Es war geplant, auf den von der Körberstiftung getragenen "Tagen des Exils" in Hamburg auch eine Veranstaltung der Säkularen Flüchtlingshilfe Hamburg zu präsentieren. Die Veranstaltung wurde jedoch – wie alle anderen – wegen der Coronakrise abgesagt. Deshalb hat hpd-Autor Jan-Christian Petersen einen Aufruf verfasst, der allen Säkularen Flüchtlingshilfen zugute kommt.
Stellen Sie sich vor, der deutsche Staat tötet Sie, weil Sie aus der Kirche austreten. In vielen muslimischen Ländern ist dieses Szenario in Bezug auf den Islam real. Insbesondere der Abfall vom Glauben wird in 13 muslimischen Ländern mit dem Tode bestraft. Auf minderschwere Blasphemievergehen, die mit Folter und Gefängnis geahndet werden, folgen häusliche Gewalt und Ehrenmorde (insbesondere an Frauen) sowie gesellschaftliche Ächtung. Die Menschen fliehen. In deutschen Flüchtlingsunterkünften geht die Verfolgung oft weiter. Nichtgläubige fallen dort durch ihren unreligiösen Lebensstil auf. Sie leben schlichtweg normal. Sie essen normal, kleiden sich normal. Es sind die Vertreter einer offenen Gesellschaft. Oftmals sind diese säkularen Geflüchteten gut ausgebildet und leicht zu integrieren, eben weil sie genau die Werte leben, die unsere Wertegemeinschaft auszeichnen.
Allerdings werden säkulare Geflüchtete kaum wahrgenommen. Die Debatten werden vom Islam, vom Islamismus und hierzulande auch von kirchlichen Sozialträgern geprägt. Regelmäßig lesen wir beispielsweise über die Situation verfolgter Christen; denn Christen haben eine Lobby. Auch Muslime, die von islamistischen Extremisten bedroht werden, haben eine Lobby. Säkular eingestellte Geflüchtete haben diese Lobby bislang nicht.
Mit einer Säkularen Flüchtlingshilfe wird den religionsfreien Geflüchteten nun eine Stimme gegeben. Sie finden Ansprechpartner. Kirchen- und Moscheegemeinden laden immer auch in ihre abgeschlossenen Parallelwelten ein. Das tun säkular eingestellte Menschen zwangsläufig nicht. Säkulare Flüchtlingshilfe integriert direkt in die offene Gesellschaft. Seien Sie ein solcher Ansprechpartner! Säkulare Helfer begleiten zu Ämtern, helfen bei der Job- und insbesondere bei der Wohnungssuche. Sie sammeln Spenden, um traumatisierte Geflüchtete zu unterstützen, oder finden fachlich qualifizierte Berater (Anwälte, Ärzte) sowie Geld- und Sachspender.
Der Erfolg gibt den Säkularen Flüchtlingshilfen recht, die sich an immer mehr Orten gründen. Interessierte finden Ansprechpartner beispielsweise in Köln, Berlin, Hamburg, hier bei der Humanistischen Initiative sowie bundesweit bei der Giordano-Bruno-Stiftung; in Österreich und in der Schweiz. Machen Sie mit! Religionsfreie Menschen sind nun auch in ihrem Engagement nicht mehr allein.
Erfahren Sie, was säkulare Geflüchtetenhilfe im Einzelfall bedeuten kann. Sehen und hören Sie den eindringlichen Redebeitrag von Stefan Paintner von der Säkularen Flüchtlingshilfe Köln.