Das Deutsche Kinderhilfswerk mahnt eine grundlegende Kraftanstrengung zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland an. Dazu muss es aus Sicht des Verbandes einen Bundesweiten Aktionsplan, der mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet ist und ressortübergreifend an allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern ansetzt, sowie grundlegende föderale Reformen für eine bessere Teilhabe von Kindern geben.
"Die heute von der Bertelsmann Stiftung vorgelegte Studie zeigt deutlich auf, dass das Aufwachsen von Kindern in Armut weitreichende Langzeitfolgen für ihre Entwicklung hat. Deshalb brauchen wir eine zeitnahe Anhebung der Kinderregelsätze auf ein armutsfestes Niveau, eine Reform des Kinderzuschlags hin zu einer Kindergrundsicherung sowie ein Bundeskinderteilhabegesetz, mit dem Kinder und Heranwachsende aus Familien in prekären Lebenslagen einen besonderen Rechtsanspruch auf Förderung und Teilhabe bekommen. Um die nachhaltige Förderung der Infrastruktur sozial benachteiligter junger Menschen zu ermöglichen, führt kein Weg an der Mitfinanzierung der Leistungen für Teilhabeförderung und Armutsprävention für junge Menschen durch den Bund vorbei. Dafür muss das Grundgesetz entsprechend geändert werden", betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, anlässlich der Veröffentlichung der Studie "Armutsmuster in Kindheit und Jugend" der Bertelsmann Stiftung am gestrigen Montag.
Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt der letzten Bundesregierung in der Gesamtschau ein schlechtes Zeugnis bei der Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland aus. Die wenigen Lichtblicke der letzten Legislaturperiode wie die Anhebung des Kinderzuschlags oder die Verbesserungen beim Unterhaltsvorschuss reichen bei weitem nicht aus. "In einem Land wie Deutschland zeichnet sich Kinderarmut nicht allein durch materielle Entbehrungen, sondern auch durch Ausgrenzung und damit fehlende Teilhabe an Aktivitäten aus, die für andere Kinder selbstverständlich sind. Deshalb brauchen wir nicht nur die Ausstattung von Kindern mit dem Allernötigsten, sondern für alle Kinder muss gesellschaftliche Teilhabe ausreichend möglich sein. Nur so werden wir den Vorgaben, die uns das Bundesverfassungsgericht in seinem wegweisenden Urteil im Jahre 2010 gemacht hat, und den Bestimmungen der UN-Kinderrechtskonvention zur sozialen Sicherheit gerecht. Kinderarmut darf nicht kleingeredet, sondern sie muss durch konkrete politische Maßnahmen beseitigt werden", so Hofmann weiter.
Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes sollte im Rahmen eines Bundesweiten Aktionsplans gegen Kinderarmut ein besonderer Schwerpunkt auf den Bildungsbereich gelegt werden. Hier vermisst die Kinderrechtsorganisation an vielen Stellen den politischen Willen, sich dem drängenden, strukturellen Problem der schlechten Bildungschancen der von Armut betroffenen Kinder in Deutschland anzunehmen. "Das bittere Problem der Bildungsbenachteiligung hängt Deutschland schon seit zu vielen Jahren nach. Wir brauchen endlich eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern, um wirksame Konzepte gegen die zu große Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft auf den Weg zu bringen", so Hofmann abschließend.
5 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Das ist eine Schande! Deutschland leidet unter einer geistigen Armut und die Geistlichen verdienen immer mehr!
Volker Birk am Permanenter Link
Denn der Anstieg der Kinderarmut ist wie der der Altersarmut zu allererst auf die Niedriglohnpolitik der Bundesregierungen seit der “Agenda 2010” zurück zu führen. Wer selbst verarmt, dessen Kinder sind auch arm.
Zuallererst müssten der “Humanistische Pressedienst” sowie das “Deutsche Kinderhilfswerk” also eine Abkehr von der Niedriglohnpolitik fordern. Damit ist wohl bei Organisationen, die ausgerechnet die Bertelsmann-Stiftung bemühen, nicht zu rechnen.
David Z am Permanenter Link
Ich empfehle jedem, der sich frei von Ideologie dem Thema "Kinderarmut" rational nähern möchte, diese sogenannte "Studie" der Bertelsmann-Stiftung einfach man selbst näher anzuschauen und sich nich
Das soll nicht heissen, dass wir nicht mehr für Bedürftige (jung wie alt) tun können, aber ganz sicher nicht mit Pseudoargumenten aus tendenzöser und ideologisch durchtränkter Junkscience.
Kay Krause am Permanenter Link
Wie wär's denn, wenn die Kirchen, deren Institutionen wie Kindergärten, Kinderheime, Seniorenheime, Krankenhäuser u.s.w.
Wolfgang am Permanenter Link
Halleluja, das wäre endlich wieder ein Wunder nach 2000 Jahren, über das vorher 2000jährige Wunder wundern wir uns heute noch. Wunder gibt es immer wieder, aber wann?