McDonald’s fördert evangelikale Missionierung

Mit der Förderung der „Arche“ hat die McDonald’s Kinderhilfe somit offenbar gleich zweifach gegen ihre eigene Förderrichtlinie verstoßen:
• Zum einen dadurch, dass sie Organisationen mit religiösem Hintergrund fördert.
• Zum anderen dadurch, dass das Geld nicht dem Förderzweck „schwer kranke Kinder“ zugute kommt.

Die „Arche“ ist bibeltreu-evangelikal

Hinzu kommt noch, dass die „Arche“ nicht einfach nur irgendwie christlich orientiert ist, sondern dass es sich um eine bibeltreu-evangelikale Missionierungsorganisation handelt.

Die „Arche“ ist bei der Evangelischen Allianz in Deutschland als verbundenes Werk ausgewiesen. Damit arbeitet die „Arche“ auf der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz von 1846. (Also noch vor der Veröffentlichung von Darwins „Entstehung der Arten“ 1859!) Diese Glaubensbasis geht z.B. von der „göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und höchsten Autorität“ aus. Dem „gefallenen Menschen“ wird darin „völlige Sündhaftigkeit und Schuld“ bescheinigt, „die ihn Gottes Zorn und Verdammnis aussetzen“. Vor Gottes Zorn und Verdammnis kann man dieser Glaubensbasis zufolge nur gerettet werden „aufgrund des Glaubens an Jesus Christus“. Schließlich wird in der Glaubensbasis die „Erwartung der persönlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit“ erklärt.

Dass dies die Arbeitsgrundlage der Arche ist, bestätigt auch ein Bericht von Pastor Thies Hagge aus Hamburg-Jenfeld über die Arche:

Die geistliche und theologische Grundlage der Arche ist die Erklärung der Evangelischen Allianz [...]

In der von Prof. Dr. Klaus M. Schmals geleiteten Studie „Eine Arche für die armen Kinder von Hellersdorf“ von 2007 heißt es:

Als „Freie Evangelische Schule“ steht im Mittelpunkt des pädagogischen Konzepts der Arche-Grundschule - neben allen Aufgaben, die auch staatliche Grundschulen erfüllen - die Vermittlung christlicher Werte. Die Bibel gilt hierbei „als einzig vollständige und richtige Interpretation dieser Welt.“ (vgl. hier „Die pädagogische Konzeption der Arche-Grundschule“, 2006, Berlin, S.1). Der Gott der Bibel gilt als der „Schöpfer des Universums“. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zwar unterrichtet, jedoch betrachtet man sie als vorläufig und es gilt diese in die biblische Weltdeutung einzuordnen (ebenda). In diesem Sinne beginnt auch jeder Schultag für die Kinder mit einer Andacht – die Kinder beten frei und nicht vorformuliert. Frau [M.] legte großen Wert darauf, zu betonen, dass der christliche Glaube in der Schule als ein Angebot an die Kinder zu betrachten sei. Niemand werde gezwungen zu beten, geschweige denn an Gott zu glauben. Alle Kinder seien willkommen. [Hervorhebungen von mir.]

Die „Arche“ ist missionarisch

Pastor Hagge schreibt darüber hinaus:

Vor gut 10 Jahren erwuchs aus einem ursprünglich geplanten Gemeindegründungsprojekt in einem Stadtteil des ehemaligen Ost-Berlin das christliche Kinder- und Jugendwerk Arche [...] Von vornherein war das Ziel des Projektes, Kindern die Liebe Gottes in Wort und Tat nahezubringen. [...] Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Arche sind praktizierende Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften [...] Die Arbeit der Arche beinhaltet das Angebot eines kostenlosen Mittagessens, individuelle Begleitung der Kinder einschließlich ihrer Familien [...], Hausaufgabenhilfe, verschiedene pädagogisch sinnvolle Freizeitangebote sowie das Angebot der Vermittlung des christlichen Glaubens. Dies geschieht in verschiedenen geistlichen Angeboten sowie insbesondere in der wöchentlich stattfindenden „Kinderparty“, einem die Prinzipien von Willow Creek und Bill Wilsons Metro-Church (größte Kinderkirche der Welt in New York) verbindender Kindergottesdienst.

