tierethik und die tierische Wurzel unserer Ethik sowie Religions- und Liberalismuskritik geht. Abschließend liefert Helmut Walther einen raschen Überblick über einige Neuauflagen und Neuerscheinungen.

Zuletzt bleibt mir wie üblich nicht mehr, als Ihnen eine inspirierte Zeit und stets gute Lektüre zu wünschen!

Bezug der Ausgabe über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg via Internet: www.gkpn.de (Schutzgebühr 12,00 EUR zuzügl. 1,50 EUR Verp. u. Porto)