Live-online-Vortrag im "Humanistischen Campus"

"Kuhmilch – weil ich ein Rindvieh bin!"

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Übermorgen geht eine Religionswissenschaftlerin und Menschenrechtsaktivistin der provokativen Frage auf den Grund, ob ein Kirchenaustritt womöglich mit der Entscheidung für eine vegane Lebensweise vergleichbar ist. Gislinde Nauy, stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) Bayern referiert im "Humanistischen Campus" live online über den "Karnismus" – ein von der Sozialpsychologin und veganen Aktivistin Melanie Joy eingeführter Begriff für den bedenkenlosen Fleischverzehr – als Glaubenssystem. Jede/r kann teilnehmen und mitdiskutieren, die Teilnahme im Livestream ist kostenfrei. Infos und Zugangslink am Ende dieses Artikels.

"Du kannst doch von den Leuten nicht erwarten, dass sie so weit denken!", bekommt Gislinde Nauy immer wieder zu hören, wenn sie fragt, warum man sich an Pavian-Morden stört, aber völlig gewissenlos den Kälbchen die Milch wegtrinkt. "Mag sein, dass ich das von den Leuten nicht erwarten kann. Aber von aufgeklärten, von Vernunft und Logik durchdrungenen säkularen Humanisten eigentlich schon", ist ihre angriffslustige Antwort darauf. Stoff für Diskussionen!

Gislinde Nauy ist Religionswissenschaftlerin, auf dem Papier. Im echten Leben ist sie Aktivistin für Kinderrechte gegen Genitalverstümmelung und für die Trennung von Staat und Kirche. Außerdem ist sie Veganerin und sieht darin die logische Konsequenz aus einem Erkenntnisprozess, den Sie selbst durchlaufen hat. Ganz ähnlich dem Prozess, der sie als Jugendliche zum Kirchenaustritt bewog.

In ihrem Vortrag über den "Karnismus" will sie aufräumen mit einem aus ihrer Sicht weit verbreiteten Vorurteil, Veganismus sei eine religiöse Überzeugung und bei Veganern handle es sich um verblendete Verrückte, die merkwürdigen Glaubensinhalten folgten.

Gislinde Nauy
Gislinde Nauy, Foto: privat

Mit ihren Überlegungen wendet sie sich nun auch und vor allem an erklärte Atheisten, die sich "omnivor" (also alles-essend) ernähren und sich über Veganer wundern. Dabei geht es ihr nicht um moralisierende Skandalisierung oder um die Zuweisung von Schuld. Vielmehr will sie anhand ihrer eigenen persönlichen Geschichte zeigen, wie tief erlernte Normen in unserer Gesellschaft sitzen können. Die Einsicht, dass ein Umdenkprozess oft schwer zu erzielen ist, wenn man sich selbst im Weg steht, dürfte dabei wohl die wichtigste Erkenntnis ihrer Präsentation sein.

Sollen am Ende alle als Veganer aus dem Vortrag gehen? Das ist nicht die Frage, die sich die Referentin stellt. Ihr Ziel ist eher ein Verständnis dafür zu erreichen, warum viele Menschen sich für eine vegane Lebensweise entscheiden und warum ein unreflektiertes Essverhalten ihrer Ansicht nach nicht zu einem säkular-humanistischen Lebensstil passe.

Die Referentin setzt bei der Gestaltung ihres Vortrags auf Vernunft und Reflexionsvermögen statt auf Konfrontation. Es werden daher keine Bilder aus der Massentierhaltung oder von Schlachthöfen gezeigt. Fakten werden sachlich und knapp vermittelt – der Fokus liegt bei der Parallele zwischen dem Kirchenaustritt und der Entscheidung für eine vegane Lebensweise. Womöglich ist der Vortrag darum auch für Menschen, die sich schon länger vegan ernähren, dennoch von Interesse.

Kritische Stimmen und provokative Fragen im Anschluss an die Präsentation sind herzlich willkommen. Moderiert wird der "Humanistische Campus" von Tanja Reitmeier vom bfg Bayern.

Interessierte sind herzlich eingeladen, sich kostenfrei einzuschalten und mitzudiskutieren:
Donnerstag, 13. November 2025, 20:15 Uhr (Einlass pünktlich ab 20:15 Uhr)
Weitere Infos
Zugangslink (Zoom)

Der "Humanistische Campus" ist ein Online-Diskussionsforum in einer Kooperation zwischen dem Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern und dem Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes.
Die Live-Online-Veranstaltungen finden in den ungeraden Monaten an einem Donnerstag statt.

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