Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat eine Dunkelzifferschätzung zur weiblichen Genitalverstümmelung in Deutschland veröffentlicht. Nach dieser Schätzung leben in Deutschland aktuell etwa 104.000 von der sogenannten "Female Genital Mutilation" (FGM) betroffene und mehr als 17.000 bedrohte Mädchen.
Für die Dunkelzifferschätzung zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland zog Terre des Femmes zum einen die Daten zu hier lebenden Mädchen und Frauen aus Herkunftsländern heran, in denen FGM praktiziert wird, zum anderen Zahlen zur Verbreitung der FGM in diesen Herkunftsländern. Die Daten zu den hier lebenden Mädchen und Frauen beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (Stichtag: 31.12.2021), die Angaben zur Verbreitung der FGM in den Herkunftsländern stammen größtenteils aus UNICEF-Berechnungen.
Aufgrund der vorgenommen Schätzungen geht Terre des Femmes aktuell von bis zu 103.947 von weiblicher Genitalverstümmelung betroffenen Mädchen und Frauen in Deutschland aus. Darüber hinaus seien bis zu 17.721 Mädchen akut gefährdet. Allerdings weist die Frauenrechtsorganisation darauf hin, dass dies nur als Schätzung der Gefährdungssituation verstanden werden könne.
"Wir brauchen dringend eine verbesserte Datenlage in Deutschland, um Mädchen durch gezielte Prävention effektiv schützen und bereits Betroffene besser versorgen zu können", so Sonja Störmer, Referentin für weibliche Genitalverstümmelung bei Terre des Femmes. "Diese Mädchen und Frauen befinden sich mitten in unserer Gesellschaft, und wir müssen sie sichtbar machen. Klare Zahlen verstärken auch den Handlungspielraum und -druck auf politischer Ebene."
Bereits seit der Gründung 1981 setzt der Verein Terre des Femmes sich dafür ein, Präventions- und Aufklärungsangebote für Mädchen umzusetzen, die von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht sind, sowie die Versorgung betroffener Mädchen und Frauen auszubauen.