BERLIN. (gwup) Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) kritisierte die Blockade der Glyphosat-Zulassung durch die Bundesregierung. Darauf gab es viele kritische Kommentare, die der Vorsitzender der GWUP, Amardeo Sarma, zum Anlass nahm, auf die Diskussion noch einmal genauer einzugehen. Auch an dieser Veröffentlichtung gab es – in den Kommentaren hier im hpd sowie in den sozialen Netzwerken – Kritik. Amardeo Sarma hat auch darauf geantwortet.
In der Diskussion um die Glyphosat-Zulassung gibt es seitens der Kritiker so viele irreführende Behauptungen, dass eine weitere Entgegnung erforderlich ist. Dies ist gerade jetzt umso wichtiger, da die Gegner der modernen Landwirtschaft einen Etappensieg errungen haben: Die EU-Staaten haben sich vorerst nicht auf eine Verlängerung der Zulassung des Herbizids geeinigt. Damit wird eine weitere Abstimmung in einem Vermittlungssausschuss nötig.
Pauschale Ablehnung der modernen Landwirtschaft greift um sich
Viele angeführte Kritikpunkte gehen über eine Kritik an Glyphosat und Gentechnik hinaus und stellen die moderne Landwirtschaft insgesamt in Frage. Das heißt nicht, dass es nicht auch problematische Entwicklungen gibt, wie Resistenzen oder übermäßige Anwendung von Düngemittel. Diese sind in der Forschung und Praxis bekannt. An ihnen wird gearbeitet.
Wer aber behauptet, wie in der Diskussion bei hpd, wir müssten "zurück zu umweltgerechten Anbaumethoden" oder gar "Die konventionelle Landwirtschaft wird auf Dauer nicht in der Lage sein, die Menschheit zu ernähren", lebt in einer Scheinwelt.
Erst die grüne Revolution (Düngemittel, Pflanzenschutz, neue Fruchtsorten mit neuen Methoden) hat erreicht, dass heute trotz des Bevölkerungswachstums weniger Menschen in absoluter Armut leben als 1820 oder 1970, als das Maximum erreicht wurde:
Es ist den vielen Beteiligten aus dem Bereich der konventionellen Landwirtschaft und der Verwendung der Gentechnik zu verdanken, dass es uns so gut geht, unter anderem durch die Pionierarbeit von Norman Borlaug, der durch die grüne Revolution Entwicklungsländern die Unabhängigkeit von Importen aus Industrienationen gebracht hat:
Promotion, Friedensnobelpreis, zwei Ehrendoktorwürden, Medal of Freedom, Ehrenmedaille des Kongresses, Aufnahme in diverse Akademien der Wissenschaften (u.a. Royal Society) und eine eigene Bronzestatue. Diese Auszeichnungen wurden Norman Borlaug zu Lebzeiten, bzw. nach seinem Tod im Jahr 2009 zuteil. Trotzdem dürfte kaum jemand diesen Namen in langer Zeit, bzw. überhaupt jemals gehört haben.
Natürlich sollte man alles tun, um Verteilungsprobleme zu verbessern und Missstände zu korrigieren. Das ist reine Mathematik: Was ankommt, hängt von der Produktion und der Verteilung ab. Aber die Bevölkerung vor allem in ärmeren Ländern in der Zwischenzeit hungern zu lassen, bis die Verteilungsprobleme gelöst sind, ist keine Alternative. Selbst bei 100 Prozent optimaler Verteilung – unrealistischer Idealwert – wäre eine Landwirtschaft "zurück zur Natur" eine Katastrophe für die Ernährung der Menschheit.
Sie würde den Rückfall in die Zeit vor Norman Borlaug bedeuten, als Hungersnöte an der Tagesordnung waren.
49 Kommentare
Kommentare
Hans Müller am Permanenter Link
Ich möchte ein paar Gedanken zu staatlichen Organisationen machen. Dass kritische Bürger öfter ein Problem mit diesen haben, kommt nicht von ungefähr. Man denke nur an das Eisenbahn Bundesamt (EBA).
