Klausurtagung des Koordinationsrats säkularer Organisationen (KORSO)

Die Stimme der Konfessionsfreien

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KORSO-Vorsitzender Dr. Rainer Rosenzweig
Dr. Rainer Rosenzweig

Das säkulare Spektrum in Deutschland ist bunt, zusammengesetzt aus einer Vielzahl von Verbänden mit unterschiedlichen Zielen. Während etwa der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) Kitas und Sozialstationen betreibt, versteht sich die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) als Think Tank und wieder andere legen den Fokus auf ein ganz bestimmtes Angebot, etwa die Jugendweihe. Zusammengeschlossen haben sie sich 2008 im Koordinationsrat säkularer Organisationen in Deutschland (KORSO). Wie die Verbände vor diesem Hintergrund eine fruchtbare Kooperation gestalten können, war Thema einer Klausurtagung, die im Spätherbst in Mittelkalbach bei Fulda stattfand.

Zum Einstieg in die Beratungen hatte der KORSO den Religionswissenschaftler Dr. Stefan Schröder zu einem Vortrag eingeladen, der den freigeistigen Organisationen in Deutschland eine ganze Dissertation gewidmet hat. Darin macht er zwei gegensätzliche Ideale als Hauptströmungen fest: einerseits das weltanschaulich agonale, andererseits das sozialpraktische. Dieser Kontrast zwischen diesen beiden Handlungsoptionen sollte sich in der anschließenden Debatte immer wieder bemerkbar machen.

Die Idee eines Zusammenschlusses ist indes nicht neu, wie der zweite Klausur-Referent, der ehemalige KORSO-Vorsitzende Helmut Fink, in einem Vortrag am Beispiel des Weimarer Kartells zeigte. Unter diesem Namen schlossen sich Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche freigeistige Organisationen zusammen. Ihr Hauptziel, die Trennung von Staat und Kirche, ist bis heute nur teilweise umgesetzt und besteht in vieler Hinsicht lediglich auf dem Papier.

Es bleibt also noch einiges zu tun für die Konfessionsfreien. Trotz aller Differenzen – oder gerade, weil sie an diesem Wochenende so zielführend besprochen wurden – werten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Klausur einhellig als positives Signal für eine künftige aktive Arbeit des KORSO. Als bedeutendstes Ergebnis fasst KORSO-Vorstandsmitglied Michael Wladarsch (Bund für Geistesfreiheit) zusammen, dass der KORSO durchaus Raum für Pluralität bietet. Die Darstellung unterschiedlicher Verbandsinteressen könne sogar ein Kommunikationsziel sein. Andererseits teilen die Säkularen einen ganzen Katalog von Forderungen, der als gemeinsame Grundlage für ein öffentlich ausgerichtetes Handeln taugt.

In diesem Sinne könne der KORSO auch nach Ansicht von Hedwig Toth-Schmitz vom HVD-Bundesvorstand als "Koordinationsdienstleister" fungieren, indem er eine Plattform für Austausch und Abstimmung bietet und als Sprachrohr der Verbände agiert. Kommuniziert werden sollten diejenigen Anliegen, bei denen ein eindeutiger Konsens unter den Mitgliedsorganisationen besteht.

Die kommunikative Gratwanderung, die dies den Mitgliedsverbänden bei der internen Abstimmung abverlangt, brachte René Hartmann vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) auf den Punkt: Weder solle der KORSO eigenmächtige Handlungen ausführen, in denen sich die Verbände nicht wiederfinden – eine offenbar verbreitete Sorge bei den Verbänden. Dringend zu vermeiden sei jedoch auch eine Entwicklung zum bloßen Debattierklub aus Sorge, einzelne Mitgliedsverbände zu verprellen.

Eine Erweiterung des Arbeitsfelds ist zu erwarten, wenn die Bundesregierung, wie angekündigt, ein Lobbyregister einrichtet. Darauf machte gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon aufmerksam. Der dortige Eintrag als Lobbyorganisation Eintrag würde dem Koordinationsrat beispielsweise erlauben, Abgeordnete einzuladen – was den Mitgliedsverbänden verboten ist. Ein gemeinsam, mit nur einer Gegenstimme verabschiedetes Kommuniqué formuliert das Ziel, den KORSO als aktive Lobbyorganisation arbeitsfähig zu machen.

Ein weiteres Kommuniqué wurde sogar einstimmig formuliert: Um die Stimme der Konfessionsfreien bereits jetzt stärker in die Öffentlichkeit zu tragen, sollen die Aktiven im KORSO in Zukunft Stellungnahmen zu aktuellen Themen formulieren. Ein Anfang wurde bereits im Oktober mit dem Papier anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der UN-Charta gemacht. Und Ende November veröffentlichte der KORSO eine weitere Stellungnahme, in der er sich für die ersatzlose Streichung des Blasphemiepragrafen 166 Strafgesetzbuch ausspricht.

"Die Ergebnisse der Klausur haben für den KORSO keine Beschlusskraft, formulieren aber ein wertvolles Meinungsbild, das die Grundlage für unsere weitere Arbeit bildet", stellte KORSO-Vorsitzender Rainer Rosenzweig am Ende der Tagung fest. "Es ist durchaus bemerkenswert, dass bei aller Unterschiedlichkeit der KORSO-Mitgliedsverbände die Diskussionen in einer für alle deutlich wahrnehmbaren Atmosphäre der gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung erfolgten. (…) Darauf können und wollen wir mit unserer Arbeit im KORSO in den nächsten Monaten und Jahren aufbauen."

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