Im Jahr 2004 wurde die Giordano Bruno Stiftung (gbs) gegründet. Kurz darauf entstanden deutschlandweit auch Regionalgruppen der gbs. Eine der ältesten kann jetzt auf eine 10-jährige Geschichte zurückblicken.
"Treffen wir uns im nächsten Monat wieder im Café Hauptwache oder wollen wir eine andere Location ausprobieren?" So – oder so ähnlich – ist es abgelaufen im März 2008, als sich rund zehn Leute nach einem ersten Kennenlernen darin einig waren, die abendliche Diskussionsrunde möglichst bald zu wiederholen und zu vertiefen.
Rasch wurde deutlich, dass uns drei Interessen verbanden:
- das Unbehagen hinsichtlich der unvollständigen Trennung von Staat und Kirche,
- die stiefmütterliche Behandlung eines Humanismus nach säkularer Lesart und
- die Absicht, ein interessiertes Publikum auf unsere gesellschaftlichen Einschätzungen und Forderungen aufmerksam zu machen.
Ein gewisses Unbehagen
Nach zügig erfolgter Gründung der damaligen "Säkulare Humanisten – Regionalgruppe Rhein-Main des Förderkreises der Giordano Bruno Stiftung" fanden im weiteren Verlaufe regelmäßige monatliche Gesprächsrunden statt, um gemeinsame Schritte und Überlegungen abzustimmen.
Dabei nahmen wir dermaßen deutlich an Fahrt auf, so dass wir bereits im Herbst desselben Jahres unsere erfolgreiche Vortragsreihe ins Leben rufen konnten, die über sechs Jahre mit mehr als 40 ReferentInnen unser prominentes Aushängeschild war.
Beileibe begnügten wir uns nicht damit, Kirchen- und Religionskritik ein ums andere Mal zu wiederholen. Vielmehr lag es uns am Herzen, auf die ethischen, politischen und wissenschaftlichen Dimensionen einzugehen, die einer rationalen Weltanschauung zugrunde liegen und religiös geprägten Narrativen und Traditionen im Wege stehen.
Früh schälten sich zwei Schwerpunkte heraus:
- Die Beobachtung diskriminierender Einschränkungen hinsichtlich der Rechte von Frauen, SchülerInnen, ArbeitnehmerInnen wie auch dem Recht auf den selbstbestimmten Tod sowie
- eine offensichtliche Unkenntnis naturwissenschaftlicher Theorien zur Entstehung des Lebens und deren ethisch relevanten Schlussfolgerungen.
Diese Sachverhalte berührten – und berühren – eine Themenvielfalt, die mitten in der Gesellschaft nach Antworten ringt und in der sich eine säkulare Stimme zu Wort melden muss, wenn es ihr ernst ist.
Abgerundet durch früh ins Rollen gebrachte aktuelle und informative Auftritte in den Social Media und ergänzt durch vielfältige Aktivitäten vor Ort (regelmäßige Stammtische, Sommerfeste, "Happy Birthday Charly", "Gottloser Bus" (Buskampagne), mehrmalige Teilnahme mit Podiumsdiskussionen an den "Interkulturellen Wochen Frankfurt" u. a. sind wir nach wie vor der Anlaufpunkt für Menschen im Rhein-Main-Gebiet, die Kontakt zu Gleichgesinnten suchen.
Engagement lebt von Engagierten
Das isolierte Beklagen politischer Rahmenbedingungen war uns nie Hindernis, sondern vielmehr Ansporn, aktiv werden zu wollen. Manch eine/r mag diskutieren, welch langer Atem ein Eintreten für gesellschaftliche Veränderungen benötigt.
Hierzu sei gesagt: Zu jeder Zeit traten Menschen und Gruppierungen im Spielfeld auf, um auf Missstände hinzuweisen. Wäre dem nicht so gewesen, wäre Frauen auch heute noch die Teilnahme an politischen Wahlen verwehrt, die Meinungsfreiheit nicht garantiert, es gäbe keine Gewaltenteilung, keinen Rechtsstaat.
Daher lag es nahe, einen noch breiter aufgestellten Dialog zu erproben, so dass seit dem Jahre 2010 die regelmäßige Ausrichtung von Informationsständen in der Wiesbadener und Frankfurter Innenstadt zu einem zweiten Schwerpunkt unserer Arbeit wurde: fair, auf Augenhöhe und argumentativ.
