Partei der Humanisten

Marine Le Pen erhält "Bremsklotz des Monats"

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Marine Le Pen

Die Partei der Humanisten verleiht den "Bremsklotz des Monats" an die französische Präsidentschaftskandidatin des Front National Marine Le Pen für die geschichtsvergessene Instrumentalisierung von Nazi-Parolen und ihre gegen alle Werte der Aufklärung gerichteten politischen Ziele.

Inzwischen sollten wir es leider gewohnt sein von den rechtsextremen Parteien provokante und unglaubliche Sätze zu hören. Doch als Marine Le Pen am 21. April aus dem Hauptquartier des Front National aus den "totalen Krieg" forderte und weiter ausführte: "Seit zehn Jahren haben die Regierungen der Rechten und der Linken alles dafür getan, damit wir diesen Krieg verlieren", waren wir – gelinde gesagt – überrascht. Haarsträubend wurde es, als sie beschwor, die "tausendjährige Seele unseres Volkes muss erwachen, um der blutigen Barbarei zu widerstehen."

Derlei offene Nazi-Rhetorik kannten wir bisher hauptsächlich von ihrem Vater und Begründer des Front National, Jean-Marie Le Pen, der niemals vor verwirrten und verrückten Sätzen zurückschreckte, immer wieder den Holocaust verharmloste und mehrfach wegen der Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde. Marine Le Pen hat seitdem viel getan, um das Image ihrer Partei vordergründig aufzubessern und gleichzeitig ihren rassistischen, rückwärtsgewandten, nationalistischen und rechtsextremen Kern nicht zu sehr zu verwässern.

Ein Bremsklotz ist nicht genug

Doch mit diesen Äußerungen wurde ein neuer Tiefpunkt erreicht. Le Pen verfolgt ein politisches Programm, das zu den Werten und Idealen der Aufklärung, des Humanismus und einer modernen und toleranten Gesellschaft nicht entgegengesetzter sein könnte. Vieles davon ist uns allen bereits aus anderen politischen Großereignissen der letzten Monate bekannt: Protektionismus, Abschottung gegen Einwanderung, Stigmatisierung von Ausländern, Ablehnung der europäischen Idee und Austritt aus der EU, Einführung der Todesstrafe, Nutzung von Foltermethoden, Einschränkung der medialen Berichterstattung, die einem nicht selbst gewogen ist, und – wie könnte es anders sein bei der international vernetzten rechten Bewegung – engere Bindung an Russland, das weiterhin auf dem strikten Kurs ist, die Freiheitsrechte seiner Bürger konsequent einzuschränken und zu beschneiden.

Deshalb haben wir uns entschieden, Le Pen den "Bremsklotz des Monats" für den Monat April zu verleihen, wohlwissend, dass dieser eigentlich bei Weitem nicht ausreicht und man ihr stattdessen einen monumental großen, tonnenschweren "Bremsbunker" aus Stahlbeton erbauen müsste. Doch leider sind unsere Mittel begrenzt.

Während des Monats April bewarben sich viele weitere öffentliche Personen um die Verleihung des Preises und eiferten geradezu darum, sich mit immer aggressiveren Äußerungen und Aktionen gegenseitig zu überbieten. Doch wir verleihen schließlich nur einen einzigen Preis pro Monat und das auch nur an Personen innerhalb Europas. Nach den Ergebnissen des ersten Wahlgangs in Frankreich am 23. April, in dem Le Pen mit 21,4% knapp hinter Macron (24%) auf dem zweiten Platz landete, entschieden wir uns einstimmig dafür, sie bereits heute für ihre Verdienste zu ehren.

Wir wünschen ihrem Kontrahenten Macron viel Glück und Erfolg für den zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl! Sollte Le Pen die Wahl für sich entscheiden, würde das Frankreich und Europa um Jahrzehnte zurückwerfen.

Die Preisträgerin

Die studierte Juristin Marine Le Pen (geboren 5. August 1968 in Neuilly-sur-Seine als Marion Anne Perrine Le Pen) wurde bereits 1999 Mitglied des Vorstands des Front National. Von 1998 bis 2004 war sie Mitglied des Regionalrats von Nord-Pas-de-Calais. Zwischen 2004 und 2010 vertrat sie ihre Partei im Regionalrat von Île-de-France. 2007 stieg sie zur stellvertretenden Vorsitzenden auf und bekleidete 2010 erneut einen Posten im Regionalrat von Nord-Pas-de-Calais. 2011 wurde sie zur Vorsitzenden des FN gewählt. Sie kandidierte bereits 2012 zur französischen Präsidentschaftswahl, erzielte im ersten Wahlgang 17,9% und konnte sich nicht gegen Sarkozy durchsetzen, der mit 27,2% als zweiter Kandidat hinter Hollande in die Stichwahl startete. Zu dieser Zeit war sie stellvertretende Vorsitzende der Europäischen Allianz für Freiheit (EAF), der europäischen Partei der rechtsnationalen Populisten und Europaskeptiker, der auch die britische UKIP (Nigel Farage), die niederländische PVV (Geert Wilders) und die österreichische FPÖ (Norbert Hofer) angehört. Zwischen 2004 und 2014 war Marine Le Pen ununterbrochen Abgeordnete des Europäischen Parlaments.