Der Zensus von 2021 hat aufgezeigt, dass sich weniger als die Hälfte der Menschen in England und Wales noch als christlich bezeichnen. Dem Schwund an Gläubigen möchte die Church of England nun mit Nachwuchs aus den Schulen begegnen. Bis 2030 plant sie die Anzahl der aktiv christlichen Kinder und Jugendlichen zu verdoppeln. Dabei sollen nicht nur Konfessionsschulen in die Pläne der Kirche eingebunden werden. Eine enge Bildungspartnerschaft zwischen Staat und Kirche auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene wird angestrebt. Säkulare Organisationen befürchten, dass Schulen zu Missionsfeldern werden sollen.
Ende Juni 2023 hatte die Church of England in einer Pressemitteilung ein Papier mit dem Titel "Our Hope for a Flourishing Schools System: Deeply Christian, Serving the Common Good" (Unsere Hoffnung auf ein prosperierendes Schulsystem: Zutiefst christlich, dem Gemeinwohl dienend) angekündigt. Diese Empfehlungen richten sich an die Regierung und an Entscheidungstragende im Bereich Bildung.
Die Empfehlungen sehen jedoch nicht unbedingt vor, Kinder und Jugendliche fitter für die Herausforderungen der Zukunft zu machen. Vielmehr scheint der Kirche daran gelegen, ihre Stiftungen und ihren Einfluss in Schule, Haushalten und Behörden zu stärken. Darauf deuten nicht nur die zehn Ratschläge an die Regierung auf Seite 14 hin, die unter anderem eine Bildungs-Partnerschaft zwischen Kirche und Staat auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene sichern wollen.
Auch der Rückblick auf das im Jahr 2016 veröffentlichte Dokument "Vision for Education: Deeply Christian, Serving the Common God" (Erziehungsvision: Zutiefst christlich, dem Gemeinwohl dienend) lässt kaum andere Schlüsse zu. Immerhin sieht die Church of England im 2016er Dokument nicht nur Gott und die Bibel ganz besonders mit allem verknüpft, was mit Bildung zu tun hat. Physische und intellektuelle Entwicklung sollen nach ihrer Ansicht mit spiritueller, moralischer, sozialer und kultureller Entwicklung einhergehen. Dass alle Schulen ihre Werte vermitteln, sieht die Church of England als gegeben an.
In diesem Rückblick auf 2016 hebt die Kirche in ihrem aktuellen Dokument ganz weit vorn, auf Seite vier, den Erfolg ihrer Stiftung Church of England Foundation for Educational Leadership (Church of England Stiftung für Führung in der Bildung) hervor und freut sich über die Bildung der Growing Faith Foundation (Wachsender Glaube-Stiftung), deren Aufgabe es ist, strategische Partnerschaften zwischen Kirche, Schule und Haushalt zu bilden. Auf ihrer Website wird erklärt, dass darauf abgezielt wird, Kinder, junge Menschen und Familien in den Mittelpunkt der gesamten Mission und des Dienstes der Kirche zu stellen.
Unter anderem lehnt auch die National Secular Society (Nationale Säkulare Gesellschaft) die Pläne der Church of England ab. So ist für sie klar, dass die Kirche das Bildungssystem als ihr Missionsfeld sieht, um die schwindenden Mitgliedszahlen wieder aufzustocken. Sie weist daraufhin, dass die Kirche nicht nur wegen homophoben und sexistischen Idealen in der Kritik steht, sondern auch nur eine Minderheit unter jungen Menschen wirklich vertritt. So gehöre nur eine Minderheit der 18- bis 24-Jährigen der Church of England an. Wenig verwunderlich, sehen sich doch nur wenig mehr als 46 Prozent aller Menschen in England und Wales als christlich an.
Neben ihren Kampagnen gegen verpflichtende Gottesdienste und Religionsunterricht stellt auch die National Secular Society Forderungen an die Regierung. So solle diese der Kirche nicht weiterhin freie Hand darin lassen, in öffentlich finanzierten Schulen ihre eigennützigen Ziele zu verfolgen. Immerhin sollte der Zweck von Schulen sein, Kinder und Jugendliche zu erziehen, nicht ihnen einen bestimmten Glauben nahezubringen.
Generell fordert die National Secular Society eine klare Trennung von Staat und Kirche statt weiterer Verflechtungen.