Der weltweit einzigartige schwule Imam, Muhsin Hendricks, wurde in Südafrika ermordet. Die Nachricht hat Bestürzung in der gläubigen LGBTQ+-Szene ausgelöst. Hendricks Moschee in Kapstadt galt als sicherer Ort für queere und ausgegrenzte Muslime. Südafrikas Regierung möchte die Täter schnell dingfest machen, die Menschenrechtskommission SAHRC verurteilte die Tat.
Eine Szene wie in einem Kinofilm: Ein großes Allradfahrzeug stellt sich quer vor Muhsin Hendricks Auto und versperrt ihm den Weg. In einem Video ist ein vermummter Mann zu sehen, der aussteigt und Hendricks erschießt. Eine Polizeibeamtin spricht von zwei vermummten Tätern. Diese seien nach dem Mord geflüchtet. Tatort ist Bethelsdorp, ein Vorort von Gqeberha (ehemals Port Elizabeth) in Südafrika. Tatzeit: 15. Februar 2025.
Der 57-jährige befand sich auf dem Weg zu einer Hochzeit. Muhsin Hendricks war der weltweit erste offen schwule Imam und eine bedeutende Figur innerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft. 1996 outete er sich öffentlich als homosexuell und gründete 1998 die Organisation The Inner Circle, die LGBTQ+-Muslimen Unterstützung bietet. Später leitete er die Al-Ghurbaah-Moschee in Kapstadt.
Hassverbrechen braucht schnelle Aufklärung
Die Nachricht von Hendricks' Ermordung löste weltweit Bestürzung aus. Die Internationale Vereinigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Intersexuellen (ILGA) äußerte tiefe Trauer und forderte die Behörden auf, den Vorfall als mögliches Hassverbrechen gründlich zu untersuchen. Auch die südafrikanische Menschenrechtskommission verurteilte die Tat und betonte die Notwendigkeit einer zügigen und umfassenden Untersuchung, insbesondere wenn sich herausstellen sollte, dass Hendricks aufgrund seines Engagements für die LGBTQ+-Gemeinschaft ins Visier geraten war. Die südafrikanische Regierung, in Gestalt des stellvertretenden Justizministers, erklärte, dass die Polizei den Tätern auf der Spur sei und eng mit der südafrikanischen Menschenrechtskommission zusammenarbeite.
Angst in der LGBTQ+-Community
"Die traditionellen Auslegungen heiliger Texte schließen LGBTQ+-Personen weiterhin aus, daher bleibt der Kampf um Akzeptanz in Glaubensgemeinschaften eine fortlaufende Herausforderung", sagte Reverend Ecclesia de Lange, Direktorin der Organisation Inclusive and Affirming Ministries (IAM) der BBC. Dr. Fatima Essop, Dozentin für Islamwissenschaften an der University of the Western Cape in Südafrika, äußerte sich besorgt über die "beunruhigenden" hasserfüllten Inhalte, die nach Hendricks' Ermordung in Sozialen Medien kursierten. Hendricks Ermordung könnte dazu führen, dass sich Gläubige nicht mehr trauten, offen über ihre Sexualität oder sexuelle Orientierung zu sprechen.