Generationswechsel bei der Säkularen Flüchtlingshilfe

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Der neue Vorstand: Rana Ahmad (oben), Hisham Nofal (unten), Dustin Altermann (rechts)
Der neue Vorstand

Im Herbst hatte die Säkulare Flüchtlingshilfe eine einmonatige Sponsorenkampagne gestartet. Auch wenn das Ziel, zwei Vollzeitstellen zu schaffen, nicht erreicht werden konnte, steht die Organisation nun besser da als je zuvor. Nun stehen einige Veränderungen an.

"Erfreulicherweise wurden bei der Aktion '999 Sponsoren' so viele Gelder gesammelt, dass die Fortsetzung der Arbeit der Säkularen Flüchtlingshilfe Deutschland nicht nur gesichert ist, sondern dass jetzt auch mehr möglich ist", sagt Dustin Altermann aus Dresden, der nun mit Rana Ahmad (Saudi-Arabien) und Hisham Nofal (Ägypten) den Vorstand bildet. Er folgt auf Stefan Paintner, der gemeinsam mit Rana Ahmad und Dittmar Steiner die Migrantenselbstorganisation nach einem Jahr Vorarbeit 2017 offiziell gegründet hatte. Zwar wurde das ursprünglich anvisierte Ziel der Sponsorenkampagne nicht erreicht, jedoch können zwei Minijobs dauerhaft finanziert werden. Man sei "sehr zufrieden mit dem Ergebnis", heißt es in der Pressemitteilung zum Ende der Aktion.

Paintner und Steiner ziehen sich nun aus der Flüchtlingsarbeit zurück. Sie bleiben dem Verein zwar erhalten, geben jedoch ihre Aufgabenbereiche ab. "Die Arbeit wird aber fortgeführt", versichert der scheidende Vorstand Stefan Paintner. "Was vorher in Köln bei Dittmar und mir konzentriert war, verteilt sich jetzt auf mehr Schultern. Im Zuge dessen hat sich die Säkulare Flüchtlingshilfe auch verjüngt. Dabei kann das neue Team auf die Expertise auch der anderen Vertretungen der Säkularen Flüchtlingshilfe in Stuttgart, Hamburg und München zurückgreifen." Die Zentrale verbleibe in Köln und auch die anderen Standorte arbeiteten weiter, dazugekommen sei jetzt noch Dresden, so der neue Vorstand Dustin Altermann. Die Berliner Flüchtlingshilfe arbeite separat weiter.

"Die Organisation wird weiter wachsen, wir werden jetzt vom Bundesland Nordrhein-Westfalen gefördert. Diese Gelder ermöglichen es uns mittelfristig durch gezielte Mitgliederaquise aus den beiden Minijobs, die wir durch unsere Sponsorenkampagne finanzieren können, Vollzeitstellen zu machen", ergänzt Paintner. In der neuen Aufgabenverteilung kümmern sich jetzt neben dem Vorstand, der unter anderem für Frauenrechte, Öffentlichkeitsarbeit und die Koordinierung der Auslandsarbeit sowie mit dem UNHCR – dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen – und anderen Behörden zuständig ist, fünf Personen im Kernteam um Verwaltung, Soziale Medien, die Website und fungieren als Ansprechpartner für Geflüchtete. Weitere Mitglieder übernehmen Aufgaben wie Übersetzungen, Funding, Behördenkommunikation oder Technik. Insgesamt betreut das Team etwa zehn neue Fälle pro Woche. Die Geflüchteten stammen vor allem aus Afghanistan, Pakistan, Iran, Syrien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, dem Jemen, Ägypten, dem Irak, Kurdistan oder Somalia.

"Wir haben vor fünf Jahren mit unserer Arbeit begonnen, weil es einfach keine Hilfe für religionsfreie Geflüchtete gab. Schon allein als Ausdruck von praktiziertem Humanismus", erläutert Dittmar Steiner seine Beweggründe, die Säkulare Flüchtlingshilfe zu gründen. Darüber hinaus sei es wichtig gewesen, den Betroffenen in der Flüchtlingsdebatte eine Stimme zu geben. Denn in der Öffentlichkeit sei kaum bekannt gewesen, dass Menschen fliehen müssen, weil sie Atheisten sind. "Wir haben die Geschichten von Menschen aus 21 islamischen Ländern kennengelernt und sie dabei unterstützt, von hier aus weiter aktiv zu sein. In dieser Zeit hat sich in den Herkunftsländern enorm viel verändert: Junge Menschen fordern Säkularismus ein – und riskieren dabei ihr Leben. Ich finde es sehr bewegend, Zeitzeuge des Beginns eines enormen Umbruchs in der islamischen Welt zu sein." Nach fünf Jahren sei es aber Zeit für einen Generationswechsel, für neue Impulse und Ideen, meint Steiner und resümiert: "Ich bin dankbar dafür, dabei gewesen zu sein und sehr zufrieden damit, meinen Abschied nehmen zu können. Denn die Säkulare Flüchtlingshilfe wird weiter gedeihen und sich entwickeln!"

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