Dieter Bauer am Permanenter Link
Sag mir was die Wahrheit ist, wenn Universitätsstudien durch Sponsorengelder erst ermöglicht werden, wenn Gutachten von Interessengruppen in Auftrag gegeben sind, wenn die Aussagen von sauber arbeitenden Landwirten un
Für mein Umfeld wünsche ich einen sorgsameren Umgang mit unseren -hoffentlich unvergifteten- Nahrungsmitteln.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Danke für diesen Beitrag.
Fairerweise muss ich aber auch erwähnen, dass es hier und da gelingt, einen Einbruch in die vorhandene Denkhemmung zu erzielen. Vielen ist nicht einmal klar, dass es bei Glyphosat überhaupt nicht um ein neues Mittel geht, dass es vielmehr schon seit längerer Zeit angewandt wird. Zudem ist es auch für viele Menschen interessant, einmal etwas über die Wirkungsweise von Glyphosat im Vergleich zu früher verwendeten Pestiziden zu erfahren. Und über die Volumentoxizität, die unter der von Kochsalz liegt. Nur durch solche "Highlights" ist es manchmal möglich, einen Anstoß zu geben.
Sapere aude!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Zurück zur Vernunft klingt gut.
Solange die Bakteriologin und Mykologin Monika Krüger und ihre Erkenntnisse/Veröffentlichungen (vgl. z.B. https://www.youtube.com/watch?v=-iMA4HxZ1hc und den Wikipediaeintrag mit Quellen) nicht zur Kenntnis genommen (speziell die zeitliche und räumliche Koinzidenz von Missbildungen und Anwendung von Totalherbiziden) und nachverfolgt werden, fehlt da etwas.
Norman E. Borlaug und seine (traditionell gezüchtete) Weizensorte in Ehren; ich wäre gespannt, könnte er zur Diskussion etwas beitragen.
Interessant auch die Grafik bzgl. 'extreme poverty'. Auffällig, das deren prozentualer Anteil bereits lange vor der Anwendung von Glyphosat beständig abnahm. Ist der Anteil seit der Anwendung sprunghaft geschrumpft?
Und (resistente Super-)Weeds. Es erscheint wie ein quasi-evolutionäres Wettrüsten: Glyphosat erzeugt Resistenzen (jenseits der gewünschten Nutzpflanzen). Gegen diese resistenten Pflanzen werden weitere, stärkere ('problematischere') Herbizide entwickelt. Wurden sie?
Aber ja. Das namentlich und auch strukturell ähnliche und vom BMELV als REPRODUKTIONSTOXISCH eingestufte Glufosinat wird bereits eingesetzt (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Glufosinat#cite_ref-roempp_1-0). Wohin könnte das führen?
Glyphosat & Co sind keine PflanzenSCHUTZmittel; sie sind als Totalherbizide (mit Ausnahme der resistenten Pflanzen) PflanzenVERNICHTUNGSmittel.
Zurück zur Vernunft - und wissenschaftliche Abwägung, wie es sich gehört. Der 'wissenschaftliche Konsens' ist (im Gegensatz zur Klimadebatte) m.E. überhaupt noch nicht klar.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
"Interessant auch die Grafik bzgl. 'extreme poverty'. Auffällig, das deren prozentualer Anteil bereits lange vor der Anwendung von Glyphosat beständig abnahm.
Ich verstehe die Frage nicht. Die Grafik bezieht sich auf die "Grüne Revolution" und deren Auswirkung auf extreme Armut. Aber sie hat doch primär nichts mit Glyphosat zu tun?!
P.S.: Unglücklicherweise funktioniert in der Graphik der "Relative"-Button nicht (Im Originalartikel http://blog.gwup.net/2016/06/11/glyphosat-substanzlose-kritik-und-gekaufte-befurworter/comment-page-1/#comment-63580 kann man zwischen den Ansichten wechseln).
Hans Trutnau am Permanenter Link
Richtig moniert. Aber wenn Glyphosat signifikant zur Abnahme der Armut beigetragen hätte, dann müsste sich das seit dessen Anwendung Ende der 1970er Jahre in der Grafik niederschlagen.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
Wie kommen Sie darauf? Es ist ja nicht so, dass mit Glyphosat Mitte der 1970er Jahre erstmalig Herbizide zum Einsatz gekommen wären.
