Erklärung der Kazimierz-Łyszczyński-Stiftung

Recht auf Abtreibung in Polen – Nein zum Gesetzentwurf der Regierung

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Plenarsaal des Sejm in Warschau
Plenarsaal des Sejm in Warschau

BERLIN/WARSCHAU (hpd) Am Sonntag (3. April 2016) gingen die Atheistischen Tage in Warschau zu Ende. Die Kazimierz-Łyszczyński-Stiftung organisierte in diesem Rahmen eine internationale feministische Konferenz. Die Konferenz hat gezeigt, dass alle Religionen Frauen diskriminieren und unterdrücken, patriarchalische Machtschemen, die auf Dominanz und Unterdrückung basieren, übermitteln und die Frauenrechte einschränken. Das gilt insbesondere für die reproduktiven Rechte. Sie gestehen den Frauen nur einen halb-menschlichen Status zu.

Im Laufe der letzten Jahre hat das immer größere Aufkommen religiöser Fundamentalismen, egal welcher Religion, zu unaussprechlichen barbarischen Taten gegen Frauen geführt.

In Polen bedeutet das totale Abtreibungsverbot, die schlimmste Verletzung der Frauenrechte seit der Zwischenkriegszeit, und dies auf Druck der katholischen Kirche. Der polnische Klerus, schon diskreditiert durch Skandale wie z. B. Pädophilie und ihren außerordentlichen Finanzhunger, will ihre Ordnung und Verbote aufzwingen, nicht durch Glaubensargumente ihrer Gläubigen, nein durch Gewalt.

Das Gewissen der polnischen Bischöfe kann vielleicht alles ertragen, angefangen bei Pädophilie der Pfarrer, versteckt in der Kirche bis zum Zwang des Gesetzentwurfs, dessen Resultat der "Frauenmord" ist.
Aber es sind nicht die Bischöfe , die im Parlament sitzen. Es sind gegenüber der Kirche dienende und gehorsame Politiker, die verantwortlich für die Tragödie der Frauen sein werden.

Frauen bezahlen schon jetzt mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit die Allianz von Thron und Altar, aber dieses barbarische Gesetz wird die Rechnung dramatisch in die Höhe treiben. Der Entwurf des völligen Verbots des Schwangerschaftsabbruch hat nichts mit Lebensschutz zu tun, im Gegenteil, er verurteilt die Frau, deren Schwangerschaft ihr Leben gefährdet zum Tod, Sie ist gezwungen den schwerbeschädigten Fötus auszutragen, muss nach der Geburt hilflos beim Todeskampf zusehen. Sie ist gezwungen nach einer Vergewaltigung, das Kind auszutragen.
Diese Fälle, im gültigen Gesetz scheinheilig "ein Kompromiss" genannt, erlauben theoretisch einen legalen Schwangerschaftsabbruch. Aber wie die Praxis zeigt, wenn die Frau ihr Recht auf Wahl verliert, wird selbst das legale Abtreibungsrecht zu einer juristischen Fiktion.

Die Kazimierz-Łyszczyński-Stiftung hat Solidaritäts- und Unterstützungsbekundungen für die polnischen Frauen von zahlreichen feministischen und Freidenkerorganisationen erhalten, darunter von den Solidarische Frauen in Frankreich, internationalen Organisationen, darunter der RIFL (Internationales feministisches und laizistisches Frauennetzwerk), Frauen für ein anderes Europa, sowie die Internationale Vereinigung der Freidenker und viele andere.
"Wir fordern einen schützenden Schwangerschaftsabbruch und möglichst für alle Frauen in Polen, in Kroatien und überall auf der Welt!" schreiben uns kroatische Frauen von 30 Organisationen vom Dachverband Kroatisches Frauennetz.

Vor einigen Jahren war die Parole der großen Kundgebung des 8. März: "Die Demokratie ohne Frauen ist die Hälfte einer Demokratie". Aber eine Demokratie ohne Frauen ist gar keine Demokratie!
Die Abtreibungsfrage, das heißt die Frage der Selbstbestimmung der Frau ist nicht nur ein Problem der Frauen. Es ist auch nicht ein Problem ihrer Angehörigen. Es geht um die Gesellschaft als ganzes. Die Unterwerfung der Frau durch eine autoritäre Regierung, ist der Anfang der Unterwerfung einer ganzen Gesellschaft.

Wir können dies nicht erlauben!

Diese Erklärung der Kazimierz Łyszczyński Stiftung gegen den Gesetzentwurf, Abtreibung in Polen zu verbieten, wurde von Nina Sankari (KLS) geschrieben und von Heinke Först übersetzt.