Deutlich über 1.000 – mitunter kontroverse – Gespräche mit der Bevölkerung belegen eindrucksvoll die Relevanz der säkularen Darstellung im öffentlichen Raum.
Herausforderung Aufklärung
In den letzten Jahren – eine gewisse Sättigung im Rhein-Main-Gebiet scheint erreicht zu sein – konzentrieren wir uns auf unsere Info-Stände, die Internetpräsenz, die soeben fertiggestellte Neuauflage unserer umfangreichen Informationsbroschüre und ausgesuchte Vortragsreihen, in denen wir uns als Mitveranstalter positionieren. Denn auch dies darf erwähnt werden: Ehrenamtlich organisierte und realisierte Vortragsveranstaltungen können monetär nur begrenzt aufgefangen werden.
Wir werden auch in Zukunft nicht zögern – alleine weil die weltanschaulichen Mitbewerber ihre religiöse Karte ausspielen – bestehenden oder neuen Einschränkungen individueller Selbstbestimmung aus einem kritisch-rationalen Blickwinkel heraus zu widersprechen.
Das Zeitalter der umfassenden Aufklärung und ihrer gesetzgeberischen Neujustierung hat womöglich gerade erst begonnen. Die Säkularen Humanisten im Rhein-Main-Gebiet bleiben dran.
19 Kommentare
Kommentare
Patricia Ffm am Permanenter Link
gbs Rhein-Main? Schön wär's ja. Aber wo sind sie denn, diese säkularen Humanisten? Also ich hab in den letzten Jahren nichts von denen gesehen, leider!
Alexander Tschierse am Permanenter Link
Liebe Patricia,
dann besuche doch einmal unsere Webseite, trage Dich in den Newsletter ein oder schaue bei unseren Infoständen vorbei - und schon bist Du informiert.
Herzlicher Gruß
Patricia Ffm am Permanenter Link
Sag mal, Alex, schmückst Du Dich gern mit fremden Federn? Hab mal Eure Webseite angeschaut, "unsere Vorträge 2017 bis 2008". Ganz oben "Grenzen der Toleranz" von Michael Schmidt-Salomon.
Alexander von d... am Permanenter Link
Ja, Patrizia, an deiner Einlassung sieht man, da du zeitlich offensichtlich doch sehr rückwärtsgewandt bist.
Zu deiner Info: auch in diesem Jahr werden wir im Rahmen dieser Veranstaltungen auch mit einem Beitrag dabei sein. Vielleicht hast du ja Lust mal daran teilzunehmen?
Alexander Tschierse am Permanenter Link
Liebe Patricia,
offenbar ist Dir der Vortrag von Dr. Michael Schmidt-Salomon am 06.12. in Wiesbaden entgangen, der u.a. von den "Säkulare Humanisten - Freunde der gbs" veranstaltet wurde.
Herzlicher Gruß
Alexander Tschierse
Alexander von d... am Permanenter Link
Also zunächst freue ich mich sehr darüber, dass du überhaupt nach uns oder ähnlichen Gruppen gesucht hast. Das lässt hoffen. Allerdings sind wir kein Animationsverein.
INGEBORG am Permanenter Link
Hallo - die WEB-Seite der Giordano-Bruno-Stiftung empfehle ich ---> dort den Newsletter anfordern, dann bist Du bestens über alle Treffen und Veranstaltungen informiert.
Thomas G. am Permanenter Link
Hat der Verein sich nicht aufgelöst? Hier kam doch mal die Meldung, dass sich da niemand mehr engagieren wollte bei der gbs Rhein-Main. Wär ja schön, wenn's da weiterginge.
Alexander Tschierse am Permanenter Link
Lieber Thomas,
2012 hatte sich ein kleiner Teil als Verein neu konstituiert. Dieser hat sich nach wenigen Jahren aufgelöst.
Herzlicher Gruß
Alexander Tschierse
Thomas G. am Permanenter Link
seit 10 Jahren noch immer am Start, noch keinen Schritt weiter?
Schade! Bei so langer Zeit, da hätte man doch etwas aufbauen, einen Schritt weiter kommen können!
Alexander von d... am Permanenter Link
Hallo Thomas, offensichtlich hast du uns gefehlt - dann wäre natürlich etwas ganz Großartiges aus unserer Gruppe geworden. Schade, dass wir dich nie kennengelernt haben.