Am steilsten verläuft die Kurve in der Relativansicht zwischen 1970 und 1987, und es liegt nahe, dass dies auf Düngemittel, Pflanzenschutz sowie neue Fruchtsorten mit neuen Methoden zurückzuführen ist. Das kann man m.E. aus der Graphik schließen, mehr nicht.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Mehr nicht, wenn überhaupt (vllt. bes. neu gezüchtete Fruchtsorten wie beim Weizen; rvtl. bessere Verteilung). Aber warum wird die Grafik dann zum Thema Glyphosat gebracht?
Hätte Glyphosat einen signifikanten Einfluss, würde ich spätestens ab 1981 ein noch steileres Gefälle erwarten.
Aber das ist nur ein Nebenschauplatz. Viel wichtiger erscheinen mir, wie erwähnt, die zeitliche und räumliche Koinzidenz von Missbildungen und Anwendung von Totalherbiziden einerseits und der Einsatz schärferer Herbizide (Glufosinat) nach Auftreten von Glyphosat-Resistenzen.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
"Das Gefälle ...bis 1981 stetig steiler; danach fast linear".
Wieso nicht schon ab 1970!?
Ihren Referenzzeitraum weiß ich jetzt immer noch nicht, aber es kann eigentlich nur das steile Teilstück von 1970 bis 1981 sein. War für den starken Knick 1970 vielleicht der Glyphosat-Vorgänger verantwortlich? Womöglich gar DDT? Was meinen Sie?
Würde es sich hier um einen Aktienkurs-Chart handeln, wäre das eine Super Anti-Extrem-Armut-Aktie! Seit 1970 gibt es einen stabilen Abwärtstrend. Und das, obwohl sich die Weltbevölkerung seit 1970 verdoppelt hat (jedoch nicht die Anbauflächen)!
Hat also die Verwendung von Glyphosat den Trend stabilisiert? Wenn ich Ihrer Argumentation folge, könnte man das doch so sehen. Vielleicht wäre ja der Trend ohne Glyphosat längst aus dem Ruder gelaufen. Vielleicht gibt es also diesen signifikanten Einfluss von Glyphosat tatsächlich, und „Sie sehen“ ihn nur deshalb in der Kurve nicht, weil sich gleichzeitig auch noch etliche andere Parameter geändert haben.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
Also um es kurz zu machen: Ihre Aussage "Hätte Glyphosat einen signifikanten Einfluss, würde ich spätestens ab 1981 ein noch steileres Gefälle erwarten." ist schon alleine deswegen völlig illusorisch, weil d
Hans Trutnau am Permanenter Link
In meinem Browser (Firefox) funzt übrigens die relative Grafik...
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Es ist leider so: wer Glyphosat verbieten will, muss Alternativen anbieten.
Wer Glyphosat verbietet, muss alle anderen Pflanzenschutzmittel konsequenterweise ebenfalls verbieten und das Kochsalz in der Küche noch dazu, weil es bei unsachgemäßer Anwendung ebenfalls zum Tode führen kann.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das Kochsalz-Argument ist ziemlich daneben.
Und die schädlicheren Mittel sind ja bereits im Einsatz: GLUFOSINAT (s.o.; überlesen?).
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Ja, natürlich hat die Versorgung der Weltbevölkerung mit Lebensmitteln schon vor Glyphosat beständig zugenommen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wie zeigt sich dieser wichtige Baustein denn in der Grafik? Nicht signifikant.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
Ich frage mal anders: Auf welchen Referenzzeitraum beziehen Sie sich überhaupt? Wollen Sie die Graphik einfach in eine Zeit vor und nach Glyphosat eingeteilt sehen?
Bitteschön. Wie Sie wollen. Vergleichen Sie mal die Steigungen. Das soll nicht signifikant sein?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Habe ich weiter oben beantwortet; ein Nebenschauplatz. Das erneute Fragen danach kommt bei mir wie eine Nebelkerze an, die von Wichtigerem ablenkt.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
Beachten Sie doch bitte die Chronologie!
