Kirchenschwund in Bayern 2020 ungebremst

munich-1484414_1920.jpg

Auch in München ist die Anzahl der Kirchenmitglieder 2020 weiter gesunken.

Auch Corona konnte den Schwund der Kirchen 2020 nicht bremsen. Dies belegen erste Zahlen aus den Großstädten München und Augsburg. Demnach sank zwar die Zahl der Kirchenaustritte gegenüber dem Rekordjahr 2019, weil die Standesämter beziehungsweise Amtsgerichte kürzer geöffnet hatten als sonst. Andererseits nahm aber die Sterblichkeit wegen Corona vor allem bei älteren Menschen zu, die bekanntlich besonders häufig noch der Kirche angehören.

In München (1,6 Millionen Einwohner) liegen die Zahlen für die Einwohner sowie die Katholiken und die Protestanten zum Jahresende 2020 bereits vor. Im Vergeich zum Ende 2019 nahm die Einwohnerzahl um 2.000 zu, die Zahl der Katholiken aber um 13.500 und die der Protestanten um 5.000 ab (minus 3,1 bzw. 3,0 Prozent der Kirchenmitgliederzahl). In Prozent der Gesamtbevölkerung macht dies bei Katholiken einen Rückgang von exakt 30,0 auf 29,1 Prozent aus. Der Anteil der Evangelischen nahm von 10,73 auf 10,4 Prozent ab. Der Gesamtverlust von 40,73 auf 39,5 Prozent mag zwar auf den ersten Blick gering erscheinen, doch bei gleicher Schwundrate – die in den letzten zehn Jahren nahezu konstant blieb – würde sich die Kirchenmitgliederzahl binnen 22 Jahren halbieren.

Auch in der Nachbarstadt Augsburg (300.000 Einwohner) verläuft der Trend ersten Beobachtungen zufolge ähnlich. Ende 2012 hatte der Anteil der Katholiken plus Protestanten noch 61,3 Prozent betragen, Ende 2019 waren es nur mehr 51,9. Für Ende 2020 ist mit 50,7 oder 50,6 Prozent zu rechnen, sodass die Kirchen im laufenden Jahr in die Minderheit geraten werden.

In ihrer einstigen Hochburg Bayern sieht es für die Kirchen auch insgesamt schlecht aus. Seit Jahren verzeichnen sie dort überdurchschnittliche Verluste. So leben zum Beispiel in NRW mehr Katholiken als in Bayern, aber bei katholischen Kirchenaustritten hat der Freistaat die Nase vorn: Waren bei der Volkszählung 1987 nur 8,9 Prozent der Bayern weder katholisch noch evangelisch, gilt dies seit 2018 für mehr als ein Drittel der Einwohner. Experten gehen davon aus, dass die Kirchen in Bayern im Jahr 2035 in die Minderheit geraten – also zu einem Zeitpunkt, der uns heute schon näher liegt als der Beginn der Kanzlerschaft Merkels. Dann hilft den Kirchen nicht einmal mehr Beten.

Unterstützen Sie uns bei Steady!