Skeptiker 3/2023 erschienen

Weltanschauung in der Kritik: Die Strategien von Waldorfschulen

"Mut zu mehr Weltanschauung" hat sich der Bund der Freien Waldorfschulen kürzlich auf die Fahnen geschrieben. Doch was verbirgt sich hinter diesem Slogan? Vor rund einhundert Jahren von Rudolf Steiner begründet, richten Waldorfschulen bis heute ihren Unterricht nach dem Modell der "anthroposophischen Menschenkunde" aus. Die Anthroposophie ist bekannt als esoterisch-ideolgische Lehre, einige Erscheinungsformen wurden bereits in der vorherigen Ausgabe der Zeitschrift Skeptiker der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) kritisch betrachtet. Mit dem nun erschienenen neuen Heft (Skeptiker 3/2023) wird diese Mini-Serie abgeschlossen.

Dem Schlingerkurs der Waldorfschulen zwischen Kritik und Neuerungsbestreben hat die Erziehungswissenschaftlerin Ann-Kathrin Hoffmann einen ausführlichen Artikel im neuen Skeptiker gewidmet. Ausgangspunkt der Betrachtung ist die Zeit der Corona-Pandemie, als Waldorflehrkräfte und -eltern vermehrt wegen ihrer Kritik an Impfungen und anderen Schutzmaßnahmen in den Fokus der Öffentlichkeit gerieten. Das individualistische Freiheitsverständnis im Sinne der Anthroposophie erwies sich als unvereinbar mit dem Bedürfnis nach Schutzmaßnahmen und Zusammenhalt in weiten Teilen der Bevölkerung.

Als Reaktion auf die kritische Berichterstattung stellt Hoffmann auf anthroposophischer Seite eine "Kritik der Kritik" fest. Statt sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, habe man Opfernarrative herangezogen und die Vorwürfe zudem positiv uminterpretiert. Dabei sei es auch zur Neudeutung des Weltanschauungs-Begriffs gekommen: Indem Anthroposophinnen und Anthroposophen wertgeleitetes Handeln überhaupt aus der Menge des Kritisierbaren herausdefinierten, versuchten sie, ihre Weltanschauung gegen Kritik zu immunisieren. Eine Strategie, der Ann-Kathrin Hoffmann "überraschende Beliebigkeit" attestiert – damit steht sie wohl nicht allein.

In weiteren Artikeln des Themenschwerpunkts betrachtet der Historiker Prof. Dr. Peter Staudenmaier den Stellenwert der biodynamischen Landwirtschaft im Nationalsozialismus; und Prof. Dr. Edzard Ernst, Mediziner und Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat, wirft einen kritischen Blick auf ein bekanntes Medikament der anthroposophischen Medizin: Neurodoron.

Mit einem aktuellen Thema, der Affäre um die prominente US-Professorin Francesca Gino, befasst sich Bärbel Schwertfeger. Gino gilt als Star auf dem Gebiet der Verhaltenswissenschaften, sie forschte etwa zu ethischem Verhalten und untersuchte, wie effizient sich die Handlungen von Menschen durch winzige Beeinflussungen ("Nudging") steuern lassen. Doch in den Daten ihrer Studien hat ein Wissenschaftlerteam nun Auffälligkeiten festgestellt, der Vorwurf von Datenmanipulation steht im Raum. Inzwischen hat Francesca Gino eine Klage in Höhe von 25 Millionen Dollar eingereicht: gegen die drei Wissenschaftler, die Harvard University und den Dekan der Harvard Business School.

Um Ufo-Aktivisten und ein Geheimprogramm des Pentagons geht es in Bernd Harders Beitrag für das Skeptiker-Magazin. Nach einer Anhörung von zwei militärischen Ufo-Zeugen und einem Whistleblower vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses im Juli ist das Thema Ufos ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückgekehrt. Doch das Hearing brachte kaum neue stichhaltige Informationen. Dass etwa die US-Regierung angeblich im Besitz von teilweise intakten Ufos (bzw. UAPs, Unidentified Aerial Phenomena) unbekannter Herkunft sein soll, wurde auch früher schon behauptet. Auch diesmal bleibt es bei Behauptungen und Hörensagen.

Beobachter werten das gegenwärtige Aufkochen des Ufo-Themas als Resultat gezielter Aktivitäten einer kleinen Aktivistengruppe, darunter der Multimillionär Robert Bigelow, der inzwischen verstorbene republikanische Politiker Harry Reid, der Verschwörungsideologe George Knapp sowie der Künstler und Ufologe Jeremy Corbell. Eine interessante Rolle spielt auch die Journalistin Leslie Kean, die durch einen Artikel in der New York Times 2017 die neue Debatte um das Ufo-Thema anfachte. Drei Jahre später gründete das US-Verteidigungsministerium die "UAP Task Force", heute: "AARO" (All-domain Anomaly Resolution Office). Es kann nur vermutet werden, dass hierbei das Interesse der USA an unbekannten, aber ganz irdischen Phänomenen mitspielt – etwa an fremder Militärtechnik.

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