Diese "erneute" Frage an dieser Stelle habe ich am 17.6. gestellt. Wenn Sie so tun, als hätten Sie die Frage bereits weiter oben längst beantwortet und mir daher eine Nebelkerze unterstellen, dann gucken Sie doch mal auf Ihr obiges Antwortdatum. Sie haben erst am 18.6. geantwortet!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Meine 2 Antworten vom 18.6. auf 2 Kommentare vom 17.6. - passt doch. Aber jetzt nochmals Nebel am 19.6.? Nö, reicht mir.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
Ach so. Dann bitte ich Sie vielmals um Verzeihung, dass ich Sie am 17.6. "erneut" etwas gefragt habe, was Sie längst am 18.6 beantwortet hatten.
Amardeo Sarma am Permanenter Link
Zu "Interessant auch die Grafik bzgl. 'extreme poverty'. Auffällig, das deren prozentualer Anteil bereits lange vor der Anwendung von Glyphosat beständig abnahm.
Das ist echt ein Strohmannsargument, eine Widerlegung einer gar nicht gemachten Aussage. Im Artikel steht doch ziemlich klar:
"Erst die grüne Revolution (Düngemittel, Pflanzenschutz, neue Fruchtsorten mit neuen Methoden) hat erreicht, dass heute trotz des Bevölkerungswachstums weniger Menschen in absoluter Armut leben als 1820 oder 1970, als das Maximum erreicht wurde".
Hier habe ich weder Glyphosat noch Gentechnik erwähnt. Es scheinen also viele Dinge hineinzuinterpretieren, die aus dem Text gar nicht hervorgehen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Aber bitte, das war doch keine Widerlegung, sondern nur eine harmlose Frage (nach dem Sprung) - so wie diese: Was soll die Grafik (die nichts über Glyphosat aussagt?) in diesem Glyphosat-Artikel bezwecken?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Und was soll eigentlich der suggerierende Gentechnik-Strohmann? Habe ich mWn nirgends erwähnt. Da gebe ich das 'hineinzuinterpretieren' doch mal eben flugs zurück.
Frank Roßner, H... am Permanenter Link
Herzlichen Dank an die Redaktion!
Ich denke die Diskussion hat gerade erst begonnen:
um nur ein Beispiel und das den HPD Artikel begleitende Foto zu benennen.
Es geht, wie der Autor schon zu erkennen gibt, nicht nur um Glyphosat, sondern um die Art und Weise der Ernährung regional und weltweit und ohne subventionierte Herstellung mit nachfolgend nochmals subventionierten Export von Lebensmitteln und Herbiziden durch die sogenannte westliche Welt an Drittstaaten oder Enwticklungsländer oder wie auch immer die Bezeichnungen lauten.
Michael Paschko am Permanenter Link
Die grüne Revolution habe den Hunger in der Welt drastisch verringert, ist nun aber wirklich ein (je nachdem, wer es verwendet) entweder sehr naives oder interessengeleitetes Argument. Und es ist falsch.
Nur auf die Technik zu schauen oder darauf, was Studien zu irgendeiner einzelnen Chemikalie sagen oder nicht sagen oder ob Glyphosat im Vergleich zu anderen Herbiziden die bessere Wahl ist, greift viel zu kurz. Und eine Auseinandersetzung damit fehlt mir bei den verschiedenen Beiträgen von Amardeo Sarma zur Glyphosatproblematik völlig.
Die kapitalintensive, auf Agrochemie basierende und große Flächen bevorzugende Landwirtschaft ist Teil des Problems und nicht Teil der Lösung, weil sie dazu geführt hat, dass in armen Ländern für den lokalen Lebensmittelbedarf produzierende Kleinbauern in großem Stil enteignet wurden oder ihre Unabhängigkeit verloren und auf immer mehr Flächen Futtermittel für den Export anstatt Nahrungsmittel für die lokale Bevölkerung angebaut wurde. Darin liegt im Kern das Problem des Hungers, nicht im Ernteertrag pro Hektar. Hinzukommt dass für den Anbau von Futtermitteln zur Fleischproduktion dass Siebenfache an Fläche gebraucht wird als für den Anbau einer entsprechenden Menge pflanzlicher Lebensmittel.
