Die Christliche Rechte von A bis Z

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US-Flags / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Die regelmäßige Berichterstattung über die Christliche Rechte in den USA hat vielleicht manchen Leser etwas ratlos hinterlassen. Das liegt zum einen daran, dass es aufgeklärten Europäern schwer fällt, sich in die Gedankenwelt der Evangelikalen hineinzudenken, zum anderen aber auch daran, dass in den USA eine nahezu unüberschaubare Vielzahl von Personen oder Organisationen für ihre Interpretation des Christentums werben.

Außerdem ist der jeweilige Beobachtungszeitraum von nur einem Monat recht kurz gewählt. Die knapp gefassten Rückblicke sind also immer nur Momentaufnahmen, die es schwer machen, die großen Strukturen zu erkennen. Dem Leser sei also noch einmal mein MIZ-Artikel aus dem Jahr 2008 empfohlen, der eine Bestandaufnahme der Jahre der Bush-Regierung darstellt. Zum anderen werden an dieser Stelle stichwortartig die wichtigsten Akteure der Christlichen Rechten vorgestellt. Fortan werde ich in den Rückblicken auf eine detaillierte Vorstellung der wichtigsten Figuren verzichten, um einen flüssigeren Schreibstil zu ermöglichen.

Die American Family Association ist eine Organisation, die die Familienwerte verteidigt. Sie warnt vor unchristlichen Filmen aus Hollywood und schreckt dabei auch vor antijüdischen Attacken nicht zurück. Im Jahr 2008 organisierte die Organisation einen landesweiten Boykott von McDonald's, da die Restaurantkette ihre Mitarbeiter in der Ausbildung zu Toleranz gegenüber Schwulen auffordert.
Gegründet wurde die Organisation von Methodistenpastor Don Wildmon, dessen Sohn Tim Wildmon die Organisation heute leitet. Sprachrohr ist jedoch Pastor Bryan Fischer, der für die AFA-Radiosendung/Blog zuständig ist und sich nahezu täglich entweder homo- oder islamophob äußert.

Die Assemblies of God (AoG) sind die weltweit größte pfingstlerische Konfession und auch in den USA ansässig.

Der traditionalistische Katholik Pat Buchanan lehnt die innerkirchlichen Reformen des 2. Vatikanischen Konzils ab. In den 80er Jahren war er Redenschreiber und Berater Ronald Reagans.
In den 90ern griff er selbst nach der Macht und konnte fast 25% der Republikaner auf seine Seite bringen. Er fiel vor allem durch sexistische, rassistische und antisemitische Parolen auf.

Die Catholic League versteht sich selbst als Bürgerrechtsorganisation, die diskriminierten Katholiken zu Hilfe eilt. Ihr gehören hunderttausende Mitglieder an. Ihr Vorsitzender, Bill Donohue, neigt zu Wutausbrüchen, wenn der Papst kritisiert wird. Mit Vorliebe hetzt er gegen Juden und Schwule, verteidigte aber die katholische Kirche im Skandal um Kindesmissbrauch.

Chuck Colson war als Berater des Präsidenten die Schlüsselfigur in der Watergate-Affäre. Während seines Prozesses, der in einer Haftstrafe endete, konvertierte er zum evangelikalen Christentum. Damals als taktisches Manöver, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, gewertet, steht heute fest, dass die Konversion aufrichtig war. Er meldet sich weiterhin zu Wort und stellt die Regierung Obama auf eine Stufe mit Hitler. Aus seiner Zeit im Weißen Haus resultieren beste Kontakte in die Politik.

Lou Engle ist ein Prediger, zu dessen TheCall Predigtveranstaltungen bis zu 100.000 Gläubige kommen. Er gilt als enger Freund des Senators Sam Brownback und versucht Abtreibungen in den USA zu verbieten.

