Zivilcourage

BERLIN. (hpd) Heute findet in Wächtersbach (Hessen) die Trauerfeier für Tugce Albayrak statt. Es werden tausende Menschen erwartet, die von der jungen Frau Abschied nehmen wollen, die für ihre Zivilcourage sterben musste.

Auf dem Gelände der Wächtersbacher Moschee werden die engsten Angehörigen und die Familie von Tugce Albayrak Abschied nehmen. Erwartet werden jedoch auch tausende Menschen, die ihrer Trauer und ihrem Entsetzen über den Tod der 23-jährigen Ausdruck geben wollen. Die Gemeinde Wächtersbach sperrt vorsorglich die Straßen in der Umgebung der Trauerfeier.

Auch der Weg zur Begräbnisstelle in Bad Soden Salmünster wird weiträumig abgesperrt, dorthin wird der Trauerzug ziehen. Denn dort wurde Tugce vor 23 Jahren geboren.

Tugce Albayrak mischte sich ein, als zwei junge Frauen in einem Fast-Food-Restaurant von betrunkenen Männern angegriffen wurden. Deshalb schlug sie ein 18-jähriger, der sich als Hauptverdächtiger in Haft befindet, nieder - wobei sie mit dem Kopf hart aufschlug. Seitdem lag sie im Koma; Ärzte stellten am vergangenen Mittwoch den Hirntod fest und an ihrem 23. Geburtstag wurden die lebenserhaltenen Maschinen abgestellt. Selbst nach ihrem Tod half Tugce Albayrak: sie spendete Organe, was sie lange vor ihrem Tod festgelegt hatte.

Seit Bekanntwerden der couragierten Tat und deren für die junge Frau schrecklichen Folgen gibt es eine Welle der Sympathie und des Mitgefühls. Sie wurde zu einem Symbol für Zivilcourage und Mut. Und ihr Fall fachte die Diskussionen um die Grenzen der Zivilcourage wieder neu an. Wie so häufig gibt es Menschen, die nun raten, sich nicht einzumischen, wenn man Unrecht sieht.

Doch andere - inzwischen sind es mehr als 161.000 - haben eine Petition unterzeichnet, in der Bundespräsident Joachim Gauck aufgefordert wird, der jungen Frau posthum das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Wie es heißt, soll dieser die Vergabe derzeit prüfen.

Die Fast-Food-Kette, in und vor deren Filiale das Drama geschah, hat heute geschlossen. In der Regionalausgabe einer großen Tageszeitung hat das Unternehmen bereits gestern eine einseitige Traueranzeige veröffentlicht.