Solange der Fleischkonsum in den reichen Ländern also derart hoch ist wie heute, mutet es doch etwas zynisch an, den Bevölkerungen in armen Ländern den Einsatz von Herbiziden (die sie bei Konzernen aus den reichen Industrieländern kaufen sollen) zu empfehlen, damit sie nicht verhungern.
Ich möchte hier auf das schon 1980 erschienene Buch "Vom Mythos des Hungers" von Joseph Collins und Frances Moore Lappé hinweisen.
Das ist eigentlich alles ein alter Hut und mich wundert es sehr, dass Amardeo Sarma gar nicht darauf eingeht. Und wenn man da einen blinden Fleck hat, dann ist natürlich auch klar, dass man überhaupt keine Idee hat, wie denn Umweltverbände überhaupt zu ihrer kritischen Haltung kommen können. Und dann fallen einem natürlich nur unlautere Motive ein.
valtental am Permanenter Link
"Es ist den vielen Beteiligten aus dem Bereich der konventionellen Landwirtschaft und der Verwendung der Gentechnik zu verdanken, dass es uns so gut geht." Das Gutgehen scheint der Autor nur an Erträgen zu m
Der Autor wiederholt sich mittlerweile mit seiner Propagierung des "kleineren Übels" Glyphosat. Statt in zwei von drei Folgen Kommentare von Lesern abzuarbeiten, wäre es sinnvoller, dass der Autor seine Sicht mal in einem Streitgespräch mit einem ausgwiesenen Kritker der konv. Landwirtschaft verteidigt. Dann wäre Gegelegenheit deren "Nachhaltigkeit" nachzuweisen.
Tobias Stricker am Permanenter Link
Ich habe mich nicht mit den Einzelheiten von Glyphosphat beschäftigt, aber seit Jahrzehnten mit (Umwelt-)Politik.
Auf der anderen Seite haben wir aber tatsächlich das andere Extrem. Ein durch und durch korruptes System aus Politik, Behörden und Wissenschaftlern, welche sich wie reine Marionetten einzelner Multinationals oder Industrieverbänden verhalten. Von Unabhängigkeit oder echter Wissenschaftlichkeit nicht die Spur zu sehen. Dies ist dermaßen offensichtlich, dass man feststellen muss, dass die romantische Haltung der Bevölkerung als Reflex auf diese Korruption erfolgt. Weil die beteiligten Wissenschaftler jedes Ansehen verspielt haben, wird einfach alles abgelehnt.
Das nächste Problem ist, dass es unter den Anhängern "moderner" technischer Lösungen, ebenfalls eine ideologische Ignoranz gegenüber den hieraus resultierenden Problemen gibt. Insbesondere werden systemische Probleme vollständig ausgeblendet. Es herrscht ein romantischer Fortschrittsglaube.
Gerade die Landwirtschaft ist ein exemplarisches Beispiel hierfür. Die moderne Landwirtschaft ist in weiten Bereichen nicht nachhaltig. D.h. für kurzfristige Profite werden die natürlichen Ressourcen zerstört, welche es ermöglichen würden auch in der nächsten Generation noch ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren. Zu nennen sind z.B. die Bodenerosion, die Vergiftung von Böden und Grundwasser, der Verlust an Biodiversität. Aber auch systemische Probleme wie Überproduktion. Die Antwort auf die gerade akute Milchkrise kann nicht sein noch leistungsfähigere Milchkühe genetisch zu erschaffen. Hier muss man zu einer Reduktion der Milchproduktion kommen, was kein technisches, sondern ein gesellschaftliches Problem ist. Techniker meinen aber immer dass alles ein technisches Problem wäre.
Elias am Permanenter Link
Glyphosate soll nicht für den Mensch Schädlich sein??
Antwort: Monsanto-Lobbyist: Glyphosat ist trinkbar!!!
