In der Türkei sorgt ein neues Lehrbuch und die darin enthaltenen Empfehlungen zur Ehe für Aufregung. Kritiker sehen ein weiteres Zeichen für eine zunehmende Islamisierung des Landes.
Laut der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet könnten Schüler in der Türkei bald ein neues Schulbuch für die Oberstufe bekommen, das den Titel "Das Leben des Propheten Mohammed" trägt. Insbesondere in säkularen Kreisen ist man alarmiert, da das Buch fundamentalistische Positionen zum Thema Ehe und Familie verbreitet. So wird dort die Ehe mit Atheisten als unzulässig erklärt und der Mann als Familienoberhaupt angesehen, dem die Frau "die nötige Achtung und Ergebung" erweisen müsse.
Zunehmende Atheistenfeindlichkeit
Erst im Januar dieses Jahres kündigte das türkische Bildungsministerium die Umsetzunge eines Maßnahmepakets an. Darunter befand sich die Forderung, dass "Säkularismus" und "Atheismus" in Religionsbüchern als "problematische Überzeugungen" und als "Krankheiten" eingestuft werden sollen. Zudem wurde die Evolutionstheorie aus den gymnasialen Lehrplänen gestrichen.
Schon länger stellt sich die religiös-autoritäre AKP-Regierung gegen säkulare und wissenschaftliche Positionen, die mit der islamischen Lehre nicht zu vereinbaren sind. Sie sorgte dafür, dass zunehmend kreationistische Inhalte im Bildungssystem verankert wurden und sperrte mehrmals den Zugang zu religionskritischen Internetseiten.
9 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Eines muss man dem osmanischen Sultan lassen: Wenn er konsequent ist, dann ist er das konsequent!
Thomas Göring am Permanenter Link
... und so geht es Schritt für Schritt in Richtung islamischer Gottesstaat.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Wen wundert's, dass Märchen aus tausend und einer Nacht Urstände feiern? Lässt sich doch mit Religiotie soooo viel Machterhalt und Volksverdummung bewerkstelligen.
Kay Krause am Permanenter Link
Und wer merkt's (?): die Religionsfanatiker in der Türkei nähern sich den Religionsfanatikern in den USA an. Wunderbare Welt, let's go zurück in's Mittelalter!
Wolfgang am Permanenter Link
Wir müssen aber weiter mit der Türkei im Gespräch bleiben. Also so tun, als ob noch alle Türen zum EU-Beitritt offen sind!
Habt ihr bei allem noch alle Tassen im Schrank? Ehescheidung geht anders.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Nein, nicht so tun, als ob noch alle Türen für den EU-Beitritt offen stehen, aber im Gespräch bleiben.
Nebenbei bemerkt: Wir reden auch mit China, die jährlich tausende Menschen hinrichten, mit Myanmar, die momentan ethnische Säuberungen betreiben, mit den Saudis, die im Jemen Krieg führen und sogar mit den USA, die ungezählte völkerrechtswidrige Kriege und Konflikte angezettelt haben.
Und das ist gut so. Alles ist besser als die Alternative.
Wolfgang am Permanenter Link
Wenn ein Atheist eine "Gläubige" heiratet, verspricht das eine "bewegte" Ehe. Dann ist immer was los. Das verlangt auch sehr viel Selbstvertrauen, sich gegen ein Phantom zu behaupten.
das ein imaginärer Gott bei mir keine Chancen hat. Arme Türkei.
Mschlindwein am Permanenter Link
"Erst im Januar dieses Jahres..."
Siehe http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-abc-dieses-jahres-diesen-jahres-a-325940.html
Fjotolf am Permanenter Link
Die im Buch "Das Leben des Propheten Mohammed" vermittelten Sittlichkeitsstandards und Wertevorstellungen sind keineswegs fundamentalistisch, sondern entsprechen den Glaubenssätzen und der Ethik der islamisc
Mohammed war ebenso wie Luther nach heutiger Rechtsauffassung ein Krimineller. Selbst wenn es sich bei Mohammed nicht um eine historische Persönlichkeit, sondern lediglich um ein literarisches Kunstprodukt handeln sollte, wäre die Figur Mohammed als narratologisches Gewaltparadigma immer noch die wichtigste Legitimationsgrundlage für islamisch begründete und motivierte Ausübung unterschiedlichster Formen der Gewalt.