VALLETTA. (hpd) Der katholische Inselstaat Malta hat beschlossen, seine Gesetze gegen die "Verunglimpfung der Religion" abzuschaffen – sehr zum Leidwesen des maltesischen Erzbischofs Charles Scicluna.
Den Inselstaat Malta als eine katholische Hochburg im Mittelmeer zu bezeichnen, ist keine Übertreibung. Der Katholizismus ist in der Verfassung des Landes als Staatsreligion verankert und rund 98 Prozent der Bevölkerung gehören dem römisch-katholischen Bekenntnis an. Auch auf die Politik hat die katholische Kirche großen Einfluss und so ist es äußerst bemerkenswert, dass sich das maltesische Parlament nun dazu durchringen konnte, die Blasphemie-Gesetze des Landes abzuschaffen.
In den Artikeln 163 und 164 des Strafgesetzbuchs von Malta war bisher eine Freiheitsstrafe von einem bis sechs Monaten vorgesehen für jeden, "der durch Worte, Gesten, auf schriftliche Weise, ob gedruckt oder ungedruckt, durch Bilder oder andere visuelle Medien öffentlich die apostolische römisch-katholische Religion verunglimpft (…) oder der apostolischen römisch-katholischen Kirche Anlass zum Ärgernis gibt, indem er ihre Priester verunglimpft, jene, die sich zu der Religion bekennen, oder irgendetwas, das Objekt römisch-katholischer Verehrung (…) ist." Wer analog hierzu "Kulte, die vom Gesetz toleriert werden" verunglimpfte, hatte ebenfalls eine Freiheitsstrafe zu erwarten, allerdings nur von bis zu drei Monaten.
Bei der Vorstellung des Entwurfs zur Änderung des Strafgesetzbuchs hatte sich Justizminister Owen Bonnici vor einigen Monaten klar positioniert: "In einem demokratischen Land sollten Menschen die Freiheit haben, sich über Religionen lustig zu machen, sofern sie nicht zum Hass aufrufen." Der Gesetzentwurf, der neben anderen Änderungen die Abschaffung der Blasphemie-Paragrafen 163 und 164 vorsieht, wurde vergangenen Dienstag in dritter und letzter Lesung vom maltesischen Parlament angenommen.
Die atheistische Organisation Malta Humanist Association (MHA), die für die Abschaffung der Blasphemie-Gesetze gekämpft hatte, begrüßte die Entscheidung des Parlaments und betonte, dass die Änderung des Strafgesetzbuchs zu rationalen Diskursen und konstruktiver Kritik ermutige.
Weniger begeistert von der Abschaffung der Blasphemie-Gesetze zeigte sich der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna: "Die Erniedrigung Gottes und des Menschen gehen Hand in Hand. Es ist ein trauriger Tag für Malta. Herr, vergib ihnen: sie wissen nicht, was sie tun", twitterte er nach der Entscheidung des Parlaments.
9 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Die Erniedrigung Gottes ..."?
Wie können kleine, unbedeutende Erdenwürmer in einem irdischen Parlament - weit jenseits der überirdischen herrlichen Macht es Allmächtigen - einen "Gott" erniedrigen?
Dieser hat doch das ultimative Mittel nach wie vor in Händen: nach dem Tod steht der Delinquent vor seinem Schöpfer und muss den Urteilsspruch seiner himmlischen Majestät über sich ergehen lassen.
Und was sind schon 6 Monate Erdenknast gegen eine Ewigkeit im Höllenfeuer? Also sollte der Erzbischof mal schön seine Verbalinjurien gegen ein demokratisches Parlament stecken lassen - oder will er damit andeuten, "Gott" sei gar nicht allmächtig und es gäbe kein Jenseits mit göttlichem Gericht?
Hm... ob er sich damit nicht der Blasphemie schuldig macht? Na ja, jetzt kommt er in Malte ja straffrei davon...
Andi am Permanenter Link
""Wie können kleine, unbedeutende Erdenwürmer in einem irdischen Parlament - weit jenseits der überirdischen herrlichen Macht es Allmächtigen - einen "Gott" erniedrigen?""
Das sollten wir seine Exzellenz doch mal fragen! Hier seine E-Mail-Adresse:
archbishop@maltadiocese.org
Wer kann das im guten Englisch formulieren?
Seine Exzellenz freuen sich sicher, daß wir mit ihm "über Gott" sprechen wollen...
David am Permanenter Link
Danke für diese Gute Nachricht. Im Oktober mache ich dort Urlaub.
Und wenn die Kleriker von Gott reden meinen sie sich selbst.
