Folter

Indonesien: Peitschenhiebe wegen Homosexualität

In der indonesischen Provinz Aceh wurden zwei Männer zu je 85 Peitschenhieben verurteilt, weil sie eine homosexuelle Beziehung führten. Das Urteil wurde am vergangenen Mittwoch von einem Schariagericht gefällt.

Bereits im März wurden die jungen Männer festgenommen und der örtlichen Religionspolizei übergeben, nachdem sie von Nachbarn aus einem privat angemieteten Raum gezerrt wurden. Das islamische Religionsgericht in Aceh verurteilte die beiden schließlich zu einer drastischen Strafe: Am 23. Mai sollen sie mit je 85 Hieben öffentlich ausgepeitscht werden. Das Gericht ging damit sogar über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus.

In Indonesien ist es das erste Urteil dieser Art, das sich auf das 2015 eingeführte Verbot von gleichgeschlechtlicher Liebe in der Provinz Aceh beruft. Die an der Nordwestspitze der Insel Sumatra gelegene Provinz ist bekannt für die Bestrebungen nach Unabhängigkeit und genießt als einzige Region in Indonesien gewisse Autonomierechte. Im Jahr 2003 wurde dort die Scharia als Rechtssystem eingeführt.

Politischer Islam gewinnt an Einfluss in Indonesien

Weltweit zeigen sich Menschenrechtsorganisationen zunehmend besorgt über die politische Entwicklung in Indonesien. Human Rights Watch sprach von einem „beispiellosen Angriff“ auf die Rechte von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten, der nicht nur von militanten Islamisten, sondern auch von staatlichen Behörden und religiösen Massenorganisationen ausgehe.

Eine Umfrage des Pew Resarch Center kam 2013 zu dem Ergebnis, dass auch die überwältigende Mehrheit der indonesischen Bürger homophob eingestellt ist: 93 Prozent der Befragten sprach sich dafür aus, dass Homosexualität abgelehnt werden sollte.