US-Wahl: Wer unterstützte wen?

Die Bürger*innen der USA haben Joe Biden zu ihrem 46. Präsidenten gewählt. Der noch amtierende Regierungschef Donald Trump sieht seine Niederlage zwar noch nicht ein und möchte gerichtlich gegen einen vermeintlichen Wahlbetrug vorgehen, doch aufgrund mangelnder Beweise dürfte sein Unterfangen wohl kaum von Erfolg geprägt sein. Zeit, sich genauer mit jenen zu befassen, die ihre Stimme abgaben.

Bei den US-Wahlen 2020 gingen in absoluten Zahlen so viele Menschen wie nie zuvor zu einer Wahl in den Vereinigten Staaten. Rund 160 Millionen Wahlberechtigte votierten für ihren jeweiligen Favoriten. Das entspricht 66,4 Prozent der Bevölkerung. Eine derart hohe Wahlbeteiligung gab es in den Vereinigten Staaten zuletzt im Jahr 1908. Doch wie sehen die Unterstützer*innen der Republikanischen respektive der Demokratischen Partei aus? Können Gruppierungen benannt werden, die fast ausschließlich einen bestimmten Kandidaten bevorzugten? Ex-Präsident Barack Obama hatte bekanntlich seine Wahlsiege vor allem auch den vielen Stimmen von Afroamerikaner*innen und jungen Wähler*innen zu verdanken.

Im Hinblick auf die Weltanschauung gibt es deutliche Unterschiede. Ganze 90 Prozent der schwarzen Protestant*innen gaben ihre Stimme dem designierten Präsidenten Joe Biden. Ebenso wie 88 Prozent der Atheist*innen, 79 Prozent der Agnostiker*innen und 70 Prozent der Menschen jüdischen Glaubens. Die Mehrheit der evangelikalen Christ*innen wählte allerdings Donald Trump. Unter den weißen Protestant*innen waren es sogar 78 Prozent, die Trump unterstützten. Obwohl der noch amtierende Präsident regelmäßig mit "unchristlichen" Skandalen Schlagzeilen machte, halten ihm viele seiner religiösen Fans die Treue.

Gemäß dem Politologen Christian Lammert könnte eine Ursache dafür sein, dass es sich um eine "politische Interessensgemeinschaft" handele, bei der Trump eine Art Freibrief für seine Machenschaften erhalte, sofern dieser sich gegen die Ehe für alle, gegen Abtreibungen und wie jüngst etwa für die Vereidigung einer erzkonservativen Verfassungsrichterin einsetze. Dass das von Trump angepriesene "Wundermittel" gegen Corona mit den Zellen von abgetriebenen Föten entwickelt wurde, wird von den Evangelikalen gekonnt ignoriert. Die Pro-Life-Fraktion hat sich dazu bisher ausgeschwiegen.

Allerdings haben sich mehrere hochrangige Geistliche in den USA offen von Trump ab- und Biden zugewandt. Insbesondere von den katholischen Gläubigen konnte Biden im Vergleich zu seinem Kontrahenten viele Stimmen ergattern. Joe Biden hatte im Wahlkampf wiederholt auf seine katholischen Wurzeln verwiesen, aus der Bibel zitiert und betont, dass er – in Anlehnung an das entsprechende theologische Konzept – die "Seele der Nation" bewahren möchte. Nach John F. Kennedy wird Joe Biden der zweite Präsident der USA sein, der bekennender Katholik ist. Laut eigener Aussage hält er alle Menschen für Kinder Gottes und sein religiöser Glaube formt sein gesamtes Tun. Allerdings erkennt er auch an, dass andere Menschen anders denken und positioniert sich selbst etwa für die Entscheidungsfreiheit bei Schwangerschaftsabbrüchen, obwohl er der Ansicht ist, dass das Leben mit der Empfängnis beginne.

Auch andere Gruppen konnte Biden mehrheitlich für sich gewinnen. Die zur Wahl gegangenen Frauen stimmten mit 56 Prozent für ihn, wohingegen von diesen Stimmen lediglich 43 Prozent auf den Amtsinhaber entfielen. Auch jüngere Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren konnte Biden mit 62 Prozent (Trump 35 Prozent) klar überzeugen, ihm die Stimme zu geben. Die lateinamerikanischen Wähler*innen votierten zu 66 Prozent für Biden. Gerade einmal 12 Prozent der Afroamerikaner*innen machten ihr Kreuz beim scheidenden Präsidenten. Aufgrund der langanhaltenden Rassismus-Diskussionen in den USA war ein derart niedriger Prozentsatz allerdings absehbar. Lediglich bei den Wähler*innen über 65 Jahre sowie den weißen und vom Land stammenden Bürger*innen konnte Donald Trump einen leichten Vorsprung gegenüber seinem Herausforderer erzielen. Aufgrund der Corona-Pandemie gaben etwa 35 Prozent der Demokraten- und 42 Prozent der Republikaner-Anhänger ihre Stimme persönlich ab. Alle anderen bevorzugten die Briefwahl.

Trotz des mittlerweile recht eindeutigen Votums der US-Bevölkerung für Joe Biden als Präsident und Kamala Harris als Vizepräsidentin, möchte Donald Trump keinen geregelten Übergangsprozess einleiten. Der Politikwissenschaftler Norman Ornstein erwartet bis zur Abstimmung der Wahlleute am 14. Dezember oder aber vielleicht sogar bis zur offiziellen Vereidigung des neuen Präsidenten am 20. Januar noch viel "verbrannte Erde" durch Trumps Agitation. Wie diese konkret aussehen kann, zeigt sich etwa an Entlassungen im Verteidigungsministerium, um entscheidende Positionen mit stärker gegenüber Trump loyalen Persönlichkeiten zu besetzen.

Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika steht jedoch klar hinter der Demokratie. Satte 79 Prozent erkennen den Sieg von Joe Biden an und lediglich 13 Prozent gaben bei der entsprechenden Umfrage an, dass der Wahlausgang noch offen sei.

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