MÜNCHEN. (hpd) Kurz vor Weihnachten doch ein feierliches Ereignis der eher ungewöhnlichen Art, die Verleihung des Kunstpreis Blasphemie "Der Freche Mario" 2010, der zum zweiten Mal ausgeschrieben war. Die Preisträger sind Olaf Encke/Claudia Romero für den Auszug aus ihrem Kurzfilm "Judas und Jesus", Wolfgang Norden für die Illustration "Moral - Oral" und Ulf Grenzer mit der Zeichnung "Echt".
Gesucht wurden in diesem Jahr wie schon 2008 wieder Kunstwerke, die humorvoll und intelligent übernatürliche (= meist religiöse) Vorstellungen auf die Schippe nehmen und so geeignet sind, deren Alleinvertretungsanspruch (siehe z.B. 1. Christliches Gebot) zu unterminieren und somit die Freiheit von Gesellschaft und Kunst zu fördern.
"Der Freche Mario" soll alle zwei Jahre verliehen werden und ist dotiert mit 3.000 (die sich die ersten drei Preisträger teilen); der Preis wird ausgelobt vom bfg mÜnchen auf Initiative von Wolf Steinberger (Unternehmer, Vorsitzender des bfg mÜnchen), der auch das Preisgeld stiftet. Seinen Namen hat der Kunstpreis "Der Freche Mario" nach dem 1994 verstorbenen Sohn des Preisstifters, für den er stellvertretend im Leben "bunte Blüten" treiben will.
Die Veranstaltung, die von der Giordano Bruno Stiftung unterstützt wird, stand in diesem unter der Schirmherrschaft von Jacques Tilly, Grafiker, Wagenbauer und Beirat der Giordano Bruno Stiftung. Die Jury-Mitglieder waren Fiona Lorenz (hpd), Arik Platzek (wissenrockt), Jörg Salomon (Grafiker), Wolf Steinberger (bfg mÜnchen) und Assunta Tammelleo (bfg mÜnchen). Michael Wladarsch (Galerie 84GHz, Vorstand bfg mÜnchen) war zuständig für die Organisation in feierlichem Rahmen. Er eröffnete die Veranstaltung mit den Grußadressen von Gerhard Haderer (Beirat Giordano Bruno Stiftung), Michael Schmidt-Salomon und Jacques Tilly...
"Vielen Dank für die Anfrage um eine Grußadresse, der ich gerne nachkomme. Selber vor fünf Jahren - wenn auch nicht in Deutschland, sondern in Griechenland - wegen des Vorwurfs der Blasphemie in Abwesenheit zunächst zu 6 Monaten Haft verurteilt (später freigesprochen), weiß ich um die besondere Bedeutung des "Frechen Mario". In den noch guten Zeiten müssen die Grenzen für Rede-, Presse-, Meinungsfreiheit und der Freiheit der Kunst geweitet werden, in weniger demokratischen Ländern geht das auch heute immer noch nur unter Gefahr für Leib und Leben. Deshalb haben wir in unserem Kulturkreis eine besondere Verantwortung um die Bürger- und Menschenrechte auf der ganzen Welt. Und genau darum danke ich den "Schöpfern" des Kunstpreis "Der Freche Mario" ganz besonders für diese Idee, ihre Umsetzung und den zahlreichen Bewerbern fürs Mitmachen. Ganz herzliche Grüße aus Österreich! (Gerhard Haderer)
„Das Recht zu beleidigen, ist sehr viel wichtiger, als das Recht, nicht beleidigt zu werden“, erklärte der britische Komiker Rowan Atkinson, auch bekannt als „Mr. Bean“. Recht hat er! Vor allem, weil manche Menschen in Bezug auf ihren Glauben so unglaublich schnell beleidigt sind, dass sie das „wunderbare Geschenk der Kritik“ nicht einmal in homöopathischer Dosis ertragen können. Es gehört zu den großen Rätseln der menschlichen Natur, dass dieselben Menschen, die es mit einem Schulterzucken quittieren, wenn eine vermeintliche „Ehebrecherin“ direkt vor ihren Augen zu Tode gesteinigt wird, augenblicklich mit bittersten Weinkrämpfen in sich zusammenfallen, sobald man ihnen eine harmlose Karikatur ihres Propheten auf einem Stück Papier zeigt. Tragischerweise hat sich diese „Internationale der beleidigten Leberwürste“ zum Ziel gesetzt, ihre Humorphobie zum zentralen Maßstab der internationalen Politik zu machen. Diesem kastenköpfigen Bestreben dürfen wir keinesfalls nachgeben! Denn der Freiheitsgrad einer Gesellschaft steht und fällt mit der Freiheit, die Satiriker in ihr genießen. Deshalb ist die Verleihung des „frechen Mario“ nicht nur ein subversiver, sondern auch ein dezidiert aufklärerischer Akt. Im Namen der Giordano-Bruno-Stiftung darf ich allen Teilnehmern und besonders den Preisträgern herzlich gratulieren! Machen Sie bitte weiter so! Und vergessen Sie nicht: Unsere Lage ist vielleicht hoffnungslos, aber nicht ernst! (Michael Schmidt-Salomon)
„Im Zentrum der Religionen steht mitnichten die Liebe, sondern die Angst. Die Angst vor der Sünde, die Angst vor Gottes Strafe und vor den vielfältigen Strafmöglichkeiten seiner anmaßenden Vertreter auf Erden. Deshalb fürchten Fundamentalisten, religiöse Würdenträger und Autoritäten aller Art nichts mehr als das angstfreie Lachen. Durch Satire, Spott und subversive Kunst werden sie um ihr wirksamstes Herrschaftsinstrument gebracht. Als Schirmherr des Kunstpreises spende ich deshalb den Organisatoren und den Teilnehmern meinen ausdrücklichen Segen und preise hiermit insbesondere die glücklichen Gewinner.“ (Jacques Tilly)
Humor ist...?
In diesem Jahr wurden 221 Einsendungen von der Jury bewertet. Jedes Jury-Mitglied bewertete die seiner Meinung nach acht besten Beiträge. Die Gewinner sind:
1. Platz - Olaf Encke/Claudia Romero für den Auszug aus ihrem Kurzfilm "Judas und Jesus",
2. Platz - Wolfgang Norden für die Illustration "Moral - Oral",
3. Platz - Ulf Grenzer mit der Zeichnung "Echt".
Die Gewinner des ersten Preises freuten sich besonders, weil sie kurz davor einen Sieg der anderen Art errungen hatten. Ihr Film (in voller Länge 14 Minuten, im Wettbewerb als 5-minütiger Auszug) war zunächst von der Jury der Filmbewertungsstelle Wiesbaden als förderungswürdig eingestuft worden, mit inoffiziellem Bescheid. Im offiziellen Bescheid vom 23.01.2009 wurde dies jedoch abgelehnt, was den Machern auf ihren Widerspruch hin auch nochmals bestätigt worden ist. Auf erneuten Widerspruch wurde diese Absage zurück genommen, inzwischen ist "Judas und Jesus" ganz offiziell als besonders wertvoll eingestuft, hierzu zusätzlich herzlichen Glückwunsch! Der bfg mÜnchen bemüht sich um Aufführungsmöglichkeiten dieses besonderen Films!