Markus Schiele am Permanenter Link
"Die Erniedrigung Gottes und des Menschen gehen Hand in Hand. Es ist ein trauriger Tag für Malta. Herr, vergib ihnen: sie wissen nicht, was sie tun", twitterte er nach der Entscheidung des Parlaments.
Bei soviel Arroganz bleibt einem glatt die Spucke weg! Wieso twittert der eigentlich? Wäre es für solch rückständige Geister nicht angemessener in Steintafeln zu ritzen?
Wolfgang Stoeth am Permanenter Link
Na wenn das der liebe Gott zu hören bekommt !
Noncredist am Permanenter Link
>> Die Erniedrigung Gottes und des Menschen gehen Hand in Hand. <<
Ohne Beleg? Das ist interessant. Ich bin der Meinung, dass umgekehrt ein Schuh daraus wird: Wo Gott für den Menschen zum (absolutem) moralischem Maßstab wurde, durfte der Mensch sein Blut lassen. Für Gott und Vaterland, anyone? Oder Gott mit uns? Alsbald der "Herr" sein OK gab, durfte man um so brutaler seine Waffe schwingen. Erst als der Mensch seinen Fokus auf "den Menschen" richtete, statt auf einer unüberprüfbaren moralischen Meinung etwaiger Wolkenbewohner, nahm man auch "den Menschen" ernst und erforschte (mit ihm) die Grenzen der Freiheit. Davor war einfach alles erlaubt, was "dort oben" (durch "Offenbarungen" der Priester, oder heruminterpretierende Bibelleser) genehmigt wurde. Amen.
>> Es ist ein trauriger Tag für Malta. Herr, vergib ihnen: sie wissen nicht, was sie tun <<
Danke, Herr Scicluna. Sie haben somit die Allwissenheit Gottes auf hervorragender Weise widerlegt :)
Wenn ein "Herr" die Allwissenheit besitzen würde, so hätte er diese Situation schon zu Zeiten Adam und Evas gewusst. Er hatte den gesamten Prozess der Gründung Maltas bis zur Abschaffung der Paragraphen per göttlicher Macht manipulieren können. Anscheinend hat der "Herr" keinen Bedarf an Veränderungen. Das ein NICHT allwissender Mensch, vollbepackt mit sündigen Gedanken und der simplen Sterblichkeit, dem allwissendem "Herr" gar BEFEHLE erteilt ("Herr, vergib ihnen") und dem "Herrn" gar Unwissenheit unterstellt, weshalb der Erzbischof der Meinung ist, dem "Herrn" eine Erklärung zu liefern ("(denn) sie wissen nicht, was sie tun"), dürfte selbsterklärend sein :)
Danke, Herr Scicluna. Es gibt keine besseren Gotteswiderleger als die Gottesdiener selbst :)
Roland Fakler am Permanenter Link
Die Römer waren vor 2000 Jahren schon weiter:
"Deorum offensae diis curae" – "Um Gotteslästerungen mögen sich die Götter selbst kümmern". Das war ein Prinzip des Imperium Romanum.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das kleine katholische (!) Malta - macht es vor.
Kay Krause am Permanenter Link
1.) müssen wir uns immer wieder darüber imklaren sein, dass es sich hier um EINEN der vielen weltweit angebotenen Götter handelt.
2.) logische Folgerung: da 1.732 "wahre und einzige" Götter nicht alle zusammen "wahre und einzige" Götter sein können, kann es auch keine Blasphemie sein, an einen Gott zu glauben, die anderen 1.731 jedoch zu verleugnen.
3.) Da dieses "wahrhaftige Glauben" jedoch eine individuelle Angelegenheit von weltweit mehreren Milliarden Menschen ist, kann man guten Gewissens behaupten, dass sich der gesamte religiöse Glauben selbst aufgrund von schizophrenem Verhalten ad absurdum führt, ohne dass man wegen Blasphemie dafür vor den (ebenfalls religiös indoktrinierten) Kadi kommt. Die Beweislage ist eindeutig und spricht für den Angeklagten!
4.) Aus humaner Sicht ist es für mich unbegreiflich, dass es Menschenmassen gibt, die sich von religiösen Institutionen für einen neuen Religionskrieg begeistern lassen, an dem letztlich nur die Waffenindustrie verdient.
5.) Freunde, Nachbarn, Völker, Nationen! Merkt Ihr es denn nicht? Ihr werdet benutzt, von wenigen macht- und finanzgeilen Mitmenschen, Ihr werdet mit irgendeiner Art von Ideologie indoktriniert und seid nur gläubiges Kanonenfutter! Und Ihr habt alle Geschichtsunterricht in der Schule gehabt, und Ihr wißt, dass das schon seit Jahrtausenden so geht, und Ihr lernt nichts dazu!
Stell' Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin!
Wer wissen will, kann wissen.
Amen!