Rastet aus als er es trinken soll!
https://www.youtube.com/watch?v=CYKE9xk7bWs
Petra Pausch am Permanenter Link
Dieses Video kenne ich - und es ist längst als Unsinn entlarvt.
Koffeein (nur mal zum Beispiel) nehmen wir täglich zu uns. Wer uns jedoch ein Glas reines Koffeein anbieten würde, möchte uns vergiften.
Es gilt auch hier: die Dosis macht's.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Hallo Elias,
Natürlich ist ein Pflanzenschutzmittel kein Lebensmittel, aber man kann es sachgerecht anwenden, wenn man weiß, wie.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das ist nicht der Punkt, Karl-Heinz, und ich vermute, du weißt das von dem Film.
Und: Glyphosat ist ein Pflanzenvernichtungsmittel, kein -schutzmittel.
Elias am Permanenter Link
JaJa, das glaubt ihr selber nicht ;-)
Amardeo Sarma am Permanenter Link
Dieses Video entzaubert vollkommen die Substanzlosigkeit des "Monsanto-Lobbyist" Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=M8sgEhpHM4k
Es fängt schon damit an, dass Patrick Moore ein Mitgründer von Greenpeace war. Nix mit Monsanto, was man leicht hätte recherchieren könnte - wenn man nur wollte. Aber offenbar lebt man viel besser mit den eigenen Vorurteilen und glaubt einfach Alles.
Und: Natürlich trinkt man kein Getränk von einem Fremden, die einem nichts Gutes möchte antun möchte. Also handelte Patrick Moore in diesen Video rational, um sich nicht zu gefährden.
Gleichzeitig finde ich es von Patrick Moore wenig klug zu behaupten, man könne Glyphosat zu trinken ohne die Konzentration zu erwähnen. Selbtverständlich kann man sich mit sehr hohen Dosen umbringen. Diese Auseinandersetzung war vermeidbar.
Im Übrigen trinkt Steve Burguiere Glyphosat, um Patrick Moore zu rehabilitieren. In seiner "Stuicide" trinkt er die 5-Monatsdosis von Glyphosat. Das Video ist einfach köstlich.
Prost!
Nur zur Klarheit: Wie im Video erwähnt sollte niemand versuchen, das nachzumachen! Steve Burguiere genau berechnet, was noch ungefährlich ist. Glyphosat ist ein Herbizid und kein Lebensmittel.
Elias am Permanenter Link
Das ist ja Lächerlich...
Und dieses Video wäre nicht Propaganda für Glyphosat ?
Ich warte mit Zuversicht , dass neue unabhängige Studien die Gefahren dieser Totalherbizid auf den Menschen und die Umwelt beweisen !! Und mit unabhängig meine ich wirklich unabhängig!!
Das Herbizid Glyphosat ist laut Internationaler Krebsforschungsagentur "wahrscheinlich krebserregend" Tierversuche hätten derweil "ausreichend Beweise" für die Karzinogenität der Substanz geliefert. In der Summe: Glyphosat ist "wahrscheinlich krebserregend für Menschen".
Lesen Sie diesen Artikel, über den Möglichen Interessenskonflikt bei Pflanzenschutzmittel-Bewertung der WHO (18. Mai 2016)
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-05/glyphosat-pflanzenschutzmittel-who-forscher-studie
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Gleichzeitig finde ich es von Patrick Moore wenig klug zu behaupten, man könne Glyphosat zu trinken" - richtig; genau das war mein PUNKT für das Eigentor.
Matthias Walter am Permanenter Link
Glaube zwar auch nicht an die Harmlosigkeit von Glyphosat. Es macht sich aber schlecht, wenn des Herbizid im ersten Abschnitt des Artikels als Pestizid bezeichnet wird.
Manfred Hofmann am Permanenter Link
A propos Patzer: "Die Pestizide können nach ihren Zielorganismen weiter unterteilt werden:" heißt es im gleichnamigen Wikipedia-Artikel, und nun folgt eine kleine Aufzählung, welche mit Bakteriziden beginnt
Amardeo Sarma am Permanenter Link
Tatsächlich hätte es im ersten Absatz (auch) Herbizid oder Pflanzenschutzmittel heißen sollen. Dieser Absatz wurde aus aktuellem Anlass zuletzt geschrieben, und der Fehler rutschte leider durch.
