"Welche Partei soll ich als Konfessionsfreie*r, Säkulare*r, Atheist*in oder Humanist*in wählen?" – Mit dieser Frage konfrontierte der Humanistische Pressedienst 16 Parteien, die zur Wahl des Deutschen Bundestags 2021 antreten. Lesen Sie hier die Antwort der Freien Wähler.
Wir FREIE WÄHLER sind eine moderne, liberal-konservative Bürgerbewegung der Vernunft. Ein Leben in Sicherheit sowie das Streben nach Wohlstand und Glück sind Grundbedürfnisse des Menschen und damit der Auftrag unserer Politik. In unserem Wahlprogramm zur Bundestagswahl "Die Kraft der Mitte." stellen wir klar: "Deutschland ist ein säkularer Staat. Wir erteilen jeglichen politischen Vorstößen eine Absage, welche die Grundwerte unserer Verfassung unterwandern wollen. Insbesondere religiöse Gebote, die unserem Grundgesetz widersprechen, dürfen weder unsere Rechtsprechung noch unser gesellschaftliches Zusammenleben betreffen."
Wir sind stolz auf unsere freiheitliche Gesellschaft und unsere Grundwerte, die in der aufgeklärten und abendländischen Tradition stehen. Die Diskriminierung von religiösen, nationalen und sexuellen Minderheiten hat in unserem demokratischen Rechtsstaat keinen Platz. Dies gilt selbstverständlich auch für Menschen, die sich bewusst oder unbewusst gegen eine religiöse Weltanschauung entscheiden. Sorgen bereitet uns der wachsende, auch religiöse, Extremismus in der Bundesrepublik. Unabhängig von der ideologischen Ausrichtung sind Extremisten Feinde unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und müssen mit allen Mitteln unserer wehrhaften Demokratie bekämpft werden. Wir wollen, dass religiös-extremistische Vereine, wie beispielsweise salafistische Gruppierungen, konsequent verboten werden.
Das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen sowie religionslosen Bürgern ist uns wichtig. Deswegen gilt es einerseits Rahmenbedingungen für das ungestörte Leben von religiösen Überzeugungen zu schaffen, andererseits aber auch einzuschreiten, wenn religiöse Überzeugungen übergriffig die Freiheit anderer Menschen beschränken. Wir treten gegen alle Erscheinungsformen des Antisemitismus entschieden auf. Wir möchten mit einem islamischen Religionsunterricht unter staatlicher Aufsicht Kindern eine Interpretation des Islam anbieten, die den Werten unserer offenen Gesellschaft entspricht.
Problematisch ist religiöse Einflussnahme in der Debatte um Schwangerschaftsabbrüche. Wir stehen für einen flächendeckenden und diskriminierungsfreien Zugang zu einer sicheren, medizinischen Versorgung bei dem Wunsch nach Schwangerschaftsabbruch und setzen uns für die Rechtssicherheit von Ärzten ein, die über ihr Leistungsangebot in diesem Bereich informieren. Eine kommerzielle Bewerbung von Schwangerschaftsabbrüchen muss aber weiterhin illegal bleiben.
Wir verfolgen das Ideal der aufgeklärten, mündigen und humanistischen Bürger und haben daher vor ihren direktdemokratischen Entscheidungen großen Respekt. Daher fordern wir Bürgerräte, Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide auf Bundesebene.
Die nächste Entscheidung ist die Bundestagswahl. Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung mit beiden Stimmen für FREIE WÄHLER. Gemeinsamen schaffen wir "Ein Deutschland für ALLE" und eine Gesellschaft, die von Gemeinschaft und Respekt geprägt ist.
(Gregor Voht, stellvertretender Bundesvorsitzender FREIE WÄHLER)
5 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Mein Vorschlag, keine Partei welche sich zu den " Christlichen Werten " bekennt, denn dies ist, in Richtung Zukunft, kontraproduktiv.
Das finstere Mittelalter sollten wir hinter uns lassen.
A.S. am Permanenter Link
Nach meiner Einschätzung ist die Haltung der "Freien Wähler" zur Religion halbgar.
Einerseits werden säkulate Positionen formuliert, andererseits hält man in dieser Partei Religion offenbar immer noch für etwas Gutes. Es wird verkannt, dass alle Religionen Theokratie legitimieren und zur einzig gottgefälligen Herrschaftsform erklären, der sich die "demokratischen" Regierungen unterzuordnen haben.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Nun ja. Was soll man sagen? Vielleicht: ein wenig halbherzig.
Ansonsten teils - aus der Sicht eines Hardcore-Säkularen, gebe ich gern zu - allzu inkonsequent. "Insbesondere religiöse Gebote, die unserem Grundgesetz widersprechen, dürfen weder unsere Rechtsprechung noch unser gesellschaftliches Zusammenleben betreffen." Schräg. Religiöse "Gebote" dürfen überhaupt kein staatliches Handeln tangieren, ein "Abwägen" der Bibel mit dem Grundgesetz ist ja wohl kaum Anspruch einer säkularen Verfassung. Sollen sich die Richter die Bibelstellen aussuchen dürfen, auf die sie Bezug nehmen dürfen?
"Wir möchten mit einem islamischen Religionsunterricht unter staatlicher Aufsicht Kindern eine Interpretation des Islam anbieten, die den Werten unserer offenen Gesellschaft entspricht." Religionsunterricht mit konfessioneller Ausrichtung hat in keiner Schule etwas zu suchen. Zumal wir ja inzwischen wissen, was wir von "Integration per staatlich beaufsichtigtem Islamunterricht" zu halten haben, siehe den Beitrag hier beim hpd "Islamischer Unterricht ohne positiven Einfluss auf die Integration" vom heutigen Tage (14.09.2021). Die sogenannte Evaluation erinnert mich an die "Methodik" von Homöopathie-Studien, die auch immer anstreben, zu demonstrieren, dass Bäcker weniger Fleisch verkaufen als Metzger. Ach.
"Problematisch ist religiöse Einflussnahme in der Debatte um Schwangerschaftsabbrüche." Es braucht nicht diese Selektion, denn problematisch per se ist die gesamte religiöse Einflussnahme auf die Politik, man sollte sich bei den Freien Wählern mal mit den Veröffentlichungen von Carsten Frerk beschäftigen. Es geht um mehr als um dieses Thema, weit mehr.
Fazit: Günstigstenfalls halbherzig, was den säkularen Anspruch des Grundgesetzes und eine positive Politik zur Nichtdiskriminierung und gesellschaftlichen Wahrnehmung säkularer / religionsfreier Menschen angeht. Mir scheint es hier einen deutlichen "Überhang" an der Grenze einer der Säkularität unter Wahrung von Religionsfreiheit zugunsten von Religionsgemeinschaften zu geben. Viel mehr als die Kenntnisnahme vom Umstand, dass es eine relevante Menge säkular orientierter MitbürgerInnen gibt, kommt hier eigentlich nicht zum Ausdruck.
Aber danke für das Statement, Freie Wähler. Und wie gesagt - das hier ist eine Kurzanalyse eines Hardcore-Säkularen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Für diese Kurzanalyse bedanke ich mich herzlich bei ihnen. Ich denke genau so wie Sie, nur kann ich es nicht so gut in Worte fassen was mich umtreibt.
Michael Fischer am Permanenter Link
Landen bei mir nach Auswertung des Wahlomaten abgeschlagen auf Platz 27 mit gerade mal 50,9% Übereinstimmung.
So wird das nix, Freunde.