Kirchenaustritte, geringe Taufquote und Wegsterben alter Kirchenmitglieder führen 2022 offenbar zu einem nie da gewesenen Schwund in den beiden großen Kirchen. Dies belegen jedenfalls die bereits vorliegenden Daten für das erste Quartal 2022 in der Millionenstadt München. Da dort etwa zwei Prozent der Einwohner Deutschlands leben, darf man darin durchaus einen Trend erkennen.
Die Einwohnerzahl Münchens ist in den ersten drei Monaten 2022 um etwa 12.000 auf 1,574 Millionen gestiegen. Gleichzeitig verlor die katholische Kirche 7.000 und die evangelische 2.000 Mitglieder. Dabei bleiben sogar noch all jene unberücksichtigt, die sich bereits für einen Termin zum Kirchenaustritt vormerken ließen, aber wegen der Zugangsbeschränkung zu den Standesämtern noch nicht austreten konnten.
Der Anteil der Katholiken an der Münchner Bevölkerung sank in diesem kurzen Zeitraum von 27,72 auf 27,06 Prozent. Bei den Protestanten war der Rückgang von 9,94 auf 9,79 Prozent zwar deutlich geringer – auch im Verhältnis zur Größe. Aber es war auch dort der größte Verlust innerhalb eines Quartals, der jemals festgestellt wurde.
Nur einmal zur Veranschaulichung: Bliebe dieses Ausmaß der Schrumpfung konstant, wären die Münchner Katholiken bereits Mitte 2032 beim Nullpunkt angelangt, die Protestanten hingegen erst im Juli 2038. Natürlich wird es nicht soweit kommen. Das braucht es aber auch nicht, denn ab Unterschreitung einer bestimmten Größe werden die Kirchen irrelevant für die Gesellschaft. Und dieser Zeitpunkt wird angesichts der aktuellen Entwicklung deutlich näher rücken als wir bisher gedacht hatten.