USA: Katholische Bischofskonferenz gibt Wahlempfehlung für Präsidentschaftswahl 2024 heraus

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Die US-amerikanischen Bischöfe trafen sich in Baltimore, Maryland (USA)
Baltimore, Maryland (USA)

Vom 13. bis 16. November traf sich die US-amerikanische Bischofskonferenz in Baltimore im Bundesstaat Maryland. Dort wurde nicht nur gemeinsam gebetet, sondern auch die Besetzung von Posten, über Bücher und Statements abgestimmt. Unter anderem votierte eine Mehrheit der anwesenden Bischöfe für eine katholische Wahlempfehlung zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2024. Während drinnen getagt wurde, hielt der vor kurzem gefeuerte Ex-Bischof Strickland mit einer Schar Gläubiger draußen Protestgebete ab.

Vier Tage gemeinsamen Betens und brüderlichen Dialogs hatte die US-amerikanische Bischofskonferenz für ihre Versammlung vom 13. bis 16. November angekündigt. Daneben sollten über Posten abgestimmt, Updates zur Bischofssynode gegeben und die Seligsprechung eines Priesters debattiert werden. Dazu versammelten sich hunderte Bischöfe in Baltimore, Maryland. Da am 14. und 15. November öffentliche Bestandteile der Veranstaltung stattfanden, wurden diese live auf der Video-Plattform YouTube übertragen. Ein interessiertes Publikum von 3.000 beziehungsweise 4.000 Personen folgte der Übertragung. Für Nicht-Bischöfe dürfte das Programm jedoch – bis auf einen Beitrag zur Abstimmung – wenig interessant gewesen sein.

Am 15. November entschieden die Teilnehmer der Versammlung über eine katholische Wahlempfehlung insbesondere zur Präsidentschaftswahl in den USA im Jahr 2024. Sie soll katholische Gläubige anleiten, ihre staatsbürgerlichen Rechte im Sinne ihres Glaubens wahrzunehmen. Die Wahlempfehlung namens "Forming Consciences for Faithful Citizenship" (Bewusstseinsbildung für die gläubige Staatsbürgerschaft) umfasst auf 53 Seiten die Themen, die der Bischofskonferenz politisch wichtig sind, die Position, die die Kirche dazu einnimmt und ein Aufruf an die katholischen Wählenden, nicht nur in diesem Sinne abzustimmen, sondern Kandidat*innen auch vor der Wahl zu kontaktieren und womöglich zu beeinflussen.

Erstellt wurde das Dokument von den Vorsitzenden der Bischofskonferenz in Beratung mit verschiedenen Komitees und umfasst Themen wie Migration, Abtreibung, Sterbehilfe, LGBTQIA+, religiöse Freiheit, Gewalt und Armut. Überprüft werden soll das Dokument 2024 nach der nächsten Präsidentschaftswahl.

Bei der Abstimmung sprachen sich 225 Bischöfe für das Dokument, elf dagegen aus und sieben enthielten sich. Keiner stellte im Vorfeld der Abstimmung, bei der Präsentation des Dokuments, Fragen oder bat um Klärung fraglicher Punkte.

Während einige Bereiche, wie der Einsatz gegen Armut, sich kaum mehr als in Floskeln wie "Encourage families, community groups, economic structures and government to work together to overcome poverty [...]" (Ermutigt Familien, Gemeindegruppen, Wirtschaftsstrukturen und die Regierung, bei der Überwindung der Armut zusammenzuarbeiten) ergehen, scheint der Einsatz an anderer Stelle wichtiger.

So wird in Bezug auf Migration auf die päpstliche Enzyklika "Fratelli tutti – Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft" verwiesen. Zwar sollten die Grenzen und geltenden Gesetze geachtet werden, aber auch Fremde willkommen geheißen werden. Dabei sei es nicht von Bedeutung, ob es sich dabei um unbegleitete Kinder, Asylsuchende oder Betroffene von Menschenhandel handele.

Damit scheint die katholische Menschenfreundlichkeit dann aber schon so gut wie aufgebraucht zu sein. Im Kapitel "Goals for Political Life: Challenges for Citizens, Candidates, and Public Officials" (Ziele für das politische Leben: Herausforderungen für Bürger*innen, Kandidat*innen und Beamte) werden gläubige Wählende aufgefordert im Sinne der Kirche zu wählen. Dabei werden Abtreibungen ebenso verdammt wie Sterbehilfe. Auch abgelehnt werden Ehen, die nicht zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden und vermeintliche "Gender Ideologien".

Katholisch Gläubige sollen wählen, wer im Sinne der Kirche regieren würde. Doch das reicht nicht aus – so sollen sie Kandidat*innen kontaktieren und die Wünsche der Kirche an sie herantragen. Ein Handlungsaufruf, der womöglich nicht ohne Wirkung bleibt. Können es sich doch politische Kandidat*innen von der Lokalebene bis hin zum Amt des Präsidenten kaum erlauben, nicht religiös zu sein und sich bei religiösen Wähler*innengruppen beliebt zu machen.

Während die Bischöfe beteten, debattierten und abstimmten, befand sich einer ihrer Ex-Brüder vor verschlossener Tür. Dabei handelte es sich um Ex-Bischof Joseph Strickland, der am 11. November gegen seinen Willen von Papst Franziskus aus seiner Position gefeuert wurde. Strickland hatte den amtierenden Papst nicht nur scharf kritisiert, sondern sich auch einen Namen als Verschwörungsgläubiger gemacht. Hatte er doch im Jahr 2020 den Aufruf "Veritas liberabit vos!" (Wahrheit wird euch befreien) des katholischen Geistlichen Carlo Maria Viganò unterzeichnet. Darin wird die Covid-19-Pandemie als ein Mittel zur Freiheitsbegrenzung und Steuerung von Personen eingeschätzt.
Von der Veranstaltung ausgeschlossen hielt Strickland mit einer Schar Gläubiger Protestgebete ab.

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