Für ihr Engagement beim deutschen "March for Science" zeichnet der Deutsche Hochschulverband (DHV) die Professorin Dr. Tanja Gabriele Baudson als "Hochschullehrerin des Jahres" aus.
Im April diesen Jahres hatten weltweit beim "March for Science" über 1,3 Millionen Menschen für die Freiheit der Forschung und gegen Wissenschaftsfeindlichkeit demonstriert. Auch in Deutschland fanden zahlreiche Demonstrationen und Kundgebungen statt.
Als Hauptinitiatorin des deutschen 'March for Science' war die Psychologin und Bildungsforscherin Tanja Gabriele Baudson maßgeblich daran beteiligt, gut 37.000 Menschen auch außerhalb der Wissenschaftsszene zu mobilisieren, um am 22. April 2017 bundesweit für die Freiheit der Forschung zu demonstrieren. Dafür wird sie nun vom Deutschen Hochschulverband als "Hochschullehrerin des Jahres" ausgezeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis wird Baudson am 3. April 2018 im Rahmen der "Gala der Deutschen Wissenschaft" in Berlin entgegennehmen.
"Als Verantwortliche für die überregionale Koordination der 22 Veranstaltungen, die von Kiel bis Freiburg im gesamten Bundesgebiet von lokalen Teams organisiert wurden, leistete sie einen zentralen Beitrag zum Erfolg des 'March for Science' in Deutschland", erläuterte der Präsident des DHV, Professor Dr. Bernhard Kempen, die Entscheidung. Mit ihrer Initiative habe Baudson das Ansehen der Wissenschaft in Deutschland gesteigert und sei daher "ein herausragendes Vorbild für den Berufsstand der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer, sich auch über das eigene Fach hinaus zu engagieren."
Für ihre Initiative hatte Tanja Gabriele Baudson gemeinsam mit dem Mitinitiator Claus Martin unter anderem die Unterstützung der meisten Wissenschaftsorganisationen sowie fünf deutscher Nobelpreisträger gewonnen. Sie selbst wurde aktiv, da sie nicht länger zusehen wollte, wie die zentralen Werte der Wissenschaft mit Füßen getreten werden. "Denn der 'March for Science' ist letztlich eine Debatte um Wahrheit, nach der die Wissenschaft strebt, und um Freiheit, die die Voraussetzung für dieses Streben darstellt – und das geht uns auch in Deutschland an.", so Baudson.
Inzwischen wurde der gemeinnützigen Verein "March for Science e.V." gegründet, um die Initiative fortzusetzen. So soll im April 2018 ein zweiter "March for Science" stattfinden.
5 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Wahrheit, nach der die Wissenschaft strebt" - Hans Albert würde darauf antworten: "Es gibt kein Wahrheitskriterium."
Hellmuth Scheunemann am Permanenter Link
(Leider nicht sehr geehrter) Herr Trutnau,
die Position, auf die Sie sich mit dem Zitat von Hans Albert zurückziehenist wahrlich billig zu haben: man stelle nur eine unerfüllbare Forderung auf und verklage dann den Diskussionspartner daraufhin, dass er diese nicht erfülle.
"Kein Wahheitskriterium". ??? Welcher ernstzunehmende und auch nur einigermaßen reflektierte Naturwissenschaftler würde behaupten, er handele mit "Wahrheit"???.
Es ist mir selber jedenfalls völlig klar, dass wir noch nicht einmal sicher beweisen können, dass die Welt / das Universum oder was auch immer wirklich existiert. Allerdings gehen wir (bis auf wenige depressive) davon aus, dass dem so ist, und das ist auch sehr zweckmäßig:
Würde ich nicht davon ausgehen, dass das Geräusch hinter mir von einem real existierendem Lastwagen stamme, sondern nur Fiktion sei, wäre ich im nächsten Moment platt gefahren. Die Grundannahme, dass die Welt wirklich existiert, ist so gesehen Grundvorraussetzung für unsere Existenz, bleibt aber letztlich natürlich Spekulation!
Von keiner besseren Qualität kann natürlich auch keine Aussage über diese Welt, die Natur usw. sein.
Dass jedes formulierte "Naturgesetz" letzlich nur ein Vorschlag für die Lösung eines Verstehensproblems ist, das selbstverständlich jederzeit durch eine nicht dazu passende Beobachtung widerlegt werden kann (und soll!), kann man schon bei Carl Popper nachlesen, dessen sorgsame Lektüre ich Ihnen dringend empfehle.
Von einem Anspruch auf "Wahrheit" ist also bei einer reflektierten Naturwissenschaft keine Rede, und was die "sichere" Erkenntnis angeht: oft genug ist uns der Teppich unter den Füßen weggezogen worden: das unzerstörbare Atom, der Begriff der Zeit, der Begriff des Teilchens ......
Verbrennen Sie ihren Popanz! Wahrheit beanspruchen andere, und oft genug mit unguten Zielen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Werter Herr Scheunemann,
"...völlig klar, dass wir noch nicht einmal sicher beweisen können..." - eben das meine ich doch! Aber jeder, der von angebl. 'sicherem Wissen' redet, meint in erkenntnistheoretischem Sinn das Gegenteil.
Und ein Skeptiker (oder Fallibilist) bezeifelt ja auch gar nicht, das "was auch immer wirklich existiert", sondern bezweifelt lediglich, von dieser Existenz *sicher* zu wissen; das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Ach, und Sie meinen, ich kenne Karl Popper nicht wie Hans Albert oder Alan Musgrave? Interessant.
Genau diese sind die Urheber von meinem "Popanz". Sollten jetzt aber nicht verbrannt werden, denke ich.
Hannes Müller am Permanenter Link
Es geht wohl mehr um das "sicherere" Wissen, also um die Annäherung an Wahrheit, als um das "sichere", also um die nicht erreichbare Gewißheit.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nein nein, beim ersten March war definitiv das sichere (nicht das sicherere) Wissen erwähnt.
Aber wie auch annähern - gleichsinnig / linear oder asymptotisch immer näher? Es scheint eher im Zickzack zu verlaufen. Bsp.: Aristarchs Sonnensystem war unserer heutigen Auffassung näher als das des Ptolemäus', das ca. 1500 Jahre unsere Welt beherrschte.
Lesetipp: https://hpd.de/artikel/alan-musgrave-weltliche-predigten-14831
Wie sollte eine Wahrheitsnähe auch gemessen werden können, wenn ein Wahrheitskriterium offenbar gänzlich fehlt?
Vllt. haben wir ja (z.B. mit den Lehren in Biologie oder Chemie) die Wahrheit bereits gefunden?
Als kritischer Rationalist komme ich aber darum herum zu sagen: Ich weiß es nicht, zumindest nicht sicher.
Eigentlich ganz einfach.