Koordinierungsrat säkularer Organisationen

Der KORSO als Lobby für Säkulare

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KORSO-Vorsitzender Dr. Rainer Rosenzweig
Dr. Rainer Rosenzweig

Die 2020er sind eine Ära der Säkularen, davon ist der KORSO-Vorsitzende Dr. Rainer Rosenzweig überzeugt. Noch in diesem Jahrzehnt werden die Konfessionsfreien über die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands ausmachen. Wann, wenn nicht jetzt, solle sich der Koordinierungsrat säkularer Organisationen in Politik und Öffentlichkeit Gehör verschaffen? Auf der virtuellen Ratsversammlung am Samstag konkretisierten die Delegierten den Ausbau des KORSO zur Lobbyorganisation für Menschen mit säkularer Überzeugung. Und sie holten die Säkulare Flüchtlingshilfe e. V. als neuen Mitgliedsverband mit ins Boot.

Auf der Tagesordnung der Versammlung des Koordinierungsrats säkularer Organisationen (KORSO) stand auch die Wahl eines neuen Vorstands: Neben Rainer Rosenzweig als Vorsitzender wurden Michael Wladarsch (bfg) als Schatzmeister und Petra Bruns (IBKA) als Beisitzerin wiedergewählt, ebenso die Beisitzer Ralf Lux (DFV) und Wolf Merk (Säkulares Forum Hamburg). Neue Vorstandsvizevorsitzende ist Ulla Bonnekoh (gbs Karlsruhe). Das Amt war nach Rücktritt des HVD-Vertreters Alexander Bischkopf im Oktober vakant gewesen. Ebenfalls neu im Vorstand sind die Beisitzer Stefan Paintner (Säkulare Flüchtlingshilfe) und Alexander Knöß (DFW). Letzterer ersetzt damit seine Verbandskollegin und DFW-Vorsitzende Swaantje Schlittgen, die nach vierjähriger Arbeit im KORSO-Vorstand, davon zwei Jahre als Schatzmeisterin, nicht mehr zur Wahl angetreten war.

Außerdem nahmen die Delegierten die Säkulare Flüchtlingshilfe e. V. einstimmig in die Reihe der Mitgliedsverbände auf. Damit ist deren Anzahl nach Austritt des HVD im März wieder auf neun angewachsen. Derzeit laufen Gespräche mit weiteren Organisationen über einen möglichen Beitritt. Rainer Rosenzweig äußert sich hierzu optimistisch: "Es geht darum, möglichst viele relevante säkulare Kräfte im KORSO zu versammeln – idealerweise alle."

Die Säkulare Flüchtlingshilfe setzt sich für nichtreligiöse Menschen ein, die aus ihren Heimatländern nach Deutschland geflohen sind. Ihre Arbeitsfelder und Ziele umfassen die konkrete Hilfe für Betroffene, so Mitbegründer Dittmar Steiner in der Online-Sitzung. Die Initiative ist gut mit lokalen Aktiven vernetzt und hat laut Steiner bereits in 80 Fällen unmittelbar helfen können. Darüber hinaus betreibt sie Aufklärungsarbeit in Politik und Öffentlichkeit.

Von der KORSO-Mitgliedschaft erhoffe sich die Initiative Synergieeffekte, ergänzte Stefan Paintner vom Vorstand der Säkularen Flüchtlingshilfe. So sehe er beim Koordinierungsrat das Potenzial, humanistische Kräfte zu bündeln, und bot an, mit seiner Institution das Thema Integration und Islam in die KORSO-Arbeit einzubringen.

Am kommenden Freitag, 18. Juni, ab 15 Uhr, veranstaltet der KORSO eine virtuelle Themenwerkstatt zum Stichwort Säkulare Flüchtlingshilfe, an deren Planung Steiner und Paintner mitgewirkt haben. Interessierte sind zur Teilnahme eingeladen, Kontakt: info@korso-deutschland.de.

Weiter verständigten sich die Delegierten, anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl den Parteien eine Liste von Wahlprüfsteinen vorzulegen. Der Katalog umfasst acht Fragen, etwa zum kirchlichen Arbeitsrecht, zur Ablösung der altrechtlichen Staatsleistungen, zu Suizid- und Sterbehilfe sowie Schwangerschaftsabbruch. Äußern sollen sich die Parteien auch zum "Blasphemieparagrafen" § 166 StGB, zu religiösen Symbolen in öffentlichen Gebäuden und Kleidungsvorschriften für Amtsinhaber, zur säkular-humanistischen Vertretung in Ethikräten und Rundfunkräten und zur Kirchensteuer. Die Fragen werden in dieser Woche an die Parteien versandt. Im Laufe der nächsten Wochen werden die Antworten auf der KORSO-Homepage veröffentlicht.

Unmittelbar nach der Bundestagswahl – so der Plan – soll der KORSO als Lobbyorganisation arbeitsfähig sein. Dies war ein Kernpunkt des Programms, mit dem Rainer Rosenzweig zur Wiederwahl als Vorsitzender antrat. Auf diese Neuausrichtung als grobes Ziel hatten sich die Mitgliedsverbände bereits bei einer Klausurtagung im vergangenen Herbst verständigt. Im nächsten Schritt will der Koordinierungsrat nun gegenüber der Politik Präsenz zeigen. Eine feste Ansprechpartnerin beziehungsweise ein fester Ansprechpartner soll die Säkularen in der Hauptstadt repräsentieren, Kontakte zu Abgeordneten knüpfen und ausbauen. Diese zunächst ehrenamtlich zu besetzende Stelle an der Spitze der Säkularen soll demnächst ausgeschrieben werden, zusammen mit einem Minijob für die Organisation im Hintergrund, so Rosenzweig bei der Vorstellung seiner Vision.

In einem Meinungsbild unter den Gästen und Delegierten fand Rosenzweigs ambitioniertes Konzept am Samstag breiten Anklang. Von den 25 zugeschalteten Personen enthielten sich nur drei (davon zwei Delegierte und ein Gast aus insgesamt zwei Mitgliedsverbänden), alle anderen stimmten dafür. Gegenstimmen gab es keine.

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