Aus diesem Beitrag selbst, wo Glyphosat später im Text explizit im Vergleich mit anderen Herbiziden benannt wird, sowie aus dem gesamten Kontext dieser und früherer Beiträge ging klar hervor, dass es sich um ein Herbizid handelt.
Das man hier aber nicht nur einen (tatsächlichen) Fehler benennt, sondern mit einem ad hominem Angriff versucht, daraus Kapital schlagen zu wollen spricht denke ich für sich.
In dieser Diskussion ist das nichts Neues.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Warum nicht Pestizid? Passt doch; genau wie dessen Untergruppe Herbizid. Aber das beschönigende PflanzenSCHUTZmittel?
Breitband-HERBIZIDE (wie Glyphosat oder das inzwischen selbst im Obstbau empfohlene, 'schärfere' und reproduktionstoxische Glufosinat) sind expressis verbis PflanzenTÖTUNGSmittel, selbst wenn sie künstlich bzw. natürlich resistente Nutz- bzw. Krautpflanzen dadurch 'schützen' (z.B. vor Konkurrenz), indem nicht resistente Pflanzen vernichtet werden.
Zurück zur Vernunft - und wissenschaftliche Abwägung, wie es sich gehört - finde ich aber zielführend und gut, wie ich bereits schrieb.
Es ist ja schon mal positiv, dass das Thema überhaupt noch in der Debatte ist.
Amardeo Sarma am Permanenter Link
Hier sollte man die tatsächliche Anwendungspraxis anschauen. Hier der häufigste Anwendungsfall:
Nach der Ernte werden die Felder mit Glyphosat statt mit mechanischen Methoden von Unkräutern befreit. Ob man mit der martialischen Wortwahl von "Pflanzenvernichtungsmittel" hier zur Versachlichung der Debatte führt bezweifele ich.
Es folgt die nächste Aussaat (Direktsaat) von Nutzpflanzen, die dann nicht mit Unkräutern konkurrieren müssen.
Damit ist der Ertrag auf die Fläche bezogen höher (da weniger Unkräuter) und man vermeidet das klimaschädliche Pflügen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Das martialische Wort ist lediglich die direkte Übersetzung von Herbizid. Stattdessen Pflanzenschutzmittel zu benutzen, ist verharmlosend wie "befreit".
Martin am Permanenter Link
Ausnahmsweise bringt es Telepolis (hier der Autor Marcus Hammerschmitt) auf den Punkt:
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48568/1.html
Skeptisch sein gegenüber Esoterikern und unwissenschaflichen Ökos ist gut und richtig, aber man sollte auch skeptisch sein, wenn es um große Unternehmen geht, deren Ziel (logischerweise) ihr Gewinn ist - und nicht den Welthunger zu besiegen oder die Umwelt zu retten.
Amardeo Sarma am Permanenter Link
Zunächst das Wesentliche in diesem Zusammenhang: Er moniert nicht (er unterstützt eher) meine Kritik an Glyphosat-Gegner und ihre Argumentation.
Darauf gehe möglicherweise separat detailliert ein: sie ist kurzgesagt genauso substanzlos und von einer extremen antikapitalistischen Ideologie getrieben. Besonders perfide ist sein untauglicher Versuch, eine Verbindung zur AfD zu konstruieren.
Wer Kritik an "großen Unternehmen" üben möchte liegt zum Beispiel bei Monsanto (sicher ist dieser doch gemeint) falsch, denn Monsanto kleiner, als die größte US Bio-Kette "Whole Foods". Eine große Firma ist zum Beispiel Apple, Lieblingskind vieler, die sonst so antikapitalistisch sind.
Egal wo man die Grenze bei "großen Firmen" zeiht sollte man nicht mit zweierlei Maß messen.
