Überraschung bei den Psi-Tests der GWUP

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Emil Siebke demonstriert seinen Testvorschlag. Die Gefäße wurden beim eigentlichen Versuch mit Papier verdeckt.
Emil Siebke demonstriert seinen Testvorschlag. Die Gefäße wurden beim eigentlichen Versuch mit Papier verdeckt.

Zum ersten Mal in der 15-jährigen Geschichte der Würzburger Psi-Tests hat ein Kandidat den ersten Teil des Tests bestanden. Der 20-jährige Benedikt Maurer erzielte 9 von 13 möglichen Treffern, zum Bestehen hätten 7 Treffer genügt. Seine selbst gestellte Aufgabe bestand darin, unter zehn gleichen verschlossenen Schachteln die eine herauszufinden, in der ein Magnet versteckt war. Dies erfolgte durch "Erspüren" der magnetischen Kraft mit der Hand. Dabei durfte Maurer die Schachteln nicht berühren, sondern hielt die Hände darüber oder daneben. Wenn er auch den Zweittest besteht, gewinnt er ein Preisgeld von 10 000 Euro. Der Termin ist in Planung.

Benedikt Maurer bezeichnet sich selbst als "Psychokinet, Synästhetiker und Mystifier" und vertreibt Online-Kurse zum Erlernen der Psychokinese, also der Fähigkeit, Gegenstände durch Gedankenkraft zu bewegen. Im Gespräch gibt er sich überzeugt, jeder Mensch könne Psychokinese erlernen. Dass das Phänomen wirklich existiere, sei längst bekannt, die Beweise würden jedoch unter Verschluss gehalten. Um damit Schluss zu machen, trete er auch bei den Psi-Tests an: "Es geht mir nicht um das Preisgeld, sondern darum, die Fähigkeit der Wissenschaft näher zu bringen."

Der Versuch war nach dem Testverfahren 1:10 als Doppelblindtest konzipiert. Dabei wollte der Kandidat in 13 Durchgängen aus zehn gleich aussehenden verschlossenen Schachteln jeweils die eine herauszufinden, in der ein Magnet versteckt lag. Die Schachteln waren auf langen Tischen angeordnet.

Für jeden Durchgang ermittelte Versuchsleiter Dr. Martin Mahner im Losverfahren den jeweiligen Standort des Magneten und platzierte ihn dort. Erst danach betrat der Kandidat mit dem zweiten Versuchsleiter, Dr. habil. Dr. Rainer Wolf das Versuchsgelände und "ortete" die entsprechende Schachtel, indem er an den Tischen vorbeiging und eine Hand im Abstand von etwa zehn bis 25 Zentimetern vor oder neben jeder Schachtel bewegte. Der Magnet mache sich durch ein Strahlungsgefühl bemerkbar, ähnlich wie Sonnenstrahlen auf der Haut, erklärte er.

Während der gesamten 13 Versuche wusste keiner der Beteiligten, wie oft Maurer richtig oder falsch lag. Durch jeweils einen unverblindeten Durchgang vor und nach dem eigentlichen Versuch wurde gewährleistet, dass die Versuchsbedingungen vor und nach dem eigentlichen Test eine ordnungsgemäße Durchführung erlaubten. Dabei war dem Kandidaten bekannt, wo sich der Magnet befand. Die Auswertung der eigentlichen, doppelt verblindeten Testdurchgänge erfolgte erst ganz zum Schluss. Der Versuch fand im Freien auf dem Campus der Universität Würzburg statt, da nach Maurers Aussage die elektromagnetischen Felder in Innenräumen den Versuchsablauf beeinflusst hätten.

Wenn sich beweisen ließe, dass der Mensch über einen Magnetsinn verfügt, wäre dies von enormem wissenschaftlichen Interesse. Jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass Maurers Erfolg schlichter Zufall war. Darüber hinaus muss auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass der Proband ein Hilfsmittel zur Täuschung eingesetzt hat. Zwar wurde er vor Versuchsbeginn äußerlich von Kopf bis Fuß mit einem Kompass und einem starken Magnet auf ferromagnetisches Material am Körper untersucht, doch eignet sich dieses Vorgehen nicht zum Aufspüren kleiner Sensoren, die am oder im Körper versteckt werden. Sie geben in der Nähe eines Magnetfeldes ein Vibrationssignal ab und werden unter anderem von Zauberkünstlern und Mentalisten in Bühnenshows eingesetzt. Der Handel hält eine Auswahl an verschiedenen Modellen bereit. "All diese Überlegungen werden wir bei der Planung des zweiten Tests berücksichtigen", kündigt Dr. Martin Mahner, Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken der GWUP, an.

Der Kandidat muss eine Prüfung auf versteckte Magnete bzw. ferromagnetische Materialien über sich ergehen lassen. Foto: © Martin Mahner

Der Kandidat muss eine Prüfung auf versteckte Magnete bzw. ferromagnetische Materialien über sich ergehen lassen. Foto: © Martin Mahner

Ein Test mit einem anderen Kandidaten am Vortag endete erfolglos. Emil Siebke (84) wollte auf mit einem so genannten Biotensor (einer Art Wünschelrute für eine Hand) vergiftete Lebensmittel aufspüren, das heißt unter zehn Apfelhälften in gleich aussehenden verschlossenen Dosen diejenige finden, die mit dem Pflanzenschutzmittel Kiron behandelt war. Das gelang ihm jedoch bei keinem der 13 Durchgänge. Woran das nach seiner Ansicht lag, teilte er der GWUP wenige Tage später mit: Er habe vergessen, vorab das Preisgeld abzulehnen, denn wenn er gegen Geld tätig wird, funktioniert es nicht. Siebke ist nach eigenen Angaben als "energetischer Gesundheitsberater" tätig. Mit dem Biotensor und einem Pendel diagnostiziert er nach eigenen Angaben Umweltgifte in Lebensmitteln und Wohnräumen, Elektrosmog und -strahlung, Mangelerscheinungen und Fehlmedikation. Mit derselben Methode ermittelt er, welches Medikament dagegen eingesetzt werden soll. Auf diese Weise habe er sich selbst von Prostatakrebs und der neuromuskulären Erkrankung Myasthenie geheilt. Darüber hinaus will er 40 anderen Krebspatienten Heilung gebracht haben.


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