Beda Stadler über Veganismus

Der emeritierte Immunologie-Professor Beda Stadler erzählt im Interview, weshalb ihn Alternativmediziner, Impfgegener und Bio-Bauern auf die Palme bringen. 

Auf die Frage, weshalb er gerne provoziert, antwortet Stadler: "Ich will meinen Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen, bevor sie mir ihre unwissenschaftlichen Argumente um die Ohren schlagen können."

Beda Stadler ist zudem Kritiker der Religionen. Zu deren Anspruch, moralische Werte zu vertreten, sagt er: "Moral kommt ... nie von oben, wie uns das Religionen weismachen wollen. Damit wird das ganze Konzept eines göttlichen Herrschers, nach dessen Regeln wir uns ausrichten sollen, hinfällig. Und das ist eine Riesenchance für die Menschheit. Denn so sind Moral und Ethik nicht mehr Religion, sondern Wissenschaft."

Gefragt, ob auch Veganer als dogmatische Religion daherkommt, antwortet er: "Nein, denn die Veganer haben die besseren Argumente als wir. Wir jedoch das bessere Essen. Im Zentrum der veganen Bewegung steht eine philosophische Diskussion: Der Mensch darf Tieren kein Leid zufügen. Und damit bin ich zu hundert Prozent einverstanden. Das bedeutet für mich aber nicht, dass man Tiere nicht töten kann. Wir sollten akzeptieren, dass ein Tier wohl eine Biographie, aber keine Zukunft hat. Tiere planen keine Ferien oder überlegen sich, wie sie sich für ihr Alter finanziell absichern können. Wenn wir Tiere töten, nehmen wir ihnen also nichts weg. Das ist für mich der Hauptgrund, warum ich noch Fleisch esse." Das Problem ist für ihn also nicht so sehr, dass Menschen Tiere essen, sondern, wie Menschen mit Tieren umgehen: "Unsere Tierhaltung ist furchtbar. Auch dort, wo wir es noch schön finden. Wir müssen uns also fragen, was braucht ein Tier wirklich? Antworten finden wir aber nicht mit einer esoterisch-romantisch verklärten Sichtweise, sondern in einem naturalistischen Humanismus. Und das wiederum ist Wissenschaft."