Der Papst spricht sich gegen die Todesstrafe aus – sie sei unvereinbar mit dem katholischen Glauben. Damit stößt er in den USA auf Widerstand. Die Kritik: Die Todesstrafe sei laut des Alten Testaments unter bestimmten Bedingungen zulässig.
45 Universitätsprofessoren, unter anderem aus der Philosophie und Theologie, Priester sowie Buchautoren veröffentlichten am Dienstag in der Zeitschrift "First Things" einen Brief an das Kardinalskollegium, in dem sie die Änderung des Papstes im katholischen Katechismus kritisierten.
Für die Unterzeichner sei die Entscheidung Franziskus’ "skandalös", weil sie im Widerspruch zur Heiligen Schrift stehe. Über diese dürfe sich das Lehramt niemals hinwegsetzen. Die Kritiker fordern die Kardinäle auf, "seine Heiligkeit zu beraten, dass es seine Pflicht ist, diesen Skandal zu beenden, den Paragraf aus dem Katechismus zu streichen und das Wort Gottes unverfälscht zu lehren."
Die Autoren verweisen in der Bibel auf Kapitel 9, Vers 6 aus Genesis, wo steht: "Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen." Nach Meinung der Unterzeichner sei es göttliche Wahrheit und katholische Lehre, dass Kriminelle in bestimmten Fällen zum Tode verurteilt werden können.
Franziskus hatte Anfang August diesen Paragraf geändert. Für ihn sei die Todesstrafe "unzulässig, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt". Der Papst will damit die Abschaffung der Todesstrafe in der ganzen Welt vorantreiben. Bislang hieß es, dass die Kirche die Todesstrafe unter bestimmten Bedingungen nicht ausschließe, wenn dies der einzige Weg wäre, Menschen vor einem Aggressor zu schützen.
17 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich gönne dem Papst und seinen katholischen Kollegen in den USA dieses Dilemma, dass nur dadurch zustande kam, weil ein altes Buch nicht als Gegenstand heutiger Diskussion gesehen wird, sondern als unveränderlichen Vo
Katholiken haben ihr Gruselfix mehr als verdient...
Guido W. Reichert am Permanenter Link
... immer wieder erfrischend zu sehen, wie sehr die "Neue Welt" das Alte liebt.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
JEDER der geboren wurde, bekommt am Ende seines Lebens seine "Todesstrafe" ob er will oder nicht. Katholiken sind davor auch nicht geschützt, aber sie haben einen mächtigen Bammel vor der Hölle!
Kay Krause am Permanenter Link
Die Todesstrafe ist keine Strafe. sie beendet lediglich gewaltsam das Leben.
Und ausgerechnet die Katholische Kirche sollte bei diesem Thema etwas zurückhaltender sein! Wieviele Millionen Menschen sind seit Anbeginn dieses unseligen Christentums im Namen des Kreuzes, im Namen des Herrn, im Namen des ganzen Brimboriums auf grausamste Weise ermordet worden?
Helga Baumann am Permanenter Link
Eigentlich sollte die Überschrift richtigerweise lauten: Katholiken IN DEN VEREINIGTEN STAATEN sind gegen die Abschaffung der Todesstrafe.
HFRudolph am Permanenter Link
Und bevor die Katholiken in Deutschland irgendetwas davon faseln, es könne Menschenwürde nur mit der Bibel geben, sollte man sie darauf verweisen, dass sie anscheinend erst einmal daran arbeiten sollten, ihren eigenen
Thomas Friedrich am Permanenter Link
Nach Logik dieser "Professoren" steht auch die Abschaffung der Sklaverei im Widerspruch zur Bibel. Wird doch die Sklaverei im AT ausdrücklich gutgeheißen, solange man keine Hebräer versklavt.
Hier sieht man eben das Problem jeder christlichen Moralbegründung: Die Bibel ist so schwammig und voller Widersprüche, dass jeder sich rausholen kann, was er braucht, um seine beliebige Privatmoral zu begründen. Ob Sklaverei, Todesstrafe, Hexenverfolgung, Bestrafung von sexuellen Minderheiten, Angriffskriege... man findet für alles und das Gegenteil die passende Bibelstelle.
Dieter Bauer am Permanenter Link
@...Entscheidung Franziskus’ "skandalös", weil sie im Widerspruch zur Heiligen Schrift stehe. ...
dargestellt werden, als Widerspruchsgrundlage tauglich? Aus: "Religionen -Hokuspokus Geistesgaben" lassen grüßen!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Holy shit.
Daraus könnte jetzt das Problem erwachsen, dass die Unfehlbarkeit des Papstes angezweifelt wird...
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Nein, die gibt es ja nur, wenn er "ex cathedra" spricht, ansonsten ist er eine unverbindliche Plaudertasche, die ohne Konsequenzen viel Warmluft in die Gegend blasen darf und dabei für einen Reformer gehalte
Christian Nentwig am Permanenter Link
Wetten, dass Bergoglio einknickt?
Chr. Nentwig
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Ich schließe auf schwarzen Katholizismus keine Wetten ab! Is ja widerlich!
Christian Weber am Permanenter Link
Da muss ich doch an meinen Religionslehrer denken, der die Todesstrafe ablehnte mit den Worten: „Nur Gott allein hat das Recht über Leben und Tod zu entscheiden, denn nur er besitzt die Weisheit zu entscheiden, ob der
Als Atheist fand ich diese Denkweise konsequent und nachvollziehbar.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"„Nur Gott allein hat das Recht über Leben und Tod zu entscheiden, denn nur er besitzt die Weisheit zu entscheiden, ob der
Tod eines Menschen gerecht ist“"
In Bezug auf Mord/Hinrichtung ist das richtig. Schwierig wird es, wenn es um die freiwillige Selbsttötung geht. Da agieren Theologen gegen die Interessen der Betroffenen - weil sie einen "weisen Gott" wähnen. Ich denke, nur der Mensch hat das Recht über sein Lebensende selbst zu entscheiden. Außer die Umstände nehmen ihm diese Entscheidung ab...
A.S. am Permanenter Link
Die Aufklärung scheint an der "Neuen Welt" spurlos vorbei gegangen zu sein.
Erinnern wir uns daran, dass vielen der Amerika-Auswanderern die "Alte Welt" zu liberal, zu freiheitlich wurde.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Aufklärung ist ein Ärgernis. Aufklärung funktioniert auch nicht, wenn Betroffene nicht wollen, das sie aufgeklärt werden und vorsätzlich ihre Augen verschließen.
Leiden viele an einer Wahnvorstellung, nennt man es Religion.
Mit diesen Geisteskranken kann man nie diskutieren und kommunizieren. Das ist das eigentliche Kreuz gepaart mit großer Scheinheiligkeit.
HFRudolph am Permanenter Link
An der Frage Todesstrafe ja oder nein scheidet sich die Frage Zivilisation ja oder nein.
Der Verweis auf die Bibel ist die Verweigerung, das Hirn zu benutzen, denn argumentatorisch bedeutet das nichts anderes als „ist halt so“ oder „ich will es so“, die Verweigerung des Arguments; wie schon Fritz Bauer in Fritz Bauer: Die Schuld im Strafrecht. Vorgänge, Heft10/1963, S. 297 f. Freisler zitierte: „Man mag das [Anm: Sühneprinzip] verstandsmäßig nicht begründen können“