Überwältigende Mehrheit in Deutschland gegen Kirchensteuer

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Fast drei Viertel der Menschen in Deutschland (74 Prozent) betrachten das Einziehen der Kirchensteuer als nicht mehr zeitgemäß. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Presseagentur dpa.

Lediglich 13 Prozent fanden, dass die Kirchensteuer noch in unsere Gegenwart passt, die übrigen 13 Prozent äußerten dazu keine Meinung. Befragt wurden 2.006 Personen ab 18 Jahren. Die Kirchensteuer ist die bedeutendste Einnahmequelle der Kirche in Deutschland. Sie beträgt je nach Bundesland 8 oder 9 Prozent der Lohn- beziehungsweise Einkommensteuer und wird vom Finanzamt einbehalten.

Wie die Befragung weiter zeigte, denken viele Kirchenmitglieder über einen Austritt nach. 43 Prozent von ihnen gaben an, dass die Kirchensteuerzahlungen sie zum Austritt bewegen könnten. Nur der Missbrauchsskandal hat größeres Potenzial, die Gläubigen aus den Kirchen zu treiben: Immerhin 49 Prozent würden deshalb ihrer Glaubensgemeinschaft den Rücken kehren. Als weitere Gründe wurden schwindender Glaube (25 Prozent) und Reformstau (20 Prozent) genannt. Lediglich 18 Prozent der Kirchenmitglieder sahen keinerlei Gründe, die sie zum Austritt bewegen würden.

Im vergangenen Jahr verzeichneten die Kirchen in Deutschland einen Mitgliederschwund in Rekordhöhe – fast 523.000 Menschen traten aus der katholischen Kirche und rund 380.000 aus der evangelischen Kirche aus. Damit festigte sich der Status der Kirchenmitglieder als Minderheit: Ende 2022 machten sie nur noch gut 47 Prozent der Bevölkerung aus; im Jahr zuvor waren es noch über 49 Prozent gewesen. Fachleute erwarten, dass sich der Trend weiter fortsetzt.

Die Befragung ergab zudem, dass 61 Prozent der Teilnehmenden die karitativen Aufgaben der Kirchen in Kitas, Krankenhäusern und der Altenpflege als wichtig oder sehr wichtig einschätzten. In diesem Zusammenhang behaupten kirchennahe Akteure häufig, dass der Erhalt dieser Angebote eng mit der Finanzierung durch Kirchensteuern verbunden sei. Anlässlich der aktuellen Umfrageergebnisse orakelte etwa der Theologe Thomas Schüller von angeblichen drastischen Auswirkungen für die Gesellschaft. Mit Erosion der katholischen Kirche würden viele lieb gewonnene kirchliche Aktivitäten verschwinden: Schulen, Kindertagesstätten, Akademien, soziale Einrichtungen. Dagegen weist der Vorsitzende des Zentralrats der Konfessionsfreien, Philipp Möller, darauf hin, dass die Institutionen in kirchlicher Trägerschaft tatsächlich aus öffentlichen Geldern finanziert würden, wie es im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips üblich sei.

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