Sicher wollen Monsanto, Whole Foods und zum Beispiel Demeter Gewinn machen. Das Problem ist, dass sogenannte Umweltverbände problemlos und offen das Geschäft der Bio-Unternehmen und somit ihre finanziellen Interessen fördern, in dem sie Angst vor ihren Konkurrenten schüren und die Konkurrenz ganz (Gentechnik) oder über ihre Arbeitsweise (Glyphosat) ausschalten wollen.
Kein mir bekannter Kritiker der Bio-Industrie fordert dagegen, die Bio-Industrie auszuschalten oder ihr wilkürliche Steine in den Weg zu legen. Sie soll sich nur der Kritik stellen. Die Schonzeit ist allerdings vorbei, wie auch Steven Novella (US Skeptiker) schreibt:
http://theness.com/neurologicablog/index.php/gmos-have-we-turned-a-corner/
Martin am Permanenter Link
Nur eine Nebenthema: Ausgerechnet Apple soll ein Lieblingskind "anti-kapitalistischer" Menschen sein? Habe ich da einen Witz nicht verstanden? Eher Lieblingsfeind, oder?
valtental am Permanenter Link
"Kein mir bekannter Kritiker der Bio-Industrie fordert dagegen, die Bio-Industrie auszuschalten oder ihr wilkürliche Steine in den Weg zu legen." Das muss auch kein Kritiker, weil es der konv.
Ich kann mich der Kritik auf Telepolis zu manchen Positionen der Skeptiker nur anschließen:
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48568/1.html
Manfred Hofmann am Permanenter Link
Vielen Dank für den Hinweis auf den Telepolis-Artikel, den ich jedem der Diskutanten hier im Blog ausdrücklich ans Herz legen kann.
Zitierungswürdig ist angesichts der hier geführten Diskussion sicher das Resümee von Telepolis-Autor Marcus Hammerschmitt:
"Irgendwie haben es die naiveren unter den besagten Naturromantikern geschafft, Glyphosat und die Herstellerfirma Monsanto zum Doppel-Beelzebub zu machen, der pars pro toto für alles Schlechte steht, was zu Recht oder zu Unrecht der industrialisierten Landwirtschaft angehängt wird. Es gibt wie immer in solchen Angelegenheiten keine hundertprozentige Klarheit, und die wird es auch nie geben.
Aber man kann mit hoher Sicherheit sagen, dass Glyphosat weder als neues Dioxin noch als Agent Orange der Agrarwirtschaft in die Geschichte eingehen wird: Einer theoretischen Gefahr durch Glyphosat, die in Laborversuchen festgestellt wurde, steht eine hohe Anzahl von Daten gegenüber, die den überlegten, begrenzten Einsatz in der Landwirtschaft vertretbar erscheinen lassen."
Hans Trutnau am Permanenter Link
Knüppeldick uffen Punkt. Danke für den Link!
Manfred Hofmann am Permanenter Link
In diesem Zusammenhang auch interessant: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/krebsrisiko-staendig-alarm-1.3046047-2
Elisabeth Kramer am Permanenter Link
Die Diskussion um Glyphosat ist wohl ziemlich entglitten. Sie ausarten zu lassen auf eine Konfrontation mit der Biolandwirtschaft, das ist mehr als daneben.
Völlig außer acht bleibt dabei der Segen der Biolandwirtschaft für Bodengesundheit und Artenvielfalt. Wer ist denn in erster Linie für den Rückgang der Insektenvielfalt verantwortlich? Eindeutig unsere ach so segensreiche und menschenfreundliche moderne Landwirtschaft. Zwar ist Glyphosat ein Herbizid, aber wenn die Nahrungspflanzen für Insekten wegfallen, dann wirkt es wie ein Breitbandinsektizid.
Ich kann der GWUP nur empfehlen, sich da raus zuhalten, wo es letzlich um politische (ja, meinetwegen: ideologische) Entscheidungen geht.
Und Monsantos schlechter Ruf? Der ist ehrlich erworben, nicht als Großkonzern, sondern als konsequenter Monopolist in Sachen Gentech mit kombiniertem Totalherbizid. Dadurch und durch Patentierungen die Landwirte abhängig zu machen, das ist das Übel.
Auch auch hier: Das ist Politik. Und da wünsche ich mir von der GWUP: raushalten.