Die 7 1/2 Leben des Walter Moers

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Vernissage / Fotos: Christian Voecks + Andrea Ballhause

OBERHAUSEN. (hpd) Ob Hitler mit Quietscheentchen in der Badewanne, das kleine Arschloch als kotzende Skulptur im Stile Rodins oder Bilder aus seinem Comic "Es ist ein Arschloch, Maria" - nichts und niemand ist vor Walter Moers' Humor und vor seinem Ernst sicher. Damit stößt er oft an, damit bringt er erfrischend anderen Wind in unser Denken. Doch er kann nicht auf den Provokateur reduziert werden. Vielfältig und voller Ideen ist sein Werk, das auch völlig unanstößige Welten, wie die des Käpt'n Blaubär, beinhaltet.

Zahlreich waren interessierte Menschen zur Vernissage der Ausstellung „Die 7 1/2 Leben des Walter Moers“ in die Galerie Ludwig in Oberhausen geströmt. Das bisherige Werk des Comic-Künstlers, Illustrators und Autors wird hier bis 15. Januar 2012 gezeigt.

Auf drei Etagen und in insgesamt neun Räumen (mit so schönen Themen wie „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ oder „Arschloch in Öl“) schaut man sich durch die verschiedenen Entwicklungen und Schaffensperioden von Walter Moers. Von den ersten Comics und Kindergeschichten über die Entwicklung der Knollennasen und dem berühmten kleinen Arschloch bis hin zu seinen Zamonien-Romanen und -Bildern ist alles vorhanden - immer fantasievoll, immer unterhaltsam, nicht immer jugendfrei. So hängt auch an der Treppe zum ersten Stock eine Figur mit dem entsprechenden Warnschild in den Händen.

Vom Kleinen Arschloch über Käpt'n Blaubär bis Zamonien

Garantiert jugendfrei ist es im Nebengebäude der Galerie, in dem man in Walter Moers' Welt des Käpt'n Blaubär eintauchen kann: Viele Handpuppen, inklusive dem Original-Käpt'n-Blaubär und dem Original-Schiffsmodel können von allen Seiten und ganz aus der Nähe bestaunt werden.

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Eröffnungsrede von Frau Dr. Vogt

Die Rede zur Eröffnung hielten der Oberbürgermeister von Oberhausen, Herr Wehling und Museumsleiterin und Kuratorin der Ausstellung, Frau Dr. Vogt. Herr Wehling führte in einer kurzen Ansprache durch die Sehenswürdigkeiten Oberhausens und übergab dann an Frau Dr. Vogt, die außer den Dankesworten an Freunde und Förderer und einem Überblick über die Ausstellung, auch das große Vertrauen hervorhob, dass Walter Moers der Galerie entgegengebracht hatte. Völlig freie Hand hatte er bei der Ausstellungsgestaltung gelassen und auch unveröffentlichte Werke zur Verfügung gestellt.

Unter den Gästen waren auch Carsten Sommer, Puppenbauer der Käpt'n-Blaubär-Figuren und -Kulissen und Ralf König, selbst bekannter Comic-Zeichner und Beiratsmitglied der GBS.

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Carsten Sommer mit Puppen aus der Käpt'n Blaubart Serie

 

Eine Hommage von Ralf König

Ralf König hat netterweise für uns ein paar Sätze zur Ausstellung geschrieben, die diesen Artikel beschließen: „Die Religionsverwurstung bei Walter war schon fast Dogma, an ihm kam ich nur schwerlich vorbei. Nach ‚Es ist ein Arschloch, Maria’ war mit dem Heiland als Comicnase kaum noch was zu reißen, darum hab ich mir den Apostel Paulus vorgenommen, den hatte Walter gottlob vernachlässigt. Aber zum Glück ist er nicht auf seine ‚Hostienschändung’ zu reduzieren, seine Palette ist so viel breiter, was man in Oberhausen beeindruckt sieht. Es ist klug, es ist radikal, verspielt, verträumt, grotesk, es ist für Kinder und Erwachsene, und dazu dieser Fleiß! Man gucke sich die Illus mit den Gnomen, Echsen und Bücherregalen zu den Zamonien-Romanen nur mal an, der Mann ist nach seinem extremen Minimalismus zu ‚Kleines Arschloch’-Zeiten besessen vom Gegenteil! So viele Striche, sehr aufwändig und filigran. Jede dieser Grafiken wäre eine Strafe für mich, ich bin ja eher ein fauler Zeichner. Nein, Walter ist ein ganz großer Humorist, womöglich derzeit der Größte - in der intelligenteren Liga, versteht sich.“

Andrea Ballhause

 

"Die 7 1/2 Leben des Walter Moers - Vom Kleinen Arschloch über Käpt'n Blaubär bis Zamonien".  25. September 2011 - 8. Januar 2012. Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen. Tel. 0208 412 49 28. Internet: www.ludwiggalerie.de