DITIB feiert sich trotz aller Kritik

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DITIB-Zentralmoschee in Köln
DITIB-Zentralmoschee in Köln

Seit einiger Zeit steht die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) in der Kritik. Vorgeworfen wird dem von der türkischen Religionsbehörde Diyanet gesteuertem Verein, vermeintliche Gülen-Anhänger nach Ankara zu melden und Antisemitismus in den eigenen Reihen zu ignorieren.

Nachdem Niedersachsen und Rheinland-Pfalz Staatsverträge mit DITIB bereits ausgesetzt haben und es in Hamburg und Nordrhein-Westfalen zu heftigen Diskussionen darüber kam, ob man den Verein weiterhin als Partner aufwerten kann, hat sich der Verein Anfang des Jahres mit einer Pressemitteilung an die Medien gewandt.

Darin jedoch findet sich kein Wort zu den Vorwürfen, dass einige DTIB-Imame, die von der türkischen Religionsbehörde Diyanet finanziert werden, Informationen über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen an die türkische Regierung weitergegeben haben.

Auch vermisst man in der Pressemitteilung Worte über die antisemitische Hetze, die auf den offiziellen Facebook-Seiten verschiedener DITIB-Gemeinden (in Türkisch) zu lesen war und teilweise noch zu lesen ist. Der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck (MdB), forderte bereits Konsequenzen. Er schrieb auf Facebook: "Einrichtungen, die Antisemitismus verbreiten, können nicht als Akteure für Integration fungieren. Die DITIB wird immer mehr zum Problem der Integrationspolitik statt Teil der Lösung zu sein."

Der Verein spielte in einer Pressemitteilung die Vorwürfe herab: Danach "sind diffamierende Postings, Gruppen, die Diffamierungen verbreiten … Ausdruck eines unsachgemäßen Verständnisses religiöser Inhalte." Also wieder nur die bekannte Mär von der "falsch verstandenen Religion".

Die anhaltende Kritik scheint spurlos an DITIB vorüberzugehen. In der Pressemitteilung, die Anfang des Jahres verschickt wurde, verweist der Verein stolz auf seine Erfolge und auf seine Pläne für das Jahr 2017. Sie liest sich wie ein trotziges "Wir sind trotzdem die Größten!" – wenn lobend über die Zentralmoschee in Köln geschrieben, die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden (die selben, auf deren Seiten gegen Juden gehetzt wird) betont und die gesellschaftliche Teilhabe von DITIB hervorgehoben wird. "Die DITIB verstärkt erneut ihr aktives Engagement in der Dialog-Arbeit von der Bundes-Ebene bis zu den lokalen Moscheevereinen, um der steigenden gesellschaftlichen Nachfrage zu Themen rund um den Islam gerecht zu werden." Ganz so, als gäbe es aktuell im Dialog zwischen DITIB und Staat keinerlei Differenzen.

Weiterhin wird die Flüchtlings-, Frauen- und die Jugendarbeit gefeiert. "Die Moschee als Anlaufstelle für die Jugend: Die soziale Integration und positive Persönlichkeitsentwicklung des Nachwuchses sind weitere Kernthemen der DITIB." Da bleibt die Frage, ob soziale Integration für DITIB bedeutet, Jugendliche ganz im Sinne der türkischen Religionsbehörde Diyanet anzuleiten und aus Deutschtürken glühende Verehrer von Erdogan zu machen?

Um noch einmal Volker Beck zu zitieren: In einem Interview mit der Islamischen Zeitung sagte er: "Wir kommen bei der Integration nicht weiter, wenn die einen sagen, alles sei wunderbar, und glauben, keine Anforderungen stellen zu müssen; oder andere Muslime verteufeln oder sagen ein Muslim könne kein Demokrat sein. … Beides ist dumm und ist antiaufklärerisch." Und, als hätte er die Jahresbeginn-Pressemitteilung von DITIB gelesen, sagt er: "Es gibt bei Verbandsfunktionären … eine Weigerung, klar Position zu beziehen."