COTTBUS. (rog) Die ZDF-Reporterin Britta Hilpert ist gestern Abend von AfD-Anhängern in Cottbus tätlich angegangen worden. Hilpert, die auch Vorstandssprecherin von Reporter ohne Grenzen ist, wurde auf der AfD-Demonstration, die unter dem Motto „Asylchaos stoppen“ stattfand, angerempelt und geschubst, als sie einer Teilnehmerin Fragen stellen wollte, die dem Interview mit dem ZDF bereits zugestimmt hatte. Der Angriff durch mehrere Demonstranten wurde so massiv, dass die anwesende Polizei dazwischen gehen musste.
Auf die Beschwerde von Britta Hilpert, die das ZDF-Studio Potsdam leitet, erwähnte die AfD-Kreisvorsitzende Marianne Spring von der Bühne herab den Vorfall und forderte die Demonstranten auf, friedlich zu bleiben. Die Menge reagierte darauf mit Buh-Rufen und skandierte "Lügenpresse, Lügenpresse!". Nach der Veranstaltung entschuldigte sie sich persönlich. In einem späteren ZDF-Interview betonte der Thüringer AfD-Sprecher Björn Höcke, die Pressefreiheit sei "ein hohes Gut", wiederholte aber auch die Kritik, viele Journalisten transportierten nur "die Meinung einer kleinen politischen Kaste".
Reporter ohne Grenzen beobachtet mit Sorge, dass die bei Pegida-Demonstationen und NPD-Veranstaltungen schon alltäglich gewordenen Angriffe auf Journalisten jetzt auch bei der AfD-Anhängern kein Tabu mehr sind. Hier offenbart sich eine deutliche Diskrepanz zwischen dem propagiertem Selbstbild der Partei und den Einstellungen zumindest eines Teils ihrer Anhänger, bis hin zur Gewaltbereitschaft.
Seit Januar 2015 zählte Reporter ohne Grenzen in Deutschland insgesamt 22 tätliche Angriffe gegen Journalisten. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Deutschland auf Platz 12 von 180 Staaten.
1 Kommentar
Kommentare
Dieter Bauer am Permanenter Link
Das gezeigte Verhalten ist alarmierend. Vergleiche mit Vorgängen aus der Zeit der Entstehung des Nationalsozialismus drängen sich auf.