Kommentar

Synodaler Weg: Echte Reformen oder heiße Luft?

Von bahnbrechenden Reformentscheidungen des "Synodalen Wegs" der katholischen Kirche in Deutschland war am vergangenen Samstag in den Medien zu lesen. Doch erstens sind die Entscheidungen bei Weitem nicht so bahnbrechend wie von den Reformern erhofft, und zweitens ist fraglich, welche der Entscheidungen überhaupt umgesetzt werden. Der Vatikan hat Reformideen des Synodalen Wegs jedenfalls schon mehrfach deutlich abgelehnt.

Vor allem durch den Missbrauchsskandal verloren im Verlauf der vergangenen Jahre mehr und mehr Gläubige ihr Vertrauen in die katholische Kirche, die den Missbrauch jahrzehntelang ermöglicht, billigend in Kauf genommen und vertuscht hatte. Um das Vertrauen zurückzugewinnen, wurde 2019 der "Synodale Weg" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit den kirchlichen Laien wollten die Funktionäre der deutschen katholischen Amtskirche Wege zum Machtabbau in der Kirche finden und über Sexualmoral sowie weitere heikle Punkte sprechen. Was die Laien sprachen, gefiel jedoch nicht jedem. Denn es stellte sich heraus, dass an der kirchlichen Basis zum Beispiel der Wunsch besteht, dass Priester heiraten dürfen und dass das Priesteramt auch von Frauen ausgefüllt werden darf.

Deutlich hatte sich in den Vollversammlungen des Synodalen Wegs in den vergangenen Jahren gezeigt, dass den größtenteils reformwilligen Laien von einer breiten Front konservativer Bischöfe massiver Gegenwind entgegen blies. Im vergangenen Jahr drohte der Synodale Weg sogar zu platzen, weil die Mehrheit der Bischöfe einer Neuausrichtung der katholischen Sexualmoral nicht zustimmte.

Einen solchen Eklat wollte man bei der fünften Vollversammlung in der vergangen Woche offensichtlich vermeiden, um der Öffentlichkeit vermeintlich Großes präsentieren zu können. "Reformkräfte erkennen geschlechtliche Vielfalt an", so titelte denn auch die Tagesschau. Überdies sollen Frauen Diakone werden können und offizielle Segensfeiern für Homosexuelle durchgeführt werden, war in den Medien zu lesen.  

Was sich für katholische Verhältnisse auf den ersten Blick tatsächlich erstaunlich liest, hat jedoch mehr als einen Pferdefuß. Um mit dem Synodalen Weg  überhaupt zu einem einigermaßen nennenswerten Ergebnis zu kommen, steckten vor allem die reformwilligen Laien ihre Ansprüche zurück. Von der Durchsetzung einer Priesterweihe für Frauen ist nicht mehr die Rede. Diese Idee soll nun bloß noch in den weltkirchlichen Diskurs eingebracht werden. Und allein, um durchzubringen, dass Rom die Bitte vorgelegt wird, dass wenigstens das Amt des Diakons für Frauen geöffnet werden möge, musste auf die Formulierung "diakonisches Leitungsamt" verzichtet werden, berichtet die Tagesschau.

Bei der medial gepriesenen Anerkennung der geschlechtlichen Vielfalt handelt es sich lediglich um eine "Empfehlung" an die Bischöfe, konkrete Verbesserungen für inter- und transgeschlechtliche Gläubige in ihren Diözesen vorzunehmen, wie zum Beispiel das Weglassen des Geschlechtseintrags im Taufregister bei intersexuellen Menschen sowie bei transgeschlechtlichen Gläubigen die Ermöglichung einer nachträglichen Veränderung des dortigen Geschlechts- und Namenseintrags. Bindend ist das nicht. 

Dass sich der Synodale Rat mehrheitlich für offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare ausspricht, wird ebenfalls hochgelobt. Übersehen wird dabei jedoch, dass eine Segensfeier keine kirchliche Eheschließung darstellt. Die Diskriminierung katholischer Homosexueller setzt sich also fort. Aber selbst dieser kleine Schritt der deutschen katholischen Kirche in Richtung der modernen Welt wird eben nicht mehrheitlich von den Bischöfen in der Synodalversammlung mitgetragen. Anders als beim Eklat vor einem Jahr blockierten die reformskeptischen Kirchenfürsten die Abstimmung lediglich nicht mit einer Nein-Stimme, sondern enthielten sich. Zustimmung sieht anders aus.

Möglicherweise verbirgt sich hinter dieser Enthaltungs-Mentalität bereits die Überzeugung, dass der Synodale Weg letztlich ohnehin nur eine Farce war, deren Ergebnisse Rom bald abkanzeln wird. Der Vatikan jedenfalls hat schon mehrfach erklärt, dass er vom Synodalen Weg in Deutschland nicht begeistert ist und ihn nicht für befugt hält, "die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten".

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