8. Suizidhilfe weiterhin ermöglichen
Suizid ist ein Grundrecht, also kann Suizidhilfe kein Verbrechen sein. Mit dieser Argumentation hat das Bundesverfassungsgericht den Paragrafen 217 StGB im Februar 2020 für nichtig erklärt. In dem wegweisenden Karlsruher Urteil finden sich die Positionen wieder, die Mitgliedsverbände des Zentralrats der Konfessionsfreien in der Kampagne "Mein Ende gehört mir! Für das Recht auf letzte Hilfe" dargelegt hatten.
Urteil des Bundesverfassungsgerichts
Ihr Vertreter vor Gericht, der Philosoph Dr. Dr. h.c. Michael Schmidt-Salomon, wies bei der Verhandlung in Karlsruhe als einziger Sachverständiger darauf hin, dass die Verhinderung der Selbstbestimmung am Lebensende gegen Artikel 1 des Grundgesetzes verstößt, denn: "Die Würde des Einzelnen ist dadurch bestimmt, dass der Einzelne über seine Würde bestimmt – nicht der Staat oder die Kirche."
Nach fünf Jahren der Sterbehilfeverhinderung durch den eindeutig religiös motivierten Paragrafen 217 StGB besteht wieder Rechtssicherheit: Ärzte und Suizidhilfe-Vereine dürfen Sterbewillige in den Freitod begleiten. Mitglieder des Zentralrats der Konfessionsfreien kooperieren mit der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), mit Dignitas Deutschland und dem Verein Sterbehilfe, die im Februar 2022 in einer vielbeachteten Pressekonferenz von ihren praktischen Erfahrungen zur Sterbehilfe berichtet haben.
Doch nun wollen Mitglieder des Bundestags wieder ein Gesetz zur Suizidhilfe erlassen. Dazu liegen bisher drei Entwürfe vor, von denen zwei das Urteil des BVerfG in weiten Teilen ignorieren. Doch selbst der liberalste Entwurf baut neue Hürden auf: Die enthaltene Pflichtberatung würde Menschen bevormunden, die geforderten Wartefristen wären eine Qual für Sterbewillige. Der Zentralrat der Konfessionsfreien unterstützt daher den "Berliner Appell" für eine humane Suizidhilfe in Deutschland: "Die praktischen Erfahrungen im Bereich der professionellen Freitodbegleitung haben gezeigt, dass neue strafgesetzliche Regelungen nicht erforderlich sind. Wenn aber ein Gesetz nicht erforderlich ist, ist es erforderlich, kein Gesetz zu erlassen. Ein neuer § 217 StGB ist daher inakzeptabel. Einem Menschen bei der Wahrnehmung eines Grundrechts zu helfen, kann nicht strafbar sein."
Wir stehen für das verfassungsrechtlich verbriefte Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende und ermutigen alle politisch Verantwortlichen: Bauen Sie die Hürden der Suizidhilfe ab! Stimmen Sie gegen ein neues restriktives Gesetz – und ersparen Ihrer Regierung damit jene Niederlage in Karlsruhe, die Ihre Vorgänger einstecken mussten.
6 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Punkt für Punkt volles Programm.
Gut so!
Stefan am Permanenter Link
Danke für Euer Engagement - offensichtlich ist der Bedarf dafür größer als je zuvor. Ich finde die Punkte kristallklar und sehr nachvollziehbar - der Logik kann man sich nicht verschliessen.
Wie kann man (über Mitgliedschaften in gbs und eifriges Teilen in social media / Freundeskreis etc. hinaus) unterstützen?
Gruss und schönes Wochenende.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nachdem ich diesen Bericht gelesen und verinnerlicht habe, frage ich mich,:::Worauf
Eine Regierung, welche ständig gegen die Einsichten und Wünsche der Bevölkerung handelt kann und wird sich nicht lange an der Macht halten können.
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Baierlein, solange die Bürger so dumm sind, gläubige PolitikerInnen zu wählen, wird das Parlament die Gesetze machen, die die Kirche will.
A.S. am Permanenter Link
Insgesamt ein gutes Programm, aber bei Punkt 12 muss ich doch Kritik üben:
Indoktrination kann nicht Privatsache sein. Religion wird uns indoktriniert.
Demokratie geht in der Theorie davon aus, dass vernünftige Menschen mit freiem Willen eigenständig Informationen bewerten, daraus Schlüsse ziehen und Entscheidungen trefffen.
Was aber bleibt von Demokratie, wenn die Menschen (der Souverän der Demokratie) systematisch indoktriniert und manipuliert werden? Es kann die Regierung sein, die die Bürger indoktriniert. Es können aber auch gesellschaftliche Gruppen sein, die die Bürger zu indoktrinieren versuchen. Die religiösen Führer indoktrinieren ihre Gläubigen systematisch. Auf diesem Wege schaffen sie es, dass die gläubigen Bürger selber ihre Demokratie zerstören.
Nein, Indoktrination darf keine Privatsache sein.
Religion ist Indoktrination + Angstpädagogik + Manipulation.
Religion wird uns indoktriniert, mit Religion werden wir manipuliert. Die Kirche indoktriniert uns, die Kirche manipuliert uns.
Mit Religion werden Menschen und Menschenmassen gesteuert. Von Priestern. Wer gibt Priestern das Recht dazu?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
@ A.S.
Demokratie zu legen.