Abschluss des Deutschen Humanistentages 2019 in Hamburg

Deutscher Humanistentag 2019 zieht positive Bilanz

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Der Deutsche Humanistentag 2019 in Hamburg war gut besucht.

Eine positive Bilanz zum gut besuchten Deutschen Humanistentag 2019 in Hamburg zieht der Sprecher und Vorsitzende des Säkularen Forums Hamburg e. V., Konny G. Neumann.

Wir sind äußerst zufrieden mit der Besucherzahl auf dem Deutschen Humanistentag 2019, mit seinem Ablauf und den Ergebnissen. Das reichhaltige interdependente Themenangebot mit Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Politik und Kultur unter dem Motto "Für Menschenrechte und Toleranz" machte unter anderem deutlich, dass Menschenrechte ungeteilt sind und nicht durch zum Beispiel religiöse Vorschriften wie die Scharia eingeschränkt werden dürfen, wie es in der Kairoer Erklärung zu lesen ist. Uneingeschränkte Menschenrechte gibt es nur in demokratischen Staaten, aber auch hier ist darauf zu achten, dass Einmischung von außen unbedingt vermieden werden muss. Dies wurde am Beispiel der Säkularen Flüchtlingshilfe deutlich. Es hat mich betroffen gemacht, zu hören, dass zwei Flüchtlinge aus dem arabischen Raum weder bei ihren Vorträgen gefilmt, noch Fotoaufnahmen gemacht werden durften, weil sonst ihren Angehörigen in der Heimat Schlimmstes drohen könnte. Denn in ihrer Heimat besteht die Todesstrafe für Atheisten. Die Unterbringungen in normalen Auffanglagern setzen sie der Gefahr aus, dass ihnen dort ähnliche Gefahren von fundamentalistischen Männern (ebenfalls Flüchtlinge) drohen wie in der Heimat – und das in Deutschland. Sind wir hier zu naiv?

Es wurde beschlossen, auch in Hamburg einen Verein zur säkularen Flüchtlingshilfe einzurichten, denn auch in Hamburg sind Flüchtlinge, die dem Koran abgeschworen haben, gefährdet. Hier sollen auch Gespräche mit der Politik zur Sensibilisierung in diesem Bereich geführt werden. Religionsfreiheit war das Thema der Podiumsdiskussion "Menschenrechte bei Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften" unter anderem mit Landesbischof Ralf Meister (Hannover), Dr. Hubertus Schönemann für die katholische Kirche (Erfurt), Waqar Tariq (Liberal Islam. Bund), Baykal Arslanbuga (Vorstandsmitglied Alevitische Gemeinde Deutschland) und dem Vorstandssprecher der gbs, Dr. Michael Schmidt-Salomon. Grundsätzlich stimmten die genannten Diskutanten überein, dass Menschenrechte unser höchstes Gut sind und aktiv dafür gearbeitet werden muss, damit sie umfänglich realisiert werden und Defizite (zum Beispiel bei der Gleichberechtigung der Frau) abgebaut werden. Religionsfreiheit ist die Freiheit, seine Religion frei zu wählen, allerdings auch, keine Religion zu wählen, ohne Restriktionen ausgesetzt zu sein. Die Weiterentwicklung von Religionsfreiheit wird sowohl durch Kritik von innerhalb als auch von außerhalb der jeweiligen Religion in einem länger währenden Prozess erreicht.

Diskutiert wurde ausführlich in vier Arbeitsgruppen das Thema: Religionsunterricht für alle, Ethikunterrichte für alle und Philosophieren für Kinder. Vor dem Hintergrund, dass der Religionsunterricht zukünftig nur noch von Lehrern mit einer "Vocatio" (der Genehmigung durch die Kirche) erteilt werden kann und 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Hamburg keiner der Konfessionen angehören, wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe im Säkularen Forum Hamburg e. V. für dieses Thema einzusetzen mit dem Ziel, künftig das Fach "Philosophieren mit Kindern", das bestens an der Universität vorbereitet wird, verbindlich einzuführen, damit im Klassenverband Fragen des Zusammenlebens, der Ethik und Moral behandelt werden können. Zudem wird ein Pflichtfach Ethik gefordert, in dem alle Schülerinnen und Schüler, egal welcher Religion oder Weltanschauung sie anhängen, entsprechende Themenkreise gemeinsam kennenlernen und respektvollen Umgang miteinander einüben.

Ausführlich wurden die Themen Sterbehilfe und Patientenverfügung erörtert, weil hier die geltenden gesetzliche Regelungen noch nicht die Würde des Menschen (Art. 1 GG) zum Ausgangspunkt haben, sondern interessengelenkt (Palliativvereinigung, Hospiz-Bereich, Kirchen) bestimmt sind. Es gilt, auch den eigenen Tod selbstbestimmt festlegen zu können.

Fazit: Die Zusammenarbeit der säkularen Organisationen mit Wissenschaftlern und Politikern sowie Kulturschaffenden hat ein breites Publikum angesprochen und Ergebnisse gezeitigt, mit denen weitergearbeitet werden kann und muss; nicht nur die Veranstalter, sondern auch die Referentinnen und Referenten zogen eine sehr positive Bilanz und: Der nächste Humanistentag 2021 kommt bestimmt! Der KORSO als Mitorganisator wird die Koordination und die Ortssuche übernehmen.