Die „Angebote“ der Arche sind aber typischerweise derartig integriert, dass es – gerade für Kinder – schwierig sein dürfte, sie auszuschlagen. Die Arche weist gerne darauf hin, dass sie den Kindern kostenlose warme Mahlzeiten anbietet. Vor dem Essen wird dabei gebetet (natürlich „freiwillig“). Der Berliner PDS-Bezirksverordnete Martin Uther bezeichnete dies als ehrenrührige „Missionierung durch den Magen“.

Bei Sommercamps gibt es morgendliche Andachten. Beim Chor werden christliche Lieder gesungen. Es war von einer Geburtstagsparty zu lesen, bei der man bei einem Spiel mit Bibelwissen für sein Team punkten konnte. In Bibelstunden werden die aktuellen Probleme und Themen der Jugendlichen gezielt aufgegriffen, um anhand der Bibel „Lösungen“ zu erarbeiten. Dazu heißt es in der bereits erwähnten Studie:

Die aktive Weitergabe des Glaubens an die Kinder und Jugendlichen erfolgt im Rahmen der alltäglichen Probleme in der „Arche“. Bezogen auf die aktuellen Probleme wird ein entsprechendes Kapitel in der Bibel gesucht (z.B. eines über Selbstwertgefühl oder Wertschätzung). Die Inhalte der Bibel sollen dann die Kinder und Jugendlichen bei der Bewältigung ihrer Probleme unterstützen. Um diese für die Inhalte der Bibel empfänglich zu machen, muss man bei ihnen erst einen „Kern“ ansprechen, der durch tägliche Erlebnisse beziehungslos, kraftlos, kaputt gemacht oder gänzlich verschüttet wurde. Das Herz der Kinder und Jugendlichen muss mit viel Liebe „repariert“ werden. Ist dies erreicht, öffnen sich die Herzen und werden für Glaubensinhalte zugänglich.

Entsprechend schreibt z.B. die taz über die „Arche“:

In der Tat spielt Gott in dem Projekt eine wichtige Rolle. "Jesus gibt Halt im Leben" und andere Bibelsprüche sind an den beigefarbenen Wänden zu lesen. Vor dem Essen wird gebetet, einmal im Monat gibt es einen Familiengottesdienst, und in Gesprächskreisen lernen die Kinder Bibelgeschichten kennen. Da wirkt das das Banner über dem Arche-Eingang wie ein Aufruf an die Hellersdorfer: "Lasset die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran - die Bibel".

Bei telepolis ist zu lesen:

Einmal in der Woche gibt es dann die große Sause - den als "Kinderparty" annoncierten Kindergottesdienst. Auch "geistlichen Ausdruckstanz" können die Jung-Hellersdorfer lernen - bei der Tochter von Arche-Gründer Bernd Siggelkow. Zudem bringen Gesprächskreise den Kleinen die religiösen Texte näher, aber auf die sanfte Tour.

Bei der Bahnhofs- oder Seemannsmission werden ähnliche Angebote an Erwachsene, die weitaus geringeren Umfang haben, offen als „Mission“ bezeichnet. Die Studie spricht von einer "aktiven Weitergabe des Glaubens an die Kinder und Jugendliche“. Demgegenüber behauptet die Arche „Bei uns wird nicht missioniert!“ Dies wirft die Frage auf, ab wo nach dem Verständnis der Arche „Missionierung“ beginnen soll.

Dem Wiktionary zufolge bedeutet „Mission“ jedenfalls „das Verbreiten einer religiösen Lehre“, und eine „missionierende Religion“ ist Wikipedia zufolge „eine Religion, die ihre Botschaft aktiv verbreitet. Sie glaubt sich berufen, Nichtgläubige und Andersgläubige zu überzeugen und sie in die betreffende Religion aufzunehmen.“