9. Konfessionsfreie in Rundfunkräten und im Deutschen Ethikrat repräsentieren
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk dient nicht der Mission, sondern der Information, Kultur und Unterhaltung. Besondere Senderechte für Religionsgemeinschaften widersprechen dieser Rolle und werden der gesellschaftlichen Realität nicht gerecht. In den Rundfunkräten der Länder sind religiöse Positionen ebenso überrepräsentiert wie im Deutschen Ethikrat. In beiden Gremien müssen Konfessionsfreie mit ihrem permanent wachsenden Bevölkerungsanteil stärker und ganz explizit vertreten sein.
Der Rundfunkstaatsvertrag schreibt vor, den Religionsgemeinschaften "auf Wunsch angemessene Sendezeiten zur Übertragung religiöser Sendungen einzuräumen". Was als "angemessen" gilt, muss der gesellschaftlichen Realität angeglichen werden – und die ist zunehmend konfessionsfrei.
Noch deutlicher wird die überproportionale Vertretung religiöser Positionen im Deutschen Ethikrat. "Das Ethikratgesetz spricht zwar von Pluralität, jedoch ist fraglich, ob die aktuelle Zusammensetzung des Ethikrates diesem Ziel gerecht werden kann", stellt die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) 2019 fest. Mehr als die Hälfte der Mitglieder waren damals dem religiösen Spektrum zuzurechnen. Kein Wunder also, dass der Ethikrat vor allem in religiös relevanten Fragen auffällig oft religiöse Positionen bezogen hat, etwa bei der Präimplantationsdiagnostik, bei der Knabenbeschneidung und der Sterbehilfe. Auch in der jetzigen Besetzung hat mehr als die Hälfte der Mitglieder einen religiösen Hintergrund. Explizit konfessionsfreie Positionen vertritt einzig Prof. Julian Nida-Rümelin – und damit steht er für weniger als 4 Prozent des Ethikrates bei mehr als 40 Prozent Bevölkerungsanteil.
Als Zentralrat der Konfessionsfreien erwarten wir die angemessene Vertretung konfessionsfreier Positionen in öffentlichen Gremien. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte weltanschaulich neutral sein und keine Glaubensbotschaften verbreiten. Und der Deutsche Ethikrat sollte das Ziel haben, "gesellschaftlich relevante Probleme faktenbasiert zu beleuchten und einen kritisch-rationalen Beitrag zu gegenwärtigen Diskursen zu leisten" – so wie es das Hans-Albert-Institut für sich definiert, mit dem wir eng zusammenarbeiten.
6 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Punkt für Punkt volles Programm.
Gut so!
Stefan am Permanenter Link
Danke für Euer Engagement - offensichtlich ist der Bedarf dafür größer als je zuvor. Ich finde die Punkte kristallklar und sehr nachvollziehbar - der Logik kann man sich nicht verschliessen.
Wie kann man (über Mitgliedschaften in gbs und eifriges Teilen in social media / Freundeskreis etc. hinaus) unterstützen?
Gruss und schönes Wochenende.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nachdem ich diesen Bericht gelesen und verinnerlicht habe, frage ich mich,:::Worauf
Eine Regierung, welche ständig gegen die Einsichten und Wünsche der Bevölkerung handelt kann und wird sich nicht lange an der Macht halten können.
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Baierlein, solange die Bürger so dumm sind, gläubige PolitikerInnen zu wählen, wird das Parlament die Gesetze machen, die die Kirche will.
A.S. am Permanenter Link
Insgesamt ein gutes Programm, aber bei Punkt 12 muss ich doch Kritik üben:
Indoktrination kann nicht Privatsache sein. Religion wird uns indoktriniert.
Demokratie geht in der Theorie davon aus, dass vernünftige Menschen mit freiem Willen eigenständig Informationen bewerten, daraus Schlüsse ziehen und Entscheidungen trefffen.
Was aber bleibt von Demokratie, wenn die Menschen (der Souverän der Demokratie) systematisch indoktriniert und manipuliert werden? Es kann die Regierung sein, die die Bürger indoktriniert. Es können aber auch gesellschaftliche Gruppen sein, die die Bürger zu indoktrinieren versuchen. Die religiösen Führer indoktrinieren ihre Gläubigen systematisch. Auf diesem Wege schaffen sie es, dass die gläubigen Bürger selber ihre Demokratie zerstören.
Nein, Indoktrination darf keine Privatsache sein.
Religion ist Indoktrination + Angstpädagogik + Manipulation.
Religion wird uns indoktriniert, mit Religion werden wir manipuliert. Die Kirche indoktriniert uns, die Kirche manipuliert uns.
Mit Religion werden Menschen und Menschenmassen gesteuert. Von Priestern. Wer gibt Priestern das Recht dazu?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
@ A.S.
Demokratie zu legen.