Jerry Falwell war in den 80er Jahren als Gründer der Moral Majority die Führungsfigur der Christlichen Rechten. Er unterstützte die Rassentrennung in den USA und Südafrika, bezeichnete den 11. September als göttliche Strafe für unchristliche Amerikaner und outete Teletubby Tinky-Winky als schwul. Obwohl 2007 verstorben, wirkt er über den Tod hinaus. Das von ihm gegründete Liberty Counsel nimmt immer noch Einfluss auf die Politik, während die Liberty University als Kaderschmiede der Christlichen Rechten gilt.

Das Family Research Council entstand als Unterorganisation von FOTF, ist heute aber selbstständig. Es warnt die amerikanische Bevölkerung vor der Homoehe und empfiehlt „Kein Sex vor der Ehe“ statt Sexualaufklärung. Tony Perkins, Präsident des FRC, bewegte sich in der Vergangenheit in rechtsextremen Kreisen.

Focus on the Family tritt ebenso für Familienwerte ein. Die Organisation wurde vom Psychologen James Dobson gegründet, der sich aus Altersgründen jedoch aus der Führung zurückgezogen hat. FOTF veröffentlicht Erziehungsratgeber, die Eltern aus biblischer Perspektive erklären, warum und wie man am besten ein Kind schlägt. Außerdem zählt die Organisation fleißig mit, wie oft in Fernsehsendungen „Fuck!“ geschrien wird.

Billy Graham gilt als Evangelikaler Papst und erreichte weltweit Millionen Gläubige bei Missionsveranstaltungen. Er traf sich mit zahlreichen US-Präsidenten und beriet sie in wichtigen Entscheidungen. Inzwischen ist er in Rente, hat als Sohn christlicher Missionare jedoch eine Dynastie von Predigern begründet. Sein Sohn Franklin Graham leitet das baptistische Familienimperium und selbst seine Enkel stehen bereits großen Gemeinden vor.

John Hagee leitet als Senior Pastor eine Mega-Church, die wöchentlich mehr als 10.000 Besucher zu den Gottesdiensten empfängt. Über das Fernsehen erreicht er ein Millionenpublikum. Er hat die Christians United for Israel gegründet, einen Zusammenschluss hochkarätiger Evangelikaler, die im Nahostkonflikt Israels Politik bedingungslos unterstützen und zum Kreuzzug gegen den Islam aufrufen. Trotzdem ist Hagee Antisemit und behauptet beispielsweise, dass Hitler von Gott gesandt wurde, um die Juden aus Europa zu vertreiben, um so indirekt den Staat Israel zu gründen.

Mike Huckabee ist der Liebling der Christlichen Rechten. Der SBC-Pastor war für zwei Amtszeiten Gouverneur von Arkansas und schnitt 2008 in den republikanischen Primaries überraschend gut ab, auch wenn er John McCain den Vortritt überlassen musste. Über eine erneute Präsidentschaftskandidatur 2012 wird spekuliert. Der Befürworter der Todesstrafe lobte die vorbildliche Behandlung der Gefangen in Guantanamo Bay und forderte, AIDS-Kranke in Quarantänelager zu stecken.

Nach wie vor hält die Christliche Rechte an der Judenmission fest, glaubt also, dass Juden, die Jesus nicht als den Erretter anerkennen, zur Hölle fahren. Die Evangelikalen unterstützen Organisationen wie Jews for Jesus, die als Alibijuden weiterhin an jüdischen Bräuchen festhalten, aber Jesus als Messias anerkennen und selbst Antisemitismus predigen.

Kreationismus ist der Glaube, dass Gott die Welt, wie im Buch Genesis beschrieben, erschaffen hat. Die Erde ist also 6000 Jahre alt, eine Evolution oder der Urknall haben nie stattgefunden. Je nach Umfragen vertreten ein Drittel bis ein Viertel der Amerikaner diese Ansicht.

Tim LaHaye ist der Verfasser der erfolgreichen Romanreihe Left Behind, die beschreibt, wie die Welt laut Ansicht der Evangelikalen kurz vor der apokalyptischen Endschlacht von Armaggeddon aussieht. Der Pastor der SBC ist gleichzeitig christlicher Zionist und Antisemit.