Die "schrittweise Überwindung der Auftritte von Tieren im Zirkus" will das italienische Parlament mit dem neuen Gesetz erreichen. Am Mittwoch wurde es beschlossen. Der deutsche Tierschutzbund begrüßt die neue Legislation – und ruft die neue Bundesregierung zum wiederholten Male dazu auf, in Sachen (Wild-)Tierverbot im Zirkus nachzuziehen.
Von einer sofortigen Umsetzung des Verbots ist nicht die Rede in dem neuen Gesetz, welches am Mittwoch in Rom beschlossen wurde. Dennoch solle innerhalb eines Jahres eine schrittweise Umsetzung gelungen sein. Der deutsche Tierschutzbund freute sich in einer Pressemitteilung am Donnerstag über die Nachrichten aus dem Süden Europas: "Großartige Nachrichten aus Italien …", so der Leiter des Artenschutzreferats, James Brückner.
Doch übt der Tierschutzbund in der Mitteilung auch harsche Kritik an der deutschen Regierung: "Obwohl die Mehrheit der deutschen Bevölkerung Wildtiere im Zirkus ablehnt und der Bundesrat bereits drei Mal für ein Wildtierverbot gestimmt hat, bewegt sich die Bundesregierung nicht. Deutschland hinkt hier im Tierschutz nach wie vor hinterher. Mittlerweile haben 20 EU-Länder (Wild-)tiere im Zirkus verboten oder zumindest Beschränkungen festgelegt. Die zukünftige Bundesregierung ist in der Pflicht, endlich nachzuziehen."
Der Tierschutzbund bezieht sich in der Aussage auf eine von der Stiftung "Vier Pfoten" in Auftrag gegebene Umfrage, die im April 2016 veröffentlich wurde. Demnach sind 70 Prozent der Deutschen gegen die Haltung von Wildtieren wie Großkatzen, Bären und Elefanten in Zirkussen. Europaweit gibt es rund 300 Zirkusse, 98 davon stammen aus Deutschland.
Der Tierschutzbund führt auf seiner Internetseite mehrere Gründe auf, warum er sich so vehement gegen die Haltung von Tieren in Zirkussen ausspricht: Unter anderem sei die Haltung nicht artgerecht, die Tiere würden zu sehr gestresst. Außerdem seien sie oftmals mit Gewalt dressiert worden. Dies führe zu massiven Verhaltensstörungen, schweren Gesundheitsschäden und einer hohen Sterblichkeit.
Auch die Unfallstatistik liegt laut des europäischen Dachverbandes Eurogroup for Animals hoch. Demnach hätte es in den vergangenen 22 Jahren mehr als 300 Zwischenfälle mit mehr als 600 Tieren gegeben. Die Hälfte davon habe sich in Deutschland ereignet.
Nach und nach gibt es nun immer mehr kommunale Verbote, unter anderem in Bielefeld oder Heilbronn. Wo Zirkusse mit Tieren auftauchen, sind sie oftmals massiver Kritik ausgesetzt. Wie im Mai 2017 in Hagen (Circus Knie) oder der Circus Krone Ende Oktober in Stuttgart. Die Zirkusbetreiber ziehen oftmals gegen die Urteile vor Gericht. Und dann mit Erfolg. Den viele Gerichte erklären das Tierverbot für rechtswidrig, vor allem, weil dadurch die Berufsfreiheit der Dompteure in Gefahr sei.
7 Kommentare
Kommentare
Klaus-Jürgen Günther am Permanenter Link
Ein pauschales Verbot von Wildtieren im Zirkus muss ich ablehnen. Werden die Tiere ohne körperliche Qualen dressiert, so ist eine Vorführung der Tiere nicht zu beanstanden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Domestizierte Wildtiere?
Klingt wie Hallenfreibad.
Markus Schiele am Permanenter Link
"[...] viele Gerichte erklären das Tierverbot für rechtswidrig, vor allem, weil dadurch die Berufsfreiheit der Dompteure in Gefahr sei."
Ach? Wie konnte es dann geschehen, dass in Deutschland die Todesstrafe abgeschafft wurde ... hat das denn nicht gegen die Berufsfreiheit der Henker verstoßen?
Nach dieser absurden Argumentation müsste auch das umstrittene Gesetz zum Verbot der Sterbehilfe gekippt werden, denn es verstößt gegen die Berufsfreiheit der Sterbehelfer ...
pavlovic am Permanenter Link
Die Konditionierung im Löwenkäfig ist dass sinnfälligste Beispiel dafür dass die Tiere sich nicht gegen den schwächeren Dompteur durchsetzen können.
Peter Bordych am Permanenter Link
@Herr Günther: Der Umstand, daß Wildtiere bereits in der Gefangenschaft geboren und früh "domestiziert" würden, ist keine Rechtfertigung dafür, daß in Zukunft hiermit fortgefahren werden sollte.
@pavlovic: Ob es sich hierbei um ein grundlegendes Verhältnis zwischen Mensch und Tier handelt, welches man als eine Art "Kulturgut" erhalten sollte, ist fraglich. Den grundlegenden Unterschied zwischen den Tieren "Mensch" und "Tier", der zu solchen Demonstrationen "naturgegebener" Dominanz des einen über den anderen berechtigt, kann ich nicht erkennen, ich sehe da auch eine herbeigeholte kulturelle Rechtfertigung für ein sehr unethisches Verhältnis. Warum ein Verzicht auf den "Clown und seine hüpfenden Enten" ein pauschales Abschneiden von der Interaktion von "Mensch" und "Tier" sei, kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen - ist das denn die einzige für Sie denkbare Interaktionsmöglichkeit? Ich denke, daß Argumentationen wie Ihre eher einer "infamen moralischen Degradierung des Mensch-Tier-Kontaktes" Tür und Tor öffnen, denn dieser besteht für Sie offenbar nur in der Konstellation "Gebieter" - "ausgeliefertes Geschöpf".
Thomas Baader am Permanenter Link
Etwas ausgewogener hätte der Artikel schon ausfallen können. Inwieweit Zirkustiere leiden oder nicht, ist seit Jahren Gegenstand einer intensiven Debatte.
Wolfgang am Permanenter Link
Der Mensch erhebt sich schon genug über das Tier. Erst streicheln, dann schlachten. Da braucht man keinen weiteren Tierzirkus mehr.