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Ich bin Mitglied der Regionalgruppe Österreich und sehe Euer Bemühen als Vorbild für mich und unsere Gruppe an.
Alexander Tschierse am Permanenter Link
Lieber Emmerich,
diese Zeilen zu lesen freuen uns selbstverständlich sehr. Vielen Dank!
Herzlicher Gruß
Alexander Tschierse
Lea H. am Permanenter Link
Vorbildlich? Na, ich weiß nicht. Erst spalten sie sich wie die "judäische Volksfront" gegen die "Volksfront von Judäa".
Buskampagne: da waren noch 'ne Menge Leute aktiv!
Hasenfest 2013: da ging noch was ab. Aber ich glaub, das war schon mehr von den Satireprofis von der PARTEI und der Piratenpartei getragen. Und jetzt: ein altes Erinnerungsfoto. Den Laden im Bildhintergrund gibt's schon lang nicht mehr, da braucht man kein Datum mehr dazuschreiben.
Schade, wo's doch so viele Säkulare und Atheisten hier im Rhein-Main-Gebiet gibt. Schade, dass da organisatorisch nix läuft
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Lea H schrieb:
"Schade, wo's doch so viele Säkulare und Atheisten hier im Rhein-Main-Gebiet gibt. Schade, dass da organisatorisch nix läuft."
Alexander Tschierse am Permanenter Link
Liebe Lea,
bei Deiner begrüßenswerten Lust auf säkulare Inhalte müssten sich unsere Wege im Rhein Main Gebiet in den vergangenen 10 Jahren etliche Male gekreuzt haben. Leider erinnere ich mich nicht an Dich.
Wieso nimmst Du die Kommentarfunktion eines Jubiläums-Artikels als Anlass, um auf eher geringschätzende Weise unseres ehrenamtlichen Engagements mit uns in Kontakt zu treten? Oder ist dies womöglich gar nicht Deine Absicht?
Herzliche Grüße
Alexander Tschierse
Lea H. am Permanenter Link
Erinnerst Du Dich wirklich nicht, Alex? Kein Wunder, ich war mal an Eurem Stand. Da hat so ein etwas Beleibter mit nem Religiösen über Gott und die Welt diskutiert.
Aber als Micha Schmidt-S. zur Buchmesse da war, da hab ich mitdiskutiert. Dich hab ich nicht gesehen, aber da war's ja brechend voll. Die Deschner-Lesung war super. Bist Du dagewesen? Die Frau war dann nochmal mit "Horror und Bloody Mary" oder so im Club Voltaire gewesen. Auch so ein richtig guter, skeptischer Vortrag. Hast Du den auch verpaßt? Schade, da hast Du echt was verpaßt.
Alexander von d... am Permanenter Link
Hallo Lea,
wir haben 10 Jahre auf dich gewartet, damit endlich "mal Schwung" in die Sache kommt - wo warst du? Ich erinnere mich sehr gut an Stammtische, bei denen junge Studierende kamen und uns Ratschläge gaben, was wir "eigentlich mal machen müssten". Angesprochen auf eine Mitarbeit waren diese tollen Ideengeber dann aber blitzartig wieder von der Bildfläche verschwunden. Mir scheint, dass hier bei dir eine gewisse Unkenntnis hinsichtlich Aufwand und Resultat vorliegt. Daher meine Einladung an dich, uns auf einem unserer nächsten Infostände zu besuchen und deine Gedanken mit uns zu reflektieren: Vielleicht bist du ja die Speerspitze, die den säkularen Humanismus im Rhein Main Gebiet final zum Durchbruch verhilft. Also: Bis bald ;-)
Alexander Tschierse am Permanenter Link
Statement
Identische Formulierungen und ein vergleichbarer Satzaufbau der mitunter despektierlichen Kommentare lassen auf einen einzelnen Urheber schließen.
Einen Troll zu füttern, der um Aufmerksamkeit buhlt, ist unsere Angelegenheit nicht. Dieser hatte sich bereits im echten Leben durch sein beleidigendes Verhalten aus dem gemeinschaftlichen Kanon beider säkularen Gruppierungen im Rhein Main Gebiet verabschiedet.
Daher werden weitere Unterstellungen von uns unbeachtet bleiben und ins Leere laufen.
Wir bitten um Ihr Verständnis.
Mit humanistischen Grüßen
Alexander Tschierse
Säkulare Humanisten - Freunde der gbs