Was macht eigentlich... die Buskampagne?

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Der Bus / Fotografie © Evelin Frerk, Grafik © Peter Iblher

BERLIN. (hpd) Uups. werden sich viele fragen, da gab es doch einmal eine „atheistische Buskampagne“... Und gibt es die jetzt wieder noch einmal oder etwas Neues oder Anderes? Nein und Ja, es gibt keine neue Kampagne aber einen weiteren Schritt einer anhaltend guten Idee und ihrer medialen Umsetzung.

Heute, am 30. Mai 2011, sind es nun exakt zwei Jahre her, dass der rote Doppeldecker der deutschen Buskampagne auf seine knapp dreiwöchige Rundreise (vom 30. Mai bis 18. Juni 2009) durch Deutschland startete.

In einem ersten Überblick schrieben die Initiatoren am 20. Juni 2009: Buskampagne – ein erster Rückblick: „Die „Atheist Bus Campaign“ und ihre regionalen Ableger sind eine der weltweit meistbeachteten, auch kontroversesten und emotionalsten Werbekampagnen 2009 geworden. Die Buskampagne hat überall in Deutschland viele bewegt, neben einiger Kritik hat sie unglaublich viel Zuspruch und Unterstützung erfahren. Über Verbandsgrenzen hinweg sind neue persönliche Bekanntschaften und Kooperationen entstanden. Weitere Ideen zu anderen Aktionen sind im Entstehen. Und vor allem: unser Ziel einer stärkeren Wahrnehmung und Akzeptanz nichtgläubiger Positionen darf als erreicht gelten.

Jemand schrieb neulich „Atheisten sind zahlenfixiert“.

Hier also ein Resumée der Buskampagne in Zahlen:
15 – 20 Millionen Menschen in Deutschland haben wir mit der Kampagne erreicht °
1,5 Millionen Euro kostete eine bundesweite Plakataktion für die Kirche im Sommer 2002 (erinnert sich jemand daran?)
805.194 mal wurde die Website buskampagne.de bisher aufgerufen („Hits“)
500.000 Menschen haben den Bus auf der Straße gesehen
44.864 Euro wurden gespendet
5.081 Götter wurden in der Kampagne negiert
4.186 davon gelten als eifersüchtig und strafend
3.873 Kilometer hat der Bus zurückgelegt
2.022 Kommentare erntete unser Forenthema „Gibts Gott jetzt oder nicht oder was?“
1.750 Leute haben an einer Busrundfahrt teilgenommen
371 persönliche Dankesschreiben erhielten wir von Nichtgläubigen
253 T-Shirts wurden verkauft
26 persönliche Dankesschreiben erhielten wir von Gläubigen
4 mal wurde uns verbal Gewalt angedroht
1,60 Euro ist der Tausend-Kontakt-Preis der Kampagne
0 Gläubige wurden durch uns zum Atheismus bekehrt.“

Besonders die letzte Feststellung war den „sieben Gottlosen“ wichtig, da es Ihnen ausschließlich darum ging, die Nicht-Religiösen, Agnostiker und Atheisten in Deutschland zu ermutigen, sich stärker in der Öffentlichkeit zu zeigen und sich einzumischen.

Brave Busse fahren Linie, unser Bus fährt überall!

Heute, im Rückblick heißt es bei den Initiatoren u.a.: „Für mich war es die richtige Aktion zur richtigen Zeit. Durch die intensive Auseinandersetzung und Begegnung mit Religionen hat sich mein Bild ein wenig verändert – nicht unbedingt zum Vorteil von Religionen und Esoterikern, aber durchaus differenziert. Froh bin ich aber auch, mich jetzt nicht mehr ständig mit diesem Thema beschäftigen zu müssen, also nicht der Super-Atheist, sondern ein ganz normaler nicht gläubiger Mensch sein zu dürfen.“

Und: „Für mich war die Buskampagne die großartige Erfahrung, dass es eine ganze Reihe von Leuten gibt, die sich dem religiösen Glaubenszwang nicht beugen wollen. Dass es doch so viele Menschen gibt, die für ihr Recht einstehen, nicht glauben zu wollen. Die humanistischen Werten anhängen und nicht an die christliche Leitkultur glauben. Und die, wie ich, gleichberechtigt behandelt werden wollen.
Viele Gläubige tun ja immer so, als müssten sie ihre Kinder von der Straße holen, wenn eine Atheistin vorbei läuft. Als sei man ansteckend mit einer schlimmen Krankheit. Bis auf den heutigen Tag wollen mich gläubige Bekannte, Eltern der Mitschüler meiner Kinder, bekehren. Belächeln mich und meinen, ich würde eines Tages schon noch verstehen. In solchen Momenten helfen die Erinnerungen an die tollen Buskampagnen-Wochen, an die vielen Begegnungen und die vielen tollen Erfahrungen. Da hätte man gleich wieder Lust, es noch mal zu tun.“

Das ist zwar verständlich, aber gleichzeitig ist sicher, dass das nicht geschieht. Zumindest nicht durch die „sieben Gottlosen“. Das aus der Buskampagne entstandene erfolgreiche Folgeprojekt „Gottlos glücklich“ ist eben auch etwas anderes.

Die Buskampagne selbst und der rote Doppeldecker haben mittlerweile ihren Weg in Schulbücher zum Religionsunterricht und theologische Traktate gefunden und sind in der Ikonografie häufig das Sinnbild für den „Neuen Atheismus“ geworden, was eigentlich erstaunlich ist, da der Slogan ‚nur’ agnostisch ist.

Nun ist als Abschluss der Buskampagne ein Video durch Ricarda Hinz in Arbeit, dessen Trailer heute ins Netz gestellt wurde.

C.F.

[video:http://www.youtube.com/watch?v=